Die Liebe verzeiht alles
wollte sie zu Elan? B…bitte, ruf mich an. Wenn sie nicht da ist, hat er m…möglicherweise eine Idee, wohin sie gegangen sein könnte. Ich …“
Gus ergriff den Hörer. „Lilah? Ich bin gleich da.“
Nachdem Lilah ihren Geschwistern alles erzählt hatte, war Nettie nur schwer zu bewegen gewesen, nach Hause zu fahren. Inzwischen war sie mit Colin zurückgekehrt, um Lilah beizustehen, während Sara in ihrem Dienstwagen die Umgebung absuchte.
„Gus Hoffman!“, rief sie freundlich, als sie ihm die Tür öffnete, fasste ihn am Arm und zog ihn ins Haus. „Schön, dich wiederzusehen. Ich wollte schon längst bei dir vorbeigeschaut haben, um dich zu begrüßen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, dass wir uns unter diesen Umständen begegnen, aber ich bin froh, dass du da bist. Für Lilah.“
Gus war erstaunt. Er hatte damals kaum Kontakt zu Nettie gehabt. Allerdings hatte sie ihn immer begrüßt und offen angeblickt, wenn sie sich über den Weg gelaufen waren. „Vielen Dank“, erwiderte er förmlich und wünschte, er könnte die Befangenheit ablegen, die ihn noch immer in Gegenwart von den meisten Menschen befiel, die ihn noch von früher kannten. „Gibt es etwas Neues?“
„Nein. Sara und mein Mann Chase fahren die Straßen ab. Bree ist am Spalier bei ihrem Fenster heruntergeklettert. Wann, weiß keiner genau. Sie ist mit Saras altem Rad unterwegs.“
„Jeder auf der Ranch hält die Augen offen, falls sie vielleicht dorthin will. Meine Haushälterin hat beide Telefonnummern, die von hier und die von meinem Handy.“
Nettie nickte und führte ihn ins Wohnzimmer. Sein Herz schien einen Moment stillzustehen, als er Lilah sah. Sie saß gebeugt auf der Sofakante und wiegte sich vor und zurück, als könnte sie ihre Angst dadurch vertreiben.
„Lilah.“
Sie blickte auf, und ihre Augen offenbarten ihre ganze innere Not, spiegelten ihre Qual und ihren Schmerz, ihre Sorge und ihre Sehnsucht nach Trost und Nähe wider. „Sie ist weg, Gus. Ich habe sie im Stich gelassen, und nun ist sie fort.“ Sie sah zum Fenster. „Sie ist allein dort draußen, und es wird immer dunkler.“ Aufschluchzend barg sie das Gesicht in den Händen.
Gus eilte zu ihr, zog sie von der Couch hoch und drückte sie fest an sich. „Ihr wird nichts geschehen, und du wirst noch viele Gelegenheiten haben, für sie da zu sein“, sagte er leise dicht an ihrem Ohr, während sie sich an ihn klammerte. „Wir beide werden für sie da sein. Wir werden sie finden. Versprochen.“
Nettie murmelte etwas von Tee und Gebäck und verschwand zufrieden lächelnd in die Küche. Sie erinnerte sich an die Nächte, in denen sie von ihrem Zimmerfenster aus beobachtet hatte, wie die zwei sich im Garten küssten.
Lilah lehnte sich leicht zurück und wischte die Tränen weg. „Sara hat gesagt, ich müsse hierbleiben, aber ich ertrage es nicht, untätig herumzusitzen. Nettie ist da. Ich muss raus und selbst nach Bree suchen.“
„Wir nehmen meinen Wagen.“
„Ist es denn okay für dich, mit mir zu kommen? Wo ist Elan? Musst du …“
Gus legte ihr zwei Finger auf den Mund. „Ich bin genau dort, wo ich hingehöre. Und jetzt sollten wir uns darauf konzentrieren, unsere Tochter nach Hause zu bringen.“
„Wenn Bree sich verstecken möchte, könnte sie so schwer zu finden sein wie eine Stecknadel im Heuhaufen“, sagte Lilah, als Gus losfuhr. „Was, wenn sie Kalamoose mit dem Rad verlassen hat?“
„Hat sie noch andere Verwandte? Oder gibt es einen Ort oder eventuell auch einen vertrauten Menschen in einem anderen Bundesstaat, wohin es sie ziehen könnte? Früher wollte ich mal nach Florida weglaufen.“
Obwohl er im Plauderton gesprochen hatte, war Lilah klar, was er ihr sagen wollte: Bree könnte auf dem Highway unterwegs sein. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel und an ihre Eltern und Grace, dass sie Bree beschützten.
„Grace hatte keine Eltern mehr, aber sie hatte einen großen Freundeskreis und hat mir eine Liste mit Namen von Personen hinterlassen, mit denen Bree ihrer Meinung nach in Kontakt bleiben sollte. Verflixt, warum habe ich bloß nicht eher daran gedacht? Vielleicht hat Bree irgendwo angehalten und telefoniert. Sollten wir umdrehen und die Liste holen?“
Gus streichelte ihre zu Fäusten geballte Hände. „Kein ‚Sollen‘ mehr oder ‚Was wäre, wenn‘, mein Schatz. Davon haben wir überreichlich gehabt, dass es für zwei Leben genügt.“
Lilah blickte auf seine kräftige und doch so zärtliche Hand. Dann
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