Die Liebe zur Zeit des Mahlstaedter Kindes
geisterhaft durch die Gänge. Das Berühren dieser Kinder lässt den Kinderwunsch-Wert sinken. Wenn man sie mit brauner Salbe einschmiert (ein mit der Mouse nicht gerade leicht auszuführendes Geschicklichkeitsspiel), sie aus dem Gitterbett hebt oder wenn man ihr Bett mit Sand aus der Sandkiste im Hof des Heims füllt, während sie schlafen, verschwindet der Kinderwunsch sogar vollständig aus dem Inventar der Spielfigur.
10 Ein Hinweis darauf, dass traditionelle Unterscheidungen zwischen ernsthafter und populärer Kunst für Regan kaum eine Bedeutung hatten. Wie wir noch sehen werden, erstreckte sich dieser Charakterzug auf sein ganzes Leben.
11 Letters and Journals, S. 41.
12 Letters and Journals , S.55.
13 Im Vorwort zu seinem Standardwerk Kafka, Lynch, Regan erzählt Lauffer humorvoll, wie er eines Tages von seinem damals sechzehnjährigen Sohn auf das Spiel aufmerksam gemacht wurde. Nur wenige Minuten mit dem Spiel alleine in einem abgedunkelten Raum genügten, um seine gesamten Vorurteile gegenüber Computerspielen abzuschütteln. So müssen sich Schlangen fühlen, nachdem sie sich gehäutet haben , schreibt Lauffer. Es war mir sofort klar: Ich hatte hier etwas ganz Großes vor mir. ( Kafka, Lynch, Regan , Helian-Verlag, 2008, S. XII)
14 Als frühes Beispiel für diese Art von Kunst könnte man etwa die Basement Tapes von Bob Dylan anführen. Heute setzen weite Teile der Alternativ- und Garage-Rock-Szene auf dieses Prinzip: eine Abkehr von einer überkommerzialisierten, auf möglichst große Breitenwirkung ausgerichteten Kunst zugunsten eines ungefilterten, authentischeren Ausdrucks, der den Charakter eines Happenings, eines spontanen Geschenks, einer freundlichen Geste besitzt. Und natürlich wäre da noch der bereits oben erwähnte Daniel Johnston zu nennen, der von vielen Kritikern als Genie bezeichnete amerikanische Songwriter, der seit Mitte der 80er Jahre an paranoider Schizophrenie leidet, die seinen kreativen Prozess zeitweise unterbindet, zeitweise auch auf höchst befremdliche und elektrisierende Weise stimuliert. Regans Lieblingslied von Johnston war Like a Monkey in a Zoo ( I’m chained to a wall / I’m nothing at all / And my eyes look into the sunset thinking of better things to do / Like a monkey in a zoo ).
15 Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist der Song Ev’rybody loves you when you’re asleep gemeint, der unter anderem die Zeilen enthält: You’re in a world that’s bright and new / And there is no one in it but you . Lorenz Hart (1895-1943) ist vor allem für seine legendäre Zusammenarbeit mit Richard Rodgers bekannt, aus der zahlreiche Musical-Klassiker hervorgegangen sind.
16 In einem kurz nach seinem Tod publizierten Artikel in der New York Times wird eine Anekdote überliefert, nach der Marc angeblich eines Abends, als er sich mit einer Freundin einen Pornofilm einer amerikanischen Extrem-Performerin anschaute, in dem es vor allem um mehrhändiges Anal-Fisting geht, plötzlich in Tränen ausgebrochen sei und immer wieder auf den Bildschirm gedeutet und gefragt habe: Warum tut er das mit ihr? Sieht dieser Kerl nicht, dass sie traurig ist und gar nicht schauspielern will? Sie hat verdammt noch mal andere Dinge im Kopf! Hinterher nannte er diesen Film oft in einem Atemzug mit klassischen Tragödien, in denen die Figuren ähnliche Stadien von Selbstbeherrschung und Selbstaufgabe durchlaufen. Was weiß ich, zum Beispiel Antigone, die in ein unterirdisches Verlies eingemauert wird, und dann diese widerliche Anal-Schlampe auf der DVD , beide Dinge haben für ihn auf demselben Planeten stattgefunden , sagte seine Freundin. Ein bisschen nervig, ja, aber so war das eben mit Marc. So war das immer.
17 Phillips, Maggie: A Solitary Figure (Farrar, Straus & Giroux, 2009), S. 195. Der Eintrag ist in Letters and Journals nicht zu finden.
18 Keine Spur von little brown animals .
19 Als Variation auf William S. Burroughs’ berühmten Break Through in Grey Room .
20 Dort hat sie, wie dem Klappentext ihres Buches zu entnehmen ist, lange Jahre als Musikwissenschaftlerin gearbeitet. Zu ihren Veröffentlichungen gehören u. a.: The Minimalist Tradition in Western Music (Atlanta University Press, 2001), Crediting »Einstein on the Beach« (Atlanta University Press, 2002) und Another Look at Counterpoint (Satyagraha Publishing House, 2004).
21 A Solitary Figure , S. 279.
22 Eine seltsame deutsche Redewendung. Ich nehme an, das klingt immer wie: Ich nehme dich als mein Kind an . Oder so
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