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Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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haben Sie sonst noch für Tiere?«
    »Das ist alles. Schweine und Hühner. Viel Profit. Zwei Häuschen auf dem Nachbargrundstück. Hohe Miete. Der Platz macht sich selbst bezahlt und unterhält mich noch dazu.«
    »Wie viele Leute beschäftigen Sie?«
    »Leute? Bei den paar Schweinen und Hühnern? Nur den alten Hopwood und einen Jungen für die Schweine und den Garten. Die Hühner besorge ich.«
    »Da hat Ihr Gatte wohl eine andere Beschäftigung?«
    Sie knurrte: »Der liegt unterm Rasen, wenn Sie das eine Beschäftigung nennen wollen.«
    Der Geruch der Schweine und Hühner stieg mir langsam zu Kopf. »Und das hier nimmt nicht viel Zeit in Anspruch?« fragte ich noch einmal. »All dieses hier?«
    »Hühnerfüttern morgens und abends. Ihre Frau kann das tun. Eier einsammeln. Hopwood für die Schweine - höchstens noch einen Jungen, wenn Sie wollen - nicht wie bei Kühen - passen auf sich selbst auf.« Ich blickte über die Felder, die sich bis in die Ferne ausdehnten. »Und was ist damit?«
    Sie folgte meinem Blick. Die Zigarette verbrannte ihr jetzt bald die Lippen. »Wiesen. Zum Abmähen verpachten. Reiten vorbehalten, wenn Sie Kinder haben.«
    Das gab den Ausschlag - ich dachte an Penny und Peter zu Pferde.
    »Los«, sagte sie, »ich führe Sie ’rum.«
    Als wir unseren Rundgang beendet hatten und mir mein Kopf vor lauter Obstgärten, Stachelbeeren (selbst gepflanzt), Gemüsegärten, Ponys, Hühnern und Schweinen zu platzen drohte, gingen wir ins Haus zurück.
    »Macht nichts, Liebling«, wehrte Sylvia meine Entschuldigung ab. »Ich habe Zeit genug, aber was ist mit Dr. Jaggers?«
    »Du lieber Gott«, rief ich aus, Dr. Jaggers hatte ich vollkommen vergessen. »Komm schnell.«
    »Aber Liebling, du hast doch noch gar nicht das Haus gesehen. Das Badezimmer in Rosa, die Wandschränke...«
    »Ich kann es nicht ändern, ich muß jetzt zurück.«
    »Aber deshalb sind wir doch hierhergekommen.«
    »Sylvia«, beschwor ich sie, »du verstehst doch alles über Wandschränke und so weiter. Ich verlasse mich da ganz auf dich. Laß uns gehen.«
    Wir dankten Madama, die uns sagte, daß wir jederzeit wiederkommen und uns umsehen könnten, wenn wir wollten, und eilten zum Wagen.
    Nach fünf Minuten tödlichen Schweigens begann ich: »Liebling, was ist denn? Warum sprichst du nicht mit mir?«
    »Ich habe dich den ganzen Weg hierhergelotst«, jammerte Sylvia, »und du machst dir nicht einmal die Mühe, es anzusehen. Ich kann dich nicht verstehen.«
    »Engelchen«, beschwichtigte ich sie. »Nicht nur, daß ich es mir angesehen habe, ich finde es wundervoll.«
    »Wirklich?« strahlte sie auf.
    »Ich kann mir mich geradezu schon inmitten dieser Schweine vorstellen.«
    »Ich dachte, wir könnten den ganzen Farmbetrieb verpachten.«
    »Liebling, das ist ja gerade das Beste daran. Ich habe mir schon immer gewünscht, im Freien arbeiten zu können.«
    »Du beabsichtigst doch nicht, die Praxis aufzugeben?«
    »Natürlich nicht. Das ist ja das Schöne daran, ich kann beides kombinieren. Schweine und Hühner nehmen überhaupt keine Zeit in Anspruch.«
    Sylvia lächelte. »Ich freue mich so.«
    »Die Sache hat nur einen Haken.«
    »Ja?«
    »Wir können’s einfach nicht aufbringen.«
    Ich kam um eine Stunde zu spät zu meiner Verabredung mit Dr. Jaggers. Ich setzte Sylvia zum Einkaufen ab und hielt mit quietschenden Bremsen vor dem Haus hinter einem kleinen Morris. Vermutlich wartete Dr. Jaggers schon.
    In der Diele war es ruhig. Ich hatte gerade meinen Mantel ausgezogen und an die Garderobe gehängt, als ich ein heiseres Lachen hörte. Es kam von Caroline und drang aus dem Morgenzimmer.
    Ich öffnete die Tür. Caroline, in enger Hose mit Leopardenfellmuster, saß dicht neben einem gutaussehenden jungen Mann.
    »Doktor Jaggers?« fragte ich.
    Der junge Mann stand auf, wobei er seine Krawatte zurechtzog.
    Ich streckte meine Hand aus. »Es tut mir leid, daß ich mich verspätet habe«, sagte ich sarkastisch.
    Er ergriff meine Hand. »Keine Ursache. Bitte, entschuldigen Sie sich nicht. Ihre Gattin hat mich ausgezeichnet unterhalten.«
    »Doktor Jaggers«, sagte ich, da er anscheinend den Sarkasmus nicht bemerkt hatte, »Caroline ist nicht meine Frau.«
    »Aha, ich verstehe«, sagte er und zwinkerte mir zu. Und ich glaube, ich war es, der jetzt errötete.
     

8. KAPITEL
     
    Dr. Kirby war der annehmbarste der ganzen Gesellschaft. Er fuhr in einem grünen Mercedes vor, trug einen blaugestreiften Anzug, der ihn nach meiner Schätzung mindestens

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