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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unbekannter Toter herum. Dann war, was geschehen war, unumgänglich gewesen.
    »Wer hat geschrieben?« fragte Bubrow und stellte das Gerät leiser.
    »Mütterchen Rußland!« Cohagen gab Bubrow das Papier. »Wurde einem unserer Doppelagenten zugespielt. Entzückend, was?«
    »Ich bin zum Tode verurteilt worden«, sagte Bubrow langsam. Er gab die Meldung an Irene weiter.
    Sie las und begann zu zittern.
    »Das habe ich erwartet.«
    »Ich auch!« Cohagen lehnte sich gegen die Wand. »Ihr Aussteigen konnte Moskau nicht einfach hinnehmen und verbuchen.«
    »Und – und was nun?« fragte Irene tonlos.
    »Unser Mr. Jefferson muß sofort geboren werden!« Cohagen blickte auf den Blödsinn im Bildschirm und stellte den Apparat ab. »Borja, Sie liegen innerhalb der nächsten zwölf Stunden auf dem OP-Tisch! Und wenn Sie wieder runterklettern, würde sogar Ihre Mutter Sie zu Ihnen sagen.«
    »Ich bin bereit.«
    Irene schlug beide Hände vor ihr Gesicht.
    Die Klinik lag ziemlich versteckt, drüben in Staten Island, in der Nähe des Wolfe's Pond Park, im Stadtteil Princess Bay. Es war die beste Adresse für Operationen der Art, wie man sie an Bubrow ausführen wollte.
    Das zweistöckige Haus lag in einem weiten Garten, umgeben von einer hohen Mauer, abgeschirmt von der Außenwelt. Nur durch die Toreinfahrt mit einem kleinen Pförtnerhaus gelangte man auf einen asphaltierten Weg, der zwischen dichten Buschgruppen und mächtigen Platanen zu dem weißen Haus führte. Der Eingang war im Kolonialstil gehalten, mit säulengetragenem Vordach und einer dreistufigen Freitreppe. Ein großes Blumenrondell verschönte den zweiten Vorplatz, aber auch diese Blütenansammlung konnte den ersten Eindruck nicht verwischen: War das ein Geisterhaus? Kein Mensch im Garten, keine geparkten Autos, kein Kommen und Gehen von Besuchern, keine weißen Kittel oder Schwesternhauben. Nichts.
    Bubrow hatte, als sie vor dem Eingang hielten, zuerst Irene angeblickt, dann Cohagen.
    »Sieht wie ein Mausoleum aus. Wohin haben Sie mich verschleppt, Ronny?«
    »In das beste Haus, das uns bekannt ist. Und wir kennen alle! Die Klinik hat nur fünfunddreißig Betten, aber sechs Ärzte, vier Pfleger und vierzehn Schwestern. Von allem das Beste!«
    »Und welcher gewöhnliche Sterbliche kann das bezahlen?«
    »Oje, Borja!« Cohagen lachte leise. »Eine Arbeiterfrau in der Bronx sieht mit vierzig Jahren aus wie sechzig. Aber wer hier herauskommt, sieht mit sechzig aus wie dreißig! Für diesen kosmetischen Trick blättert man gern ein paar Tausender hin – wenn man's hat! Und diese Patienten hier haben's. Hier kann man einen Busen bekommen, auf dem man Gläser balancieren kann! Und wer mit einem runden, schwabbeligen Hintern durch diesen Säuleneingang tritt, verläßt ihn nach zehn Tagen mit einem kleinen, knackigen Po! Eine Hakennase? Kein Problem. Ein reizendes Stubsnäschen gefällig? Abstehende Ohren? Schnipp-schnapp, und jedes Mäuschen wird Sie um Ihre neuen Lauscher beneiden. Ein Hängebauch? Ritsch-ratsch, und der Bikini paßt! Borja, wenn Sie wüßten, wer hier schon alles hineingegangen ist! Wenn ich Namen nennen dürfte! Es gibt Großväter und Urmütter, die Sie glatt als Mannequin engagieren würden.«
    »Und nun bin ich dran.«
    »So ist es. Steigen wir aus?«
    »Warum ist hier alles so leblos?«
    »Nur hier vorne. Hinter dem Haus, wo der große Swimming-pool ist, der Liegegarten, der Minigolf-Platz, die Kaffeeterrasse, da ist bei schönem Wetter schon einiges los. Aber das sind meistens Patienten, die in der Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Die Prominenten sieht man nicht, die bleiben in ihren Appartements … Es soll ja niemand wissen, daß man ihnen hier einen neuen Körper verpaßt. Manche sind schon zum vierten Mal unterm Messer. Und immer finden die Chirurgen noch einen Dreh, die Jahre wegzuschleifen.« Cohagen blinzelte. »Sie kennen doch den Witz, Borja. Sagt ein Schönheitschirurg zu einer Dame, die zum fünftenmal zur Raffung kommt: ›Gnädige Frau, mehr kann ich Ihnen nicht nach oben ziehen. Beim nächsten Mal hätten Sie einen Spitzbart!‹« Cohagen lachte laut, stieg aus dem Wagen und half Irene hinaus. Bubrow folgte ihr. Und jetzt erschien auch ein Mann im weißen Arztkittel an der breiten Glastür.
    »Das ist Dr. Bred Haddix!« sagte Cohagen. »Der 1. Assistent vom Chef. Sie sehen, Borja, Sie werden erwartet. Aber das geht hier alles lautlos, diskret, ohne Hektik.«
    Er ging die Stufen hinauf, gab Dr. Haddix die Hand und sprach ein paar

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