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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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längst aufgegeben, während es in der Stadt nur so wimmelte von jungen Männern, die sich ruhelos auf ihren spermasteifen Bettlaken herumwälzten, während sie lange lustlose Handygespräche mit ihren frischerworbenen gleichaltrigen Freundinnen führten, die viel lieber immer wieder von seinen Gefühlen hören wollten, statt hinter dem nächsten Fahrradschuppen wild und unkompliziert gevögelt zu werden.
    Sie war selbst früher mit dem coolsten Jungen an der Schule zusammen gewesen. Natürlich war er auch der dreisteste gewesen. Beim ersten Mal hatte er ihren Hals geleckt und war dann in seiner Hose gekommen, während er sie planlos abwechselnd an den Brüsten und in der Unterhose gerieben hatte. Er war schon in der Neunten über eins achtzig und der Einzige auf der Schule, der keine Pickel hatte. Was würde sie heute mit so einem Exemplar alles anstellen können … sie erinnerte sich noch immer an die Beule in seiner Hose, hinter den Levisknöpfen, sie war nie so weit gekommen, dass sie es gesehen hätte, da war es auf den Partys schon immer dunkel, aber sie erinnerte sich an das seltsame Gewicht eines Schwanzes in ihrer Hand, seidenweich war er und schön anzufassen, dazu gesellte sich aber die Angst, etwas falsch zu machen, zu fest zu drücken oder ihn zu zerbrechen. Sie begriff nicht einmal, dass sie hart drücken sollte.
    Aber nicht er hatte sie entjungfert, das war ein wildfremder Junge aus Havstein gewesen, sie war fünfzehn, und alle ihre Freundinnen hatten das Joch der Jungfräulichkeit bereits abgeworfen, was sie selbst jeden Tag von Neuem belastete. Es half rein gar nichts, dass sie stundenlang mit dem Coolsten der Schule, der inzwischen übrigens nach Namsos umgezogen war, Petting gemacht hatte, penetriert hatte er sie nicht. Der Junge aus Havstein kam hinter ihr her, als sie bei einer Party aufs Klo musste, er fing an herumzuboxen, um vor ihr dort zu sein. Sie ließ ihn vorgehen. Als sie dann herauskam, wartete er auf sie und fragte ganz offen, ob sie mit ins Schlafzimmer kommen wollte, dessen Tür offen stand.
    »Okay«, sagte sie.

33
    »Willst du knutschen?«
    »Okay.«
    »Schlafen wir auch miteinander?«
    »Okay.«
    Sie hatte Schwarzgebrannten und Apfelsinensaft getrunken, und er sah saugut aus, auch wenn er ein klitzekleines bisschen kleiner war als sie. Er schloss hinter ihnen die Tür ab.
    »Warum schließt du die Tür ab?«
    »Wir wollen doch miteinander schlafen.«
    »Ach so.«
    Er war auch fünfzehn Jahre alt, hatte es aber zweifellos schon einmal gemacht. Er küsste sie energisch und mit harten Lippen und einer hektischen Zunge, schob sie auf den Rücken und zog ihr den Pullover aus.
    »Heb mal die Arme hoch, damit ich ihn abkriege«, sagte er.
    Danach öffnete er ihren BH mit einer Hand unter ihrem Rücken, was ihr ungeheuer weltmännisch vorkam, sie fühlte sich deshalb sofort sicher, fast schon glücklich.
    Die Party fand bei Leuten statt, die sie gar nicht richtig kannte, sie hatte keine Ahnung, in welchem Stadtteil sie sich befanden, sie waren von einer Trinkrunde zur anderen gefahren, es war seltsam, in einem fremden Bett zu liegen, das machte sie sonst nur auf Klassenfahrten, er schaltete das Licht aus, und deshalb konnte sie sich das Muster der Bettwäsche nicht ansehen, sie registrierte nicht einmal die Farbe, er zog ihr die Hose aus, mühte sich einige Sekunden mit ihren Stiefeln ab, aber dann war es geschehen. Sie hörte ein schnappendes Plastikgeräusch, und dann bahnte er sich einen Weg hinein.
    »Verdammt, du bist ja vielleicht feucht«, sagte er.
    Sie schaffte es nicht, das zu überprüfen. Unerfahren, wie sie war, begriff sie ja nicht, dass die Feuchtigkeit ein Barometer war, die Antwort des Körpers auf die Frage, ob hier etwas zu holen sei. Aber er begriff. Er konzentrierte sich auf den entscheidenden Stoß.
    »Scheiße, du bist ja Jungfrau.«
    Sie gab keine Antwort.
    »Warst Jungfrau«, sagte er.
    Danach riss er sich das Kondom ab, öffnete das Fenster und warf es hinaus. Mondlicht fiel auf ihn, auf seine Schultern und seinen Oberkörper, seine Haare waren lustig zerzaust. Sie taumelte in ihrem Fuselrausch herum und schaute ihren fünfzehnjährigen Liebhaber an, den sie niemals wiedersehen würde, obwohl sie in derselben Stadt wohnten. Sie war ungeheuer erleichtert.
    Es war überstanden.
    Nach allem, was sie gelesen hatte, würde sie sich von jetzt an dabei wohlfühlen und es genießen können.

34
    Sie entschied sich für Stöcke.
    »Ich will ein bisschen Sport treiben.

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