Die Liebesfalle
Geste deutete er auf ihr Nest.
Vom Mut der Verwegenen erfüllt, stapfte sie zu ihm herüber. Er zog sie in seine Arme. Er war so viel größer als sie; ihr Kopf reichte gerade bis an sein Kinn und sie konnte ihre Wange an seine Brust lehnen – was sie auch tat. Er hielt sie eine Welle an sich gekuschelt. Ihre Hand streichelte sein Schlüsselbein. Seine Finger wühlten sich durch ihr Haar und sein Atem flüsterte über ihre Stirn. Sie waren zwei Menschen, die durch eine lange Bekanntschaft, durch unerwartete Umstände und durch Liebe zusammengeführt worden waren, doch bevor sie den letzten, unwiderruflichen, glühenden Schritt taten, teilten sie die Wärme der Zusammengehörigkeit.
Ohne Hast richtete sie sich auf. »Ich bin mit dem Ausziehen noch nicht fertig.«
»Aber ich möchte Sie ausziehen.«
Sie schüttelte den Kopf. »jetzt bin ich an der Reihe.«
Er nahm ihre Wangen in die Hände und sah ihr in die Augen. »Sie zahlen mir heim, was ich gestern hier getan habe, nicht wahr?«
»Oh ja. Ich will meine Rache.«
Er streichelte mit seinen Daumen ihre Wangen und sog den Anblick ihres Gesichts in sich auf. »Sehr gut.« Er trat einen Schritt zurück und streckte die Arme weit aus. »Tun Sie Ihr Schlimmstes.«
Jubel und Schrecken rangen um die Vorherrschaft in ihr; wie konnte sie dies empfinden, ohne vor Freude zu bersten oder sich zum Narren zu machen? Aber lieber war sie eine Närrin, die einen vollkommenen Augenblick erhaschte als jemand, die sich endlos sehnte und nie wagte zu nehmen, was sie begehrte.
Ihre Hände schlüpften unter seinen Gehrock und ließen ihn über seine Schultern auf den Marmorboden gleiten. Bei seinem Hemd hatte sie leichtes Spiel; sie zog es aus der Hose und über seinen Kopf.
Seine entblößte Brust verblüffte sie in ihrer Vollkommenheit. Bekleidet gab Garrick eine kräftige und massige Erscheinung ab, doch bei Licht besehen, erwies er sich als ein Berg großer, geschmeidiger Muskeln unter Olivenhaut. Dunkle Locken erstreckten sich von Schulter zu Schulter und über seinen flachen Bauch. Sie hatte noch nie etwas so Vitales gesehen und sie berührte ihn mit neugierigem Erstaunen, indem ihre Hände erst an seinen Armen und dann an seinen Seiten hinabglitten. »Sie sind schön«, flüsterte sie.
»Männer sind nicht schön.«
»Sie schon.« Sie umkreiste ihn, strich mit ihrem Finger über seinen Bauch zum Rücken.
Sein Rücken war ebenso stämmig gebaut. »Sie sind nicht wie ein Aristokrat gebaut«, sagte sie. »Eher wie ein Farmer oder ein Arbeiter.«
»Mein Vater war ein Arbeiter.« Garrick schwieg, als ihre Hand die Mulde seines Rückgrats hinauffuhr. »Er war der Ansicht, dass ein Mann wissen sollte, wie man hebt und schuftet, und ich habe einige Zeit in den Docks gearbeitet. Und in Indien -« Er erstarrte, als sie sich an seinen Rücken drückte und versuchte seinen Nacken mit ihren Fingern zu bedecken. Als sie zurücktrat, sagte er im Plauderton: »Die Berührung Ihrer Brüste versengt mein Fleisch.«
Sie lachte und streichelte die langen Muskelstränge, die sich von seinen Schultern bis zum Rückgrat spannten. »Ich sehe keine Brandmale.«
Er wandte sich zu ihr um und packte ihre Handgelenke. »Celeste …«
Sie lächelte ihn mit ihrem frechsten Lächeln an und erinnerte ihn: »Sie haben mir erzählt, wie Sie in Indien gearbeitet haben.«
Einen Augenblick lang schaute er verdutzt drein, als wüsste er nicht, wovon sie sprach.
Sie löste ihre Hände und ließ sie seine Arme hinaufgleiten. Auf den Zehenspitzen stehend flüsterte sie ihm ins Ohr: »Sie haben mir erzählt, wie Sie diese wunderbare Muskelkraft entwickelt haben, und ich möchte es wirklich, wirklich hören.«
Mit sandiger Stimme sagte er: »Das werde ich Ihnen heimzahlen.«
»Ich verlasse mich darauf.« Dass sie ihre Liebe zu ihm entdeckt hatte, hatte sie nicht für die Vorteile einer Initiation durch Garrick blind gemacht. Er war ein Perfektionist, der Richtige, sie zu unter-weisen. Er würde sich nicht mit weniger zufrieden geben als mit Lust für beide. Für sie. Dieses Vertrauen verlieh ihr den Wagemut, ihn zu quälen während seine Hände sich zu Fäusten ballten und er mit diesem Blick nach ihr gierte.
»Indien«, drängte sie ihn.
»Ich habe einige Monate in einem Nomadenlager verbracht und Yaks gehütet.«
»Was sind Yaks?«
»Das sind pelzige Lasttiere, die Milch geben.«
»Warum sollte ein Geschäftsmann Herden -«
»Weil ich mit den Nomaden reiste!« Er klang verzweifelt.
Sie lehnte den
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