Die Liebesgöttin erwacht (German Edition)
gerufen.
Sie hatte das Gefühl gehabt, die beiden bekämpften sich sogar bis aufs Messer. Wenn auch nur in emotionaler Hinsicht. Beide – der Pilot und der exzentrische Musiker – hatten in diesem Traum versucht, telepathisch auf Amanda einzuwirken. Zumindest war sie sich dessen am Morgen, beim Erwachen, völlig sicher gewesen.
Aber auch das Gesicht von Manuel, dem hübschen Callboy, hatte sich irgendwann ins Traumgeschehen eingemischt. Zum allerersten Mal!
Dass sie Manuel gerade erst kennen gelernt hatte, erklärte möglicherweise den spontanen Auftritt.
Auch er hatte, so schien es ihr, nach ihr gerufen. Er wollte, dass Amanda zu ihm käme. Sie spürte es.
Sie hatte ihn deutlich gesehen im Traum, wie er auf sie wartete. Mit ausgebreiteten Armen. Wie eine Mutter ihr Kind erwartete, das auf sie zugerannt kam. Oder ein Lover seine neue Flamme. Je nachdem, wie man es interpretieren wollte.
Es war auf alle Fälle ein schönes Gefühl gewesen.
Sie hatte sich stark angezogen gefühlt, war näher herangeschwebt, hatte sich schließlich in die Arme genommenund zärtlich liebkost gefühlt, ehe sich der Traum-Manuel plötzlich in einer Wolke wieder aufgelöst hatte. Es war ihr nicht gelungen, ihn festzuhalten, obwohl sie es versucht hatte.
Dann war erneut Peters warme Stimme zu ihr durchgedrungen: Amanda, mein Mädchen. Ich wünschte, du wärest bei mir. Du fehlst mir, Darling, spürst du das nicht?
Auch von dem Traum-Peter hatte sie sich magisch angezogen gefühlt, ihn aber gar nicht erst zu fassen bekommen.
Und dann hatte auch noch Adrian seinen kurzen Auftritt gehabt … Amanda, meine Göttin! – Er hatte gelacht bei diesen Worten.
Deutlich hatte sie das Glitzern in seinen dunklen Augen sehen können. Dieses gefährliche Glitzern, das sie während ihrer gemeinsamen Zeit nie richtig zu deuten gewusst hatte.
Schließlich waren alle drei Gesichter zu einem einzigen verschmolzen, ohne jedoch völlig darin aufzugehen.
Es war ein holografischer Effekt entstanden: drei Männergesichter, die zusammen ein neues, mehrdimensionales Gesicht bildeten, welches gleichzeitig die drei anderen durchscheinen ließ. Ein wahrhaft gespenstischer Anblick!
Kein Wunder, dass sie mit rasendem Puls erwacht war in dem Moment.
Plötzlich überkam Amanda erneut eine Gänsehaut. Obwohl ihr Bistrostuhl doch in der Sonne auf dem Gehsteig vor dem Café Flores stand.
Rasch entschied sie: Es musste an ihrem Kreislauf liegen.
Sie war zu lange durch die Stadt gelaufen, ohne Pause, ohne etwas zu essen. Das war sträflich, dabei musste der Blutzuckerspiegel ja in den Keller gehen.
Sie hielt den Ober, der soeben wieder mit mürrischem Gesichtsausdruck an ihr vorbeihasten wollte, einfach am Ärmel fest.
Er war so überrascht, dass er glatt ein schiefes Grinsen zustande brachte. Trotzdem sah er gut aus. Groß und schlank und dunkel, ein echter Franzose eben.
Sie schenkte ihm ein verführerisches Lächeln, ehe sie ihre Bestellung aufgab, und zwar auf Englisch: »Please, can I have a Croissant and a glass of Champagne?«
Er überschlug sich plötzlich vor Liebenswürdigkeit.
»Yes, Madame! I am back in a minute.«
Sie ließ seinen Ärmel los, und er spurtete tatsächlich zurück ins Café.
Es dauerte dann ungefähr fünf Minuten, bis er zurückkehrte.
»Sorry, Madame! We had to open a fresh bottle of Champagne«, erklärte er die verspätete Lieferung. Dabei zwinkerte er ihr auch noch zu. Amanda wich dem frechen Blick nach zwei Sekunden aus und entdeckte dadurch das Namensschildchen am Revers: Alain .
»Thank you very much, Alain!«, hauchte sie.
Wieso hatte sie eigentlich plötzlich Lust auf einen albernen Flirt mit einem Kellner? – Es musste an der Pariser Luft liegen, entschloss sie spontan und sah Alain dabei zu, wie er das Tablett mit dem Butterhörnchen unddas große Glas mit der goldgelb perlenden Luxusbrause vor sie auf den runden Bistrotisch stellte.
»Wollen wir heute Abend auf einen Drink ausgehen?«, fragte er plötzlich, schon halb im Weggehen.
Das hatte Amanda nun wirklich nicht erwartet, also fragte sie nach: »Wie bitte?«
»Wir könnten heute Abend auf einen Drink ausgehen!«, wiederholte er. »Oder zwei … ?« Wieder zwinkerte er vielsagend.
»Ich verstehe nicht«, sagte Amanda langsam. »Was haben Sie da eben gesagt?«
»Wir könnten …«, – hier brach er ab, lief rot an und lief auch schon abrupt davon.
Während sie dasaß, das Croissant aß, den Champagner schlürfte und dabei die Pariser beim Bummeln und
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