Die Liebesgöttin erwacht (German Edition)
an.
»Mann! Ihr Journalisten seid wirklich arme Schweine. Wenn ihr die Wahrheit schreibt, glaubt euch keiner. Und in allen anderen Fällen erst recht nicht.«
6
A manda war bereits eine Weile ziellos umhergestreift, ehe sie sich am Boulevard Saint-Germain in dieses kleine, hübsche Café setzte.
Gott, wie sie es genoss, endlich einmal wieder in einer pulsierenden Großstadt zu sein! – Und dann gleich noch im unvergleichlichen Paris mit seinen mondänen Läden und dem ganz speziellen Flair, den es so nur hier gab.
Bisher war jeder einzelne Tag in der Stadt die reine Sinnenfreude gewesen. In jeder Hinsicht. Aber vor allem für die Augen.
Selbst wenn die Kellner einen oftmals so arrogant bedienten, als wären sie selbst Generaldirektoren oder Schlimmeres. So wie dieser hier, der eben hochmütig auf sie herablächelte, als wäre sie ein dummes, junges, schüchternes Ding.
»Oui, Madame!« Seine linke Augenbraue zuckte fragend und ungeduldig zugleich nach oben.
Aber sie hatte sich noch nicht entschieden und bat um ein Momentchen Geduld, das er natürlich nicht besaß.
Schon war der Kellner auf und davon. Und würde wahrscheinlich innerhalb der nächsten halben Stunde auch nicht zu ihr zurückkehren.
Amanda lächelte versonnen.
Auch gut , dachte sie. Ich habe Zeit, mein Lieber!
Ich amüsiere mich prächtig dabei, einfach nur die vorbeiflanierenden Menschen zu beobachten. Und meinen Gedanken nachzuhängen .
Du kommst sicherlich zurück und bedienst mich, früher oder später. Es ist dein Job, und du hast keine Wahl. Wir wissen es beide .
Ich habe die Zeit, die du gerne hättest, aber nie besitzen wirst .
Sie wusste natürlich, dass vor allem ihr gewohntes ruhiges Inselleben ihr diese innere Ruhe und Ausgeglichenheit verlieh.
Früher, als sie noch die meiste Zeit des Jahres in München gelebt hatte, war Amanda sehr viel nervöser und hektischer gewesen.
Ein unfreundlicher Kellner wie dieser hätte genügt, um sie für Stunden in einen verärgerten Gemütszustand zu katapultieren.
Heute allerdings brauchte es schon mehr, viel mehr, um Amanda den Tag zu verderben. Sie hatte sich die sprichwörtliche Gelassenheit der Insulaner zugelegt.
Heute Morgen jedoch hatte sie sich noch nicht so ausgeglichen gefühlt, fiel ihr jetzt wieder ein. Dieser nächtliche Traum war zumindest ärgerlich gewesen! Und dabei hatte er noch nicht einmal eine Handlung im eigentlichen Sinne gehabt. Eher ein Gefühl, dessen emotionale Tiefe sie aber immerhin so verstört hatte, dass sie davon aufgewacht war.
Mit stark klopfendem Herzen ließ es sich schlecht wieder einschlafen. Dazu dieser merkwürdige Druck aufder Brust, in der Herzgegend. Es hatte sich ungesund angefühlt, war aber wohl nicht auf körperliche Ursachen zurückzuführen.
Ähnliches hatte sie zuvor bereits erlebt, war deswegen einmal sogar freiwillig in eine Klinik gegangen.
Die Ärzte hatten ihr nach einer gründlichen Untersuchung gesagt, es sei alles in Ordnung, organisch gesehen.
Keine Herzprobleme, keine Bronchialgeschichte, die Lunge kräftig und gesund, der Blutdruck völlig normal.
Erst Ricardo, das alte Schlitzohr, mit dem sie auf der Insel immerhin so innig befreundet war, dass sie sein Schlangenterrarium auf ihrer Finca beherbergte, hatte Rat gewusst: Die Träume seien Botschaften aus dem Unbewussten, behauptete Ricardo, der sich selbst als »Spirituellen Meister« bezeichnete.
Wenn es ihr gelänge, sie richtig zu deuten, würden auch die körperlichen Symptome zusammen mit diesen Träumen für immer verschwinden.
Sie hatte Ricardo zunächst nicht geglaubt und die Sache irgendwann vergessen. Bis sie eines Nachts schließlich angefangen hatte, auch noch zusammenhängende und ziemlich verstörende Szenen zu träumen. Wie in einem Film.
Ricardo identifizierte diese »Kurzfilme« als Erinnerungen an vergangene Leben.
Bis heute hatte Amanda sich nicht dazu überwinden können, sich einer von Ricardo wärmstens empfohlenen so genannten Reinkarnationstherapie zu unterziehen.
Obwohl es sie eigentlich schon brennend interessiert hätte, was Peter – und insbesondere Adrian – zum Kuckuckin diesem früheren Leben zu suchen gehabt hatten.
Andererseits war ihre Skepsis gegenüber dem Thema Wiedergeburt doch erheblich, also ließ sie lieber die Finger davon. Es widerstrebte ihr grundsätzlich, sich näher damit auseinander zu setzen.
Aber merkwürdig war es doch. Heute Nacht im Traum hatten wieder beide Männer – Peter und Adrian – gleichzeitig nach ihr
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