Die Liebesgöttin erwacht (German Edition)
ich habe gar nichts mehr anzuziehen. Nichts passt mehr, so kann ich doch nicht ausgehen!«
»Du besitzt dieses schwarze Stretchtop. Und dazu ziehst du deinen roten, weiten Zigeunerrock an«, schlug Yaribé sofort vor, die sich bereits ihre Gedanken zu Ramonas Kleidernotstand gemacht hatte.
Schließlich konnte und wollte sie nichts dem Zufall überlassen!
»Meinst du?«, sagte Ramona zögerlich. »Aber was ist, wenn Ramon was mitkriegt?«
»Wie sollte das denn passieren? Ihr seht euch doch gar nicht mehr.«
»Aber er könnte ausgerechnet heute vorbeikommen wollen, um nach mir zu sehen.«
»Blödsinn! Und selbst wenn. Stell dir mal vor, er würde was mitkriegen! Nämlich, dass du mit drei gut aussehenden, reichen Europäern ausgehst … Es würde ihn doch glatt vom Barhocker reißen, auf dem er ansonsten jede Nacht wie ein behaarter Affe herumhockt.«
Widerwillig musste Ramona zuerst lachen, dann fragte sie: »Glaubst du tatsächlich, er würde eifersüchtig werden? Das wäre vielleicht wirklich nicht schlecht.«
»Tja, das kannst du nur rausfinden, indem du es drauf ankommen lässt, nicht wahr?«
»Okay. Das Stretchtop also und den weiten Zigeunerrock.«
»Genau. Und nimm vorher ein langes Bad, rasier dir die Beine und zieh deinen hübschesten Stringtanga an.«
An dieser Stelle wäre Yaribé fast zu weit gegangen, wie sie sofort erschrocken feststellen musste. Sie hatte Ramona glatt unterschätzt.
»Warum hast du denn nicht gleich gesagt, dass es den Kerlen bloß um Sex geht«, maulte Ramona und klang plötzlich kalt und geschäftsmäßig. »Immerhin sollte ich in dem Fall Kondome mitnehmen und mich auch sonst entsprechend ausrüsten!«
»Hör zu, ich habe meine eigenen Pläne für heute Nacht«, sagte Yaribé, »benimm dich also wenigstens halbwegs wie eine Dame. Zumindest so lange, wie die Jungs noch nüchtern sind. Mir geht es um wesentlich mehr als Sex. Kapiert?«
»Welcher von den dreien ist es?«
»Das wird sich hoffentlich im Laufe der Veranstaltung herausstellen.«
»Und mit dem Rest kann ich machen, was ich will?«, erkundigte sich Ramona. »Allmählich juckt es nämlich mächtig, weißt du. Sechs Wochen nur Essen und Fernsehen ist auf Dauer kein Ersatz für einen harten Schwanz. Außerdem macht es fett.«
»Ein harter Schwanz kann auch fett machen. Jedenfalls neun Monate lang. Also vergiss tatsächlich die Gummis nicht. Und komm gegen Mitternacht an die Hotelbar. Die Herren logieren im Hause.«
Marie-Lou hingegen war sofort einverstanden mit Yaribés Vorschlag.
Sie war schwarz wie die Nacht und hatte krauses Haar, das normalerweise wie ein Heiligenschein ihren Kopf umgab. Falls sie es nicht radikal kurz schneiden ließ, wie gerade vor zwei Tagen geschehen.
Der radikale Haarschnitt stand ihr, er verpasste ihr ein edles Profil. Die hohen Wangenknochen kamen dadurch auch besonders hübsch zur Geltung.
Dumm für Marie-Lou war nur, dass sie so baumlang war.
Hätte sie es darauf abgesehen gehabt, sich einen ebenso baumlangen Landsmann und schwarzen Macho zu angeln, es wäre kein Problem gewesen.
Aber Marie-Lou wollte insgeheim, was auch Yaribé wollte – einen weißen, europäischen, wohlhabenden, gebildeten Mittelklassemann. Mindestens.
Sie war also durchaus eine Konkurrentin im Spiel. Aber Yaribé war schlau – mit ihrem Gardemaß überragte Marie-Lou selbst Peter, den Piloten, um mindestens einen Kopf.
Das mochte diese Sorte Mann aber nicht, soviel war mal sicher.
Fürs Bett vielleicht. Und für eine Nacht. Aber mehr nicht.
Niemals als Ehefrau!
Ehefrauen hatten kleiner, dünner, schöner, gepflegter und schweigsamer zu sein als der Herr des Hauses, und überhaupt. Noch immer und selbst in Europa, wo angeblich die Gleichberechtigung von Mann und Frau ein absolutes und sozusagen verbrieftes Grundrecht war.
Marie-Lou kam sofort auf den Punkt.
»Welchen von den dreien hast du im Visier, Yaribé-chen? Nur damit ich dir nicht etwa in die Quere komme!«
»Denjenigen, der mich am meisten ins Visier nimmt, natürlich. Komm schon, Marie-Lou, ich bitte dich, du bist doch nicht blöd. Und Augen im Kopf hast du auch. Also?«
»Also!«, bekräftigte Marie-Lou lachend. »Du kannst dich bedingungslos auf mich verlassen.«
Damit waren die Rahmenbedingungen für diese Nacht abgesteckt. Yaribé war weitestgehend zufrieden.
Jetzt musste nur noch ein Punkt geklärt werden.
»Sag mal, Marie-Lou, glaubst du, wir könnten Rodriguez bitten, uns das Hinterzimmer seiner Kneipe für diese Nacht zur
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