Die Liebesgöttin erwacht (German Edition)
Verfügung zu stellen?«
Rodriguez war Marie-Lous Bruder. Die Kneipe betrieb er lediglich zur Tarnung. Ansonsten machte er lukrativere Geschäfte.
»Bestimmt«, sagte Marie-Lou zuversichtlich. »Wenn wir morgen alles wieder schön aufräumen, geht das sicher in Ordnung. Er sitzt sowieso gerade für einige Monate im Knast, da brauche ich ihn gar nicht erst zu fragen. Sein Geschäftsführer kann nichts dagegen haben. Der macht ohnehin, was ich ihm sage, solange Brüderlein nicht da ist.«
»Kann der Typ auch für Live-Musik sorgen? Unsere Gentlemen stehen auf Samba, angeblich.«
»Ich kümmere mich darum, mach dir keine Sorgen«, sagte Marie-Lou. »Schließlich sitzen wir im selben Boot, du und ich.«
Genau deswegen habe ich dich auch ausgewählt , dachte Yaribé.
Laut sagte sie: »Noch eine Sache. Du kennst doch diese schwarze Hexe, wie heißt sie noch gleich …?«
»Du meinst Loulou?«
»Blöder Name für eine Hexe, aber so heißt sie wohl.«
»Was willst du von ihr?« Marie-Lou lachte. »Einen Zaubertrank etwa? Übrigens, danke für das Kompliment mit dem Namen. Meinen findest du dann ja wohl auch blöd?«
»Nur, falls du eine Hexe bist.«
»Weißt du doch!«
»Herrgott, Marie-Lou! Jetzt hör auf zu flachsen, du nervst. Lauf lieber zu dieser Loulou und frag, ob sie uns ein Mittelchen für die drei Herren mixen kann.«
Marie-Lou kapierte schnell. Jedenfalls stieß sie einen überraschten Pfiff aus. »Ein Aphrodisiakum?«
»So was in der Richtung, ja. Sie müssen spitz werden,aber nur ja nicht aggressiv. Und nicht zu müde, es darf also nicht zu stark sein. Du weißt, wie diese europäischen Männer plötzlich aus den Schuhen kippen können. Auch das Erinnerungsvermögen sollte nicht angegriffen werden durch das Zeug. Sonst streiten sie am nächsten Morgen womöglich alles ab und brechen sämtliche lustvoll herausgestöhnten Versprechungen.«
»Sonst noch was? Loulous Dienste sind sowieso nicht billig, Yaribé! Selbst unter normalen Bedingungen nicht. Die Alte plündert einen aus.«
»Wenn du ein Geschäft eröffnest, musst du doch auch investieren, oder? Ich hab noch ein paar Dollar von meiner letzten Eroberung, die setze ich auf das Objekt. Du besorgst das Zeug und redest mit der Alten. Erkundige dich auch unbedingt nach der richtigen Dosierung. Ich habe keine Zeit dafür, muss im Hotel bleiben und bis zur letzten Minute Dienst an der Bar schieben. Und kein Wort zu irgendwem, klar?«
Marie-Lou lachte in den Hörer. »Sonst noch irgendwelche Wünsche?«
»Allerdings. Geh in einen Sexshop und besorge, was dir interessant erscheint. Unbedingt aber Gleitmittel, die gut riechen, Massageöle, was weiß ich. Schau dich einfach um und lass dich von deinem Urinstinkt eines Vollweibes leiten.«
Anscheinend wurde es jetzt selbst Marie-Lou mulmig und vor allem zu viel. Ihr Lachen erstarb.
»Meinst du nicht, das ist alles ein bisschen dick aufgetragen? Vielleicht wollen die Jungs tatsächlich nur Samba tanzen. Dann stehen wir ganz schön blöd da.«
»Deswegen sollst du ja zu Loulou laufen, Dummerchen. Die Jungs, wie du sie nennst, müssen einfach wollen, verstanden? Sag Loulou, an meine Dollars kommt sie nur mit Erfolgsgarantie.«
»Yaribé« – Marie-Lou seufzte –, »allmählich mache ich mir Sorgen um dich. Du nimmst diese Sache zu ernst. Können wir nicht einfach einen netten Abend verleben?«
»Genau darum geht es doch!«, sagte Yaribé ungeduldig und legte einfach auf.
Sie warf einen raschen Blick auf ihre billige Armbanduhr. Sie würde sich in Deutschland als Erstes eine sündhaft teure Markenuhr leisten – von Gucci, soviel stand fest! Die mit dem großen G im Armband, damit auch jeder gleich sah, wie wertvoll sie war.
Gleich würde ein Kollege kommen und Yaribé an der Bar ablösen. Für herrlich lange zwei Stunden. Die würde sie nutzen, um sich herzurichten. Das Kleid allerdings musste noch bis Mitternacht in der Plastiktüte ausharren, die wiederum in der Besenkammer versteckt war.
Als Erstes ging Yaribé in ihrer Pause schnurstracks in die Damentoilette, die dem Personal in einem Seitentrakt zur Verfügung stand.
Sie schlüpfte in eine der Kabinen und holte aus ihrer großen Umhängetasche die beiden glänzenden Kugeln heraus.
Sie waren etwas kleiner im Durchmesser als Tischtennisbälle und aus schwarzem Ebenholz und außerdem mittels einer feinen Seidenkordel – ebenfalls schwarz – miteinander verbunden.
Yaribé hatte sie von ihrer Großmutter geerbt. Zusammen mit etwas Schmuck
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