Die Liebesgöttin (German Edition)
Mann von Gomera trocken und ging wieder hinter seine Theke.
Während Amanda den duftenden Kaffee trank, hing sie ihren Gedanken nach.
Ricardo! – Sie sollte den alten Freund wirklich besuchen. Oder wenigstens anrufen.
Katrin fiel ihr wieder ein, die ihr geraten hatte, ihre kleine Liebe Peter sozusagen spirituell von Ricardo durchleuchten zu lassen.
Es war wie ein schmerzloses »Auf-den-Zahn-Fühlen«, aber es sprach Bände, was Ricardo aus dem unter Trance gemalten geometrischen Symbol hinterher herauslesen konnte, den Charakter und die Anlagen der jeweiligen Person betreffend.
Das Mandala , das Ricardo für Adrian einst angefertigt hatte, war tatsächlich höchst aussagekräftig gewesen. Und ihr eigenes ebenfalls.
Aber ich werde Peter nicht wiedersehen , widersprach Amanda ihrer eigenen Eingebung. Nur um sich selbst im nächsten Moment zu sagen: Aber sicher wirst du ihn wiedersehen. Am liebsten würdest du ihn jetzt sofort anrufen, mach dir nichts vor!
Unwillkürlich schweiften ihre Gedanken erneut ab. Zu ihrem ersten Treffen mit »der kleinen Liebe«.
Sie wollte es dem Piloten nicht leicht machen. Damals, im letzten Winter.
Sie hatte Peter Situationen ausgesetzt, in und an denen Adrian kläglich gescheitert war. Zumindest in ihren Augen.
Salomé zum Beispiel …
Es war Adrian gewesen, der Amanda und die exzentrische Engländerin einander vorgestellt hatte. Angeblich hatten sie sich auf einem seiner Gigs in Las Americas kennen gelernt. Adrian spielte und sang in der Touristenfalle manchmal abends in irgendwelchen Bars. Und zog dabei schon mal schräge Vögel beiderlei Geschlechts an. Vielen Musikern erging es genauso. Es gehörte mit zum Spiel. Die meisten konnten damit auch gut umgehen. Adrian eher nicht. Aber das fand Amanda erst viel später heraus.
Salomé hatte mit leuchtenden Augen zu ihr gesagt: »Er ist so begabt. Und so attraktiv. Sie sollten besser auf ihn aufpassen, Amanda. Die Touristinnen kennen in den lauen Inselnächten keine Tabus.«
Amanda hatte nur lächelnd und vielsagend – wie sie hoffte – mit den Schultern gezuckt.
Sie und Adrian hatten Salomé dann einige Tage später – auf deren Einladung hin – auf ihrer Finca Esmeralda besucht.
Es gab warmen Ziegenkäse auf Blattsalaten und dazu gekühlten Roséwein, der von der Insel El Hierro kam.
Die Engländerin trank einige Gläschen davon offenbar zu rasch hintereinander, jedenfalls war sie plötzlich ziemlich betrunken.
Und in diesem Zustand machte sie dann Adrian eindeutige Avancen. Amandas Gegenwart schien Salomé dabei nicht weiter zu stören.
Adrian gelang es zwar, sie einigermaßen auf Abstandzu halten. Sprich, zu verhindern, dass ihre Gastgeberin es sich auf seinen Knien bequem machte. Indem er die Beine übereinander schlug und außerdem einen Arm sichtbar um Amandas Schultern drapierte. Aber er lauschte sichtlich amüsiert und ab und an sogar schallend lachend Salomés nun folgenden Berichten ihrer zuweilen recht schamlosen sexuellen Eskapaden auf der Insel.
Irgendwann hatte Amanda genug und stand auf, um zu gehen. Adrian folgte ihr, o ja! Aber auf dem Heimweg lachte er sie aus und bezeichnete sie als prüde.
Sie waren nie wieder gemeinsam zur Finca Esmeralda gefahren. Doch irgendwann hatte Amanda per Zufall mitbekommen, dass Adrian dort ein recht häufig gesehener Gast geworden war.
Amanda war sich augenblicklich sicher – Salomé hatte bekommen, was sie schon an jenem bewussten Abend so verzweifelt gewollt hatte.
Als alles vorüber war und Amanda die Ankunft Peters auf der Insel erwartete, hatte sie die Idee entwickelt, dem Piloten ebenfalls die Bekanntschaft der mannstollen Engländerin zu vermitteln.
Es war interessant gewesen: der Vergleich – Adrians Verhalten – Peters Verhalten, unter solch besonderen Umständen!
Damals hatte Peter den Test bestanden.
Amanda starrte gedankenverloren vor sich hin. Der Kaffee war auch längst leer. Erst, als Manuel unaufgefordert einen weiteren Cortado vor sie stellte, nickendund mit einem angedeuteten schiefen Grinsen im Gesicht, was so viel hieß wie: »Geht aufs Haus«, erwachte Amanda aus ihrer inneren Versunkenheit.
Mit raschen Strichen begann sie ein Gesicht auf ihrem Zeichenblock zu entwerfen.
Salomés Züge traten immer deutlicher zum Vorschein. Aus den Augen sprach der pure Hunger, um den Mund spielte dieses gewisse Lächeln, mit dem sie nur Männer bedachte.
Dann kam der Hals, der wesentlich faltiger war als das Gesicht und an den einer Schildkröte
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