Die Liebesgöttin (German Edition)
wach bleiben. Um nichts in der Welt mochte sie den Anrufer erneut verpassen, sollte es einen weiteren Versuch von seiner Seite geben.
Sie zermarterte sich das Gehirn, um sich den Traum von vorhin in allen Einzelheiten ins Gedächtnis zurückzurufen.
Was hatte Adrian darin getan oder gesagt? Wie hatte sie sich selbst verhalten? Warum hatte ihr Herz vor Panik so stark geklopft, als sie vom Klingeln des Telefons erwacht war?
Aber der Traum, so klar er sich zunächst auch angefühlt hatte, war bereits gänzlich aus dem Kurzzeitspeicher ihres Gehirns gelöscht worden.
Nach einer Weile fiel Amanda erneut in einen unruhigen Schlummer.
Und wieder träumte sie …
Sie spürte, wie ihr ganzer Körper vor Entsetzen zu beben begann, als eine harte Männerstimme ein Urteil verlas. Ja, es musste ein Urteil sein, denn ihr war deutlich bewusst: Sie stand vor Gericht!
Und noch eines war ihr bewusst: Es handelte sich haargenau um denselben Traum wie vorhin bereits.
Sie brauchte auch gar nicht mehr aufmerksam den Worten des Richters zu folgen, sie kannte das Urteil bereits.
Sie und ihr Geliebter würden sterben, noch heute.
Nebel umhüllte sie, dann hatte sie einen kurzen Blackout. Vermutlich war sie ohnmächtig geworden. Denn als sie wieder bewusst am Traumgeschehen teilnahm, lag sie auf einer Art Bahre und einige Leute umringten sie. Man reichte ihr einen Schluck Wasser und half ihr auf die Beine.
Aber das Gehen fiel ihr schwer, die Knie gaben bereits wieder nach. Und dann sah sie ganz deutlich den Mann, der an ihr vorbei von mehreren Kerlen aus dem Gerichtshof geführt wurde. Er warf ihr einen tiefen, erschütterten Blick zu …
Der Mann trug Peters Gesichtszüge.
Ein anderer Mensch in einer seltsamen Rohe – war das der Richter … ? Sie wusste es nicht, hatte vorher immer nur seine Stimme gehört, ihn aber nicht gesehen – folgte der kleinen Gruppe nach.
Auch er blickte kurz zu Amanda herüber, die stärker denn je zitterte. Der Mann sah aus wie Adrian.
Erschüttert erwachte Amanda.
Im Haus war es still, unheimlich still, wie sie fand. Als Nächstes bemerkte sie Rasputin, der sich an ihren Bauch gekuschelt hatte und leise und zufrieden vor sich hin schnurrte.
Beim Anblick des Katers fand Amanda ihren Seelenfrieden augenblicklich wieder.
Träume sind Schäume , hatte ihre Großmutter selig immer gesagt.
Aber immerhin konnte es sicherlich nicht ganz abwegig sein – tiefenpsychologisch betrachtet –, von der verflossenen großen Liebe und dem derzeitigen Liebhaber gleichzeitig zu träumen? Und natürlich mussten die beiden Männer in dem Traum auch irgendeine Form von Kampf durchmachen. Das war nur logisch, von der Warte der Frau aus betrachtet.
Der eine war noch nicht völlig aus ihrem Seelenleben verschwunden, und der andere konnte sich noch nicht behaglich darinnen einnisten.
Nur darum ging es …
Amanda beschloss, den Arbeitsbeginn an Salomés Büste auf einen der nächsten Tage zu verschieben.
Heute war sie offenbar durch das erotische Interniezzomit Peter etwas durcheinander. Der doppelte Traum hatte ihr dies nur zu deutlich gezeigt. Besser, sie kriegte sich erst wieder ein, dafür würde die Arbeit nachher umso besser laufen.
Das Telefon hatte sich auch nicht wieder bemerkbar gemacht. Wer auch immer es gewesen sein mochte vorhin – Adrian hieß der verhinderte Anrufer bestimmt nicht!
Diese Eingebung war sicherlich nur deshalb über sie gekommen, weil der Traum beim ersten Mal unterbrochen wurde vom Läuten des dummen Kastens!
Und natürlich war das markante Gesicht beim Aufwachen noch für kurze Zeit in den Gehirnwindungen herumgespukt. Die wache Erinnerung hatte dazu dann bloß den Namen aus dem Langzeitspeicher abgerufen, und – voilà – war er über sie gekommen! Wie einst der Heilige Geist über die Apostel Jesu.
Träume sind Schäume, Großmütterchen, wie wahr! Blasen aus der Erinnerung, die zerplatzen beim Erwachen. PENG! Und aus der Traum.
Amanda streichelte zärtlich Rasputins Fell. Der Kater schien ebenfalls zu träumen, denn seine Pfoten zuckten im Schlaf. Ebenso die Haare seines Schnurrbartes.
Sie musste leise lachen.
Ob er wohl gerade Mäuse jagte, ihr Kater? Oder eine sexy Katzendame über die Dächer trieb?
»Schade, dass ich dich nicht aufwecken und danach fragen kann«, sagte sie und streichelte nachdenklich und behutsam über sein weiches, schneeweißes Fell.
Anschließend musste sie dann selbst wieder eingeschlafen sein …
Der Mann an ihrer Seite war groß und
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