Die Liebesgöttin in Höchstform (German Edition)
vorher genossenen Wein und überhaupt der ganzen Stimmung zu –, vermutlich war es Adriano gewesen, der da vorhin zwischen ihren Schenkeln gesteckt hatte. Er hatte »ihren Zustand schamlos ausgenutzt«, wie immer in diesen altmodischen Romanen zu lesen war. Und sie hatte dazu so eine Art Wachtraum geträumt, vielleicht war sie sogar völlig eingeschlafen, das war ihr sogar einige Male beim Sex mit der Ex-Liebe Adrian damals auf Teneriffa passiert. Er hatte es immer süß gefunden, außerdem war sie vor dem Höhepunkt pünktlich jedes Mal wieder wach geworden.
Vermutlich war Adriano Como vorhin ebenfalls indiesen Genuss gekommen … na, sei’s drum, sie hatte sowieso Lust auf ihn gehabt, beim nächsten Mal würde sie sich bemühen, alles wirklich im Wachzustand mitzubekommen …
Amanda musste kichern. Sie griff nach der Champagnerflasche und zog sie aus dem Kühler.
»Warte mit dem Korken«, sagte Adriano leise. »Wir haben noch einen Gast.«
Er öffnete eine andere Tür – der große Raum besaß zwei davon –, und da kam sie hereingeschwebt. Hochgewachsen, mit langen, dunklen Locken, hohen Wangenknochen, dem Körperbau einer Gazelle und den schwarzen Augen, die tatsächlich an Kirschen erinnerten. Sie trug eine Art langer Toga, als wäre sie direkt von einer Theaterbühne und aus einem antiken Stück hierhergekommen.
»Amanda, das ist Consuelo«, sagte Adrian.
Sie versuchte erneut, dem Traumgeschehen – oder erinnerte sie sich an tatsächlich Erlebtes? – zu entfliehen. Krampfhaft bemühte sie sich, die Augen zu öffnen, um Licht an die Netzhaut zu bekommen, das würde helfen, das half immer. Aber sie brachte die schweren Lider nicht richtig hoch, beim besten Willen nicht. Sie versuchte es mit Zählen. »Ich zähle bis sechzig, dann mache ich es endgültig, dann klappt es!«
Aber es funktionierte nicht, was sie ärgerte, aber auch das Ärgern brachte nicht den gewünschten Erfolg.
Sie versuchte es mit Erinnern: Irgendetwas sagte ihr, dass einige Zeit vergangen sein musste, seit sie in diese Wohnung gekommen war.
Aber wie viel Zeit?
Sie und Adriano hatten gegessen, auf der Dachterrasse, dabei viel geredet und noch mehr getrunken. Er hatte dann irgendwann versucht, sie in seinem Arbeitszimmer in Hypnose zu versetzen. War es ihm gelungen? Sie wusste es nicht, alles Erlebte oder Geträumte schien ja ineinander überzugehen, es gab keine Grenzen zwischen Realität und Traumwelt mehr. Alles war wie Wasser, das dem Meer zufloss.
Der verflixte Champagner! Der muss mir den Rest gegeben haben. Dazu vorher der schwere Rotwein. Und dann dieses weiße Pulver, das Adriano mich hat schnupfen lassen. Er sagte, es sei nur ganz wenig Kokain daruntergemischt, der Rest sei harmlos, bloß ein Hilfsmittel, um die »engen Grenzen des bewussten Bewusstseins« zu umgehen, so hat er sich ausgedrückt. Harmlos, nicht süchtig machend. Viele Künstler würden es verwenden, es sei bestens geeignet, die Kreativität anzukurbeln … Und ich habe ihm sofort geglaubt.
Es war leicht, Adriano Como zu glauben und zu vertrauen. Er besaß ein ausgesprochen starkes Ego, war selbstbewusst und stolz. Und ungeheuer sexy natürlich obendrein, und sie war außerdem frei und konnte tun und lassen, was sie wollte. Außerdem hatte er ihr diesen kostbaren Marmorblock geschenkt, und sie würde sein gut ausgestattetes Atelier benutzen dürfen, um diese ihr so wichtige Skulptur zu schaffen.
Was konnte sie mehr wollen vom Leben, zumindest im Augenblick? Sie war in Sicherheit, sie war in Rom, und alles war gut …
Und damit schlief Amanda erneut ein.
Sie kuschelte sich enger in Peters Arme. Der Pilot wiegte sie hin und her wie ein Kind: »Dieses Mal werde ich nicht zulassen, dass jemand dir … oder uns … etwas antut!«, sagte er, wobei sein Tonfall ungewohnt ernst klang.
Sie hörte sich selbst mit einer hohen und sehr jung klingenden Stimme antworten: »Wir werden also nicht wie damals von den Klippen ins Meer springen müssen?«
»Ganz bestimmt nicht!«, versicherte Peter mit fester Stimme. »Hab keine Angst, ich werde kommen und dich da rausholen! Das bin ich dir schuldig, nachdem ich dich damals nicht habe retten können. Wenn es mir dieses Mal gelingt – und das wird es! –, dann werden wir ein glückliches Leben miteinander führen können, du und ich. Die Balance wird wiederhergestellt sein, so dass dein Vertrauen und deine Liebe sich erneuern können.«
Sie schrak ein weiteres Mal hoch, aber da waren immer noch diese verdammten
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