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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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ihre Wangen wurden so rot wie ein Winterapfel – und alles aus Angst vor dem Wilden Falken. Was er in ihr hervorrief, das war in höchstem Maße unschicklich. Als sie die Finger an ihre Lippen hob, da war ihr, als schmecke sie immer noch seinen Kuss. Langsam ließ sie die Zunge über die Lippen gleiten, um seinen Geschmack noch einmal zu kosten.
    Rosamund, die Situation ist unerträglich!, grübelte Fitz Osbern. Das ist ja, als tobe um einen herum ein Gewitter!
    Tief hing es über ihnen wie dunkle, drohende Wolken, als warte die ganze Burg mit angehaltenem Atem auf die sich anbahnende Katastrophe. Dass Fitz Osbern und Lady de Longspey lange friedlich nebeneinander in einer Burg würden wohnen können, damit rechnete niemand. Irgendwann, so Gervase, musste der Streit um die Besitzrechte enden, unabhängig von allen Versprechungen, die man ihm abgepresst hatte.
    Ehe das Gewitter aber losbrechen konnte, erfolgte noch die Abreise von Hugh de Mortimer. Der hatte nämlich eigene Sorgen, die seine Anwesenheit in Hereford erforderten. Allerdings brach er nur ungern auf, wie er sich eingestehen musste. Zu gern hätte er miterlebt, wie die Auseinandersetzung zwischen diesen zwei willensstarken Persönlichkeiten wohl ausging. Er verabschiedete sich von seinem Gastgeber bei einem ausgedehnten Frühstück im Morgengrauen. Die heraufdämmernde Morgenröte verhieß einen schönen Tag.
    „Lebe wohl, Ger. Mir scheint, du hast dich inzwischen gut eingewöhnt.“
    „Ich gebe mir jedenfalls alle Mühe.“ Fitz Osbern ließ sich ungerührt eine Schüssel mit Hammelbraten schmecken.
    De Mortimer wollte schon etwas hinzufügen, leerte dann aber seinen Humpen und erhob sich. „Dieses Hauen und Stechen zwischen dir und dem Longspey-Mädchen – meinst du, eure Zänkerei wird noch länger andauern?“
    Fitz Osbern schaute kaum auf, als sei er mit den Gedanken woanders. „Was mich betrifft, nein. Ich bin mir allerdings im Unklaren darüber, wie sie sich das Ganze weiterhin vorstellt.“
    „Wenn ich mich aber recht erinnere, hast du ihr versprochen …“
    „… dass ich sie nicht hinauswerfe – es sei denn, sie verlässt Clifford auf eigenen Wunsch. Ich weiß, und dabei bleibt es auch.“ Er wischte sich einige Krümel von den Fingern und stand ebenfalls auf. „Allein, es gibt Mittel und Wege, ihr das Leben hier so unangenehm wie möglich zu machen. Und wenn das alles nicht fruchtet, wird ein ordentlicher Wintereinbruch vielleicht dafür sorgen, dass sie es leid wird und auszieht. Hier wochenlang eingeschneit zu sein, und das bei Belagerungsrationen, das wird ihr bestimmt den Garaus machen.“ Nachdenklich kratzte er sich das Kinn. „Ach, ich glaube, ich werde sie auch auf andere Weise los.“
    „Auf sie einwirken also.“ Die beiden Freunde wandten sich zur Tür.
    „Richtig.“ Über Gervases dunkle Züge huschte ein wölfisches Grinsen. „Alles ganz harmlos“, versicherte er seinem Freund, der besorgt die Stirn in Falten zog. „Wenn ich will, kann ich ein rechtes Ekel sein, ein hinterwäldlerischer Banause – wie Lady Rosamund sagen würde. Natürlich alles, ohne die werten Damen ernsthaft zu gefährden. Wenn sie das zu dem Schluss bringt, lieber anderswo zu logieren, etwa in angenehmerer Umgebung, wo gepflegte Konversation an der Tagesordnung ist …“ Sein Grinsen wurde breiter. „… dann bitte sehr, umso besser.“
    Mit gespitzten Lippen ließ de Mortimer sich das Gehörte durch den Kopf gehen. „Könnte klappen. Du bist eben ein ausgemachter Fuchs, mein Junge. Viel Glück.“
    „Brauche ich nicht. Wenn du nächstes Mal wiederkommst, habe ich hier alles im Griff.“
    De Mortimer, der sich das alles nicht so einfach vorstellte, sagte auch noch den Frauen Lebewohl. Sie wünschten ihm alles Gute und hofften auf baldiges Wiedersehen.
    War es nur seine Einbildung, oder hatte Lady Petronilla ihm zum Abschied tatsächlich etwas ausgedehnter als nötig die Hand gewährt, als er diese in seine raue Pranke nahm und an die Lippen führte? Hatte er ihn wohl richtig gedeutet, jenen scheuen, einladenden Ausdruck in ihrem Blick? Obacht!, mahnte er sich. Eine Witwe von Rang und Namen! Mit der fing man nicht ohne Weiteres ein Techtelmechtel an, allerhöchstens ein oberflächliches Geplänkel. Keinesfalls eine Liebelei und erst recht keine tiefere, ernstere Liaison. Einer Frau wie Petronilla de Longspey musste man mit Achtung und Ehrerbietung begegnen. An Heirat war überhaupt nicht zu denken, das hatte er ja selbst gesagt. Gleichwohl:

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