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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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gereizt, die Lippen dicht an ihrer nassen Kapuze. „Jedenfalls noch nicht. Ich möchte aber nicht unbedingt noch einmal anhalten und Euch aus dem Schlamm aufklauben.“
    Sie gab zwar keine Antwort, musste ihn aber dennoch verstanden haben, denn nach einem Moment des Zögerns lehnte sie sich dann mit einem leisen Seufzer rücklings gegen ihn und überließ sich seinen stützenden Armen.
    Gervase saß da, die von der Feuchtigkeit krausen, aus der Kapuze quellenden Haare seiner Widersacherin direkt unter dem Kinn. Auf was mochte er sich da eingelassen haben, als er ihre Bedingungen akzeptierte? Sonderlich zuversichtlich war er nicht, was das Ergebnis anbetraf. Zum einen würde diese Lösung nicht von Dauer sein. Die junge Longspey konnte unmöglich unbegrenzt auf Clifford bleiben, ganz gleich, ob er ihr das versprochen hatte oder nicht. Zum anderen war diese Frau viel zu eigenwillig, um sich vernünftigen Argumenten zu beugen. Er würde sich schon noch was einfallen lassen – das letzte Wort war noch nicht gesprochen!
    Der Hengst tänzelte seitwärts, weil Bryn, der Hund, ihm mal wieder zwischen den Beinen herumtollte, und deshalb musste Gervase seine Mitreiterin noch fester umfassen. Sie wehrte sich nicht. Im Gegenteil: Er fühlte, wie ihre Finger sich um seinen Arm legten, wie ihr Körper sich dichter an den seinen schmiegte, bei Weitem nicht mehr so steif wie zuvor. Nur entsann er sich auf einmal daran, wie ihr am Tage zuvor aus lauter Angst – zumindest nach seinem Eindruck – jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war. Vielleicht, so sagte er sich, musste er sich einmal die Zeit nehmen und ergründen, wieso sie einen solchen Schreck bekommen hatte, als er ihr androhte, er werde sie aus der Burg weisen. Gegenwärtig indes, das musste er sich eingestehen, gefiel es ihm recht gut, sie so nahe bei sich zu haben, den sanften Schwung ihres Busens spürbar an seinem Unterarm.
    Im Burghof angelangt, saß Fitz Osbern ab und half auch Rosamund aus dem Sattel. Wenn schon nicht auch aus Stolz, so hätte Rosamund sich liebend gern aus eigener Kraft auf den Beinen gehalten, doch Kälte und Nässe forderten ihren Tribut: Ihre Glieder waren vor Kälte erstarrt. Kaum dass ihre eisigkalten Beine ihr Gewicht tragen sollten, knickten sie ein, sodass Rosamund sich an Gervases Arm klammerte, heilfroh, dass sie nicht auf der Stelle gestürzt war.
    „War ich das?“
    Seine Frage traf sie wie aus heiterem Himmel. Erst bei näherem Hinsehen entdeckte sie an ihren Handgelenken so etwas wie eine leichte Druckstelle. Da fiel ihr ein, dass er sie am Vorabend ziemlich grob angefasst hatte. „Ja, allerdings“, antwortete sie.
    „Soll nicht wieder vorkommen, dass ich Euch wehtue“, bemerkte er leise und strich sacht mit den Fingerspitzen über die Male. Und als er dann auch noch den Kopf beugte und seine Lippen vorsichtig auf ihr Handgelenk drückte, da wusste sie nicht, wie ihr geschah.
    „Nicht …“
    „Was – nicht?“
    „Ich lege keinen Wert auf Eure Fürsorge!“ Sie entzog ihm mit einem Ruck die Hand. Hoffentlich hatte er er das leichte Zittern nicht gemerkt! Beim nächsten Mal würde er es ganz bestimmt spüren!
    Sein Blick verfinsterte sich, seine Stimmung änderte sich schlagartig. „Wenn Ihr damit meint, ich soll mir meinen Handkuss verkneifen, dann steht mir nicht im Wege herum, Teuerste. Ihr habt Euren Sieg für heute ausreichend ausgekostet. Passt auf, dass er Euch nicht am Ende noch teuer zu stehen kommt!“
    Rosamund war, als habe sie nicht richtig gehört. Bestürzt öffnete sie den Mund.
    Den Fitz Osbern prompt küsste. Rasch, aber sehr leidenschaftlich. „Na, Rose? Was sagst du nun?“
    Rosamund blieb die Luft weg. „Was fällt Euch ein …“, stammelte sie schließlich erbost. „Wie kommt Ihr dazu, mich einfach zu duzen?“
    Ehe er reagieren oder etwas erwidern konnte, riss sie sich los und rettete sich in die Kemenate. Zu ihrem großen Erstaunen fand sie dort eimerweise heißes Wasser vor sowie einen hölzernen Badezuber. Dass seine Aufmerksamkeit so weitreichend sein würde, dies alles vorbereiten zu lassen, das hätte Rose ihrem Retter nicht zugetraut. Doch jegliche Dankbarkeit verging ihr schnell, denn auf einmal erfasste sie ein nie gekanntes Grauen, eine Beklommenheit, die sie nicht näher zu benennen vermochte. Sicher, Furcht war ihr nicht neu, beispielsweise Furcht vor einer Ehe mit Ralph de Morgan. Das Gefühl aber, welches sie jetzt verspürte, das war völlig anders. Ihr Herz begann wild zu pochen,

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