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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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Gedanke.
    Mit ausdruckslosem Gesicht wandte er sich an seinen Gefährten. „Ich schlage vor, dass du sie holst, Hugh! Du weißt dich gewählter auszudrücken als ich. Du hast ein Händchen dafür, wie man das weiche Herz des schwachen Geschlechts anrührt …“
    „O nein, Ger. Das werde ich bestimmt nicht tun. Du musst schon selbst in den sauren Apfel beißen. Sie will ja dich sehen, deine Zusicherung hören. Du wirst dich schon überwinden müssen.“
    Stimmt!, räumte Gervase insgeheim ein und wischte sich den Regen aus dem Gesicht. Sie hatte die Schlacht gewonnen. Was aber kam da nun auf ihn zu? Keine angenehme Vorstellung. Er zuckte die Schulter unter dem schweren, nassen Stoff seines Mantels. Wenn dieses Weibsbild tatsächlich das Sagen in der Burg hatte, was mochte das für ihn selbst bedeuten? Eigentlich hätte Matilda die Herrin sein sollen, seine junge Gemahlin, die nicht lange genug gelebt hatte, um dieses Kastell zu ihrem Zuhause zu machen. Unwillig verscheuchte er diese unerwünschten Bilder von dem scheuen, hübschen, blonden Mädchen. Eine gute Frau wäre sie ihm gewesen, Mutter seiner Kinder, Mutter eines Erben der Ländereien. Mit seiner Unterstützung und Unterweisung wäre sie eine fähige Burgherrin geworden und hätte in seinem Namen die Zügel übernommen. Allein, Matilda war tot, und wenn er jetzt nicht mit Bedacht handelte, dann hatte er diese Longspey am Halse. Eine, die kein Blatt vor den Mund nahm; eine, die sein Nachgeben mit Sicherheit als ihren persönlichen Triumph deutete und sich dementsprechend gebärden würde.
    Das musste verhindert werden. Unbedingt.
    Dennoch schweifte sein Blick hinüber zu dem armseligen Häuflein unter den durchgeweichten Decken. Nein, ihm blieb keine Wahl!, gestand er sich seufzend ein. Er musste sie wieder hereinlassen. Auch wenn das hieß, dass Rosamund de Longspey seine arme Matilda mehr und mehr in den Hintergrund drängte.
    „Ich kapituliere höchst ungern“, knurrte Gervase.
    „Kapitulieren? Papperlapapp!“, rief de Mortimer vergnügt. „Betrachte es als geordneten Rückzug angesichts eines überlegenen Gegners.“
    „Also, Lady, da bin ich. Wie verlangt.“
    „Hätte ich nicht gedacht, dass Ihr kommt.“ Trotz des unverminderten Wolkenbruchs krabbelte Rosamund unter der Decke hervor und sah zu dem düster dreinblickenden Ritter auf. Ohne Rücksicht auf den Regen und ihr wild hämmerndes Herz hielt sie seinem Blick stand. Hoffentlich legte er die Tropfen an ihren Wimpern nicht als Zeichen weiblicher Schwäche aus.
    „Was wollt Ihr von mir?“ Grollend blickte er sie an.
    „Die Erlaubnis zur Rückkehr in die Burg. De Byton hat Euch doch sicher über meine Bedingungen unterrichtet, Mylord.“
    Rosamund hatte bereits so gut wie aufgegeben. Das ließ sich nicht leugnen. Sie wusste zwar, dass ihre Mutter bis zum bitteren Ende zu ihr gehalten hätte, aber durfte man die Gesundheit der Countess noch länger aufs Spiel setzen? Sie war schon drauf und dran gewesen, alles wieder aufladen zu lassen und im Dorf nach einer Unterkunft zu fragen. Oder in Hereford selbst, denn von dort aus wollte sie ihre Mutter nach Lower Broadheath bringen. Da hätte Petronilla dann mit den Annehmlichkeiten leben können, die ihr zustanden. Rosamunds schlechtes Gewissen hatte bereits den Punkt erreicht, an dem sie ihren Widerstand beinahe verworfen und sich zum Aufgeben entschieden hätte. Wenn es um die eigenen Angehörigen ging, und mochten es noch so wenige an der Zahl sein, hatte auch Stolz seine Grenzen. Nun aber war er hier, der Störenfried, der all ihre Pläne zunichtezumachen drohte; saß da vor ihr auf seinem hohen Ross, arrogant und hartherzig. Aber das war ihr nicht neu, das machte ihr keine Angst.
    „Und, Mylord?“, fragte sie, das Kinn gereckt, auf eine mögliche Abfuhr eingestellt.
    Der Blick war kalt wie der Regen, der ihr den Rücken herunterrann; die Stimme rau wie der Wind, der ihr die klatschnassen Röcke gegen die Beine peitschte. Die Worte aber, sie waren das goldene Geläut zu ihrem Sieg.
    „Ihr habt gewonnen, Lady. Ich bin hier, Euch mitzuteilen, dass ich Eure Forderungen akzeptiere.“
    Regen tropfte ihr von der Nasenspitze, benetzte ihre Wimpern. Schimmernd wie Perlmutt glomm ihr Gesicht durch die diesige Nässe. Fitz Osbern konnte kaum den Blick von ihr wenden, als er absaß und vor ihr stand. Wahrscheinlich war jeder Zoll ihrer Kleidung durchnässt bis auf die Haut. Er sah, wie sie sich mit ganzer Kraft dagegen wehrte, sich anmerken zu lassen,

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