Die Liebeslist
schwört, sie isst nie wieder Hammel.“
Es war Hugh de Mortimer, der die nachfolgende Pause überbrückte. Er machte sachte einen Schritt auf Rosamund zu und ergriff ihre Hand. Seine sonst immer so lustigen Augen blickten ernst. „Grüßt Eure Frau Mutter von mir. Ich hoffe, ich sehe sie morgen.“ Er wandte sich zur Tür.„Jetzt darf ich mich verabschieden; Ihr habt sicherlich Wichtiges zu besprechen. Gute Nacht, Lady Rosamund … Ger …“
Kaum fiel die Tür hinter ihm zu, da begann Rosamund auch schon mit der kleinen Rede, die sie auf dem Weg zum Westturm in aller Eile vorbereitet hatte. Einfach, freimütig, nüchtern – so, wie sie es sich vorgenommen hatte. „Ich bin gekommen, um Euch um Verzeihung zu bitten, Mylord. Ich gestehe, ich habe Euer Misstrauen verdient. Ich war … unüberlegt. Besser gesagt: leichtsinnig.“
In aller Ruhe, als müsse er erst überlegen, wie ihre Worte zu bewerten seien, trat Gervase an die Truhe. Schweigend, was Rosamund schon beinahe als kränkend empfand, schenkte er einen Becher Wein ein und reichte ihn ihr. „Heißt das, wir können zu einer Einigung finden?“, fragte er schließlich.
Sie nahm den Becher entgegen, dabei bemüht, die richtigen Worte zu wählen. Versprechen mussten eingehalten werden, dazu stand eine Rosamund de Longspey unter allen Umständen. „Ja. Zu einem Kompromiss. Ich werde Euch das Leben auf Clifford nicht weiter erschweren und mich nicht mehr in Eure Burgführung einmischen.“
Lange sah er ihr in die Augen. Sie spürte die Kraft seines Blickes, wich diesem jedoch nicht aus. Endlich nickte er. Der Zauber verflog. „Darauf wollen wir trinken.“
Nun, besonders herzlich war seine Reaktion auf ihre Abbitte zwar nicht gewesen, aber immerhin: Hinausgeworfen hatte er Rosamund auch nicht. Insgeheim verwundert über seinen Großmut, führte sie den Becher an die Lippen und trank einen Schluck. Er tat das Gleiche und bedeutete ihr, sie möge sich setzen. Sie lehnte ab. Es war vollbracht, zu bleiben gedachte sie nicht. „Eigentlich möchte ich mich lieber zurückziehen …“
„Ich halte unser Problem für noch nicht abschließend gelöst“, meinte er, indem er sich zwischen seinen Gast und die Tür schob. Angesichts seiner jetzt wieder unduldsamen Miene bekam sie es erneut mit der Angst zu tun, diesmal sogar verstärkt. „Lady, Ihr müsst doch begreifen, dass meine Argumente vernünftig sind“, begann er entschlossen. „Ihr seid hier fehl am Platze. Kann ich Euch denn gar nicht zum Einlenken bewegen? Zumindest Eure Mutter wäre anderswo besser aufgehoben, nur möchte sie Euch nicht im Stich lassen. Ich glaube Euch nicht, dass es Euch hier besser gefallen soll als in Salisbury. So ein Grenzkastell, das ist nichts für Euch. Ihr könnt nicht im Ernst daran hängen. Also, warum reist Ihr nicht ab? Lady Petronilla wird es Euch danken.“
„Ich kann nicht. Es geht einfach nicht.“
„Ich weiß wohl, wieso Ihr denkt, Ihr könntet nicht zurück zu Eurem Halbbruder“, erklärte er ungerührt. „Trotzdem …“
Rosamund war wie vom Donner gerührt. „Wie bitte? Woher …“
„Ich weiß es eben“, wiederholte er gleichmütig. Wie sehr sie sich bloßgestellt fühlte, merkte er offensichtlich nicht. „Er will Euch mit Ralph de Morgan verheiraten. Hugh hat es mir verraten. Er hat es von Eurer Frau Mutter erfahren.“
Sie musste an sich halten. „Als wenn ich es geahnt hätte!“
„Na, jedenfalls, mein Beileid.“
„Macht Euch keine Mühe“, fauchte sie. Das fehlte noch! „Wen ich heirate oder nicht, braucht Eure Sorge nicht zu sein.“
Unvermittelt fasste er sie bei den Händen. „Stimmt“, gestand er mit einer Gelassenheit, die so gar nicht zu der plötzlichen Geste passen wollte, mit der er gerade ihre Hände ergriffen hatte. „Nur: Wieso seid Ihr nicht längst vermählt? Jemand wie ihr – eine Frau von Stand, vorzeigbar, mit guten Beziehungen? Weshalb kommt da einer wie de Morgan überhaupt in die engere Wahl? Da gibt es doch sicher bessere Partien.“
„Leicht zu erklären, Mylord.“ Auf wundersame Weise bewahrte sie die Fassung, wenngleich sie spürte, dass es bereits wieder in ihrem Bauch zu kribbeln begann. Auch gewährte sie ihm noch einen Moment, ihre Hände zu halten. Sie hatte sein Mitgefühl zurückgewiesen, da wollte sie erst recht nicht weinerlich wirken. „Angebote gab es durchaus. Allerdings akzeptiere ich nicht jeden. Wenn Ihr mich nun loslassen würdet, Mylord …“ Sie versuchte nun ihre Hände aus seinen
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