Die Liebeslist
zu lösen, obwohl sie es eigentlich gar nicht wollte. Als alles nichts half, schaute sie ihn an – und bereute es auf der Stelle. Auf seinem Gesicht lag ein unergründlicher Ausdruck, bei dem ihr war, als verwandele sich ihr Blut schlagartig in flüssige Glut.
„Ich dachte immer“, murmelte er, während er sie an sich zog, „Ihr wärt noch ledig, weil keiner Eure Launen aushält. Wenn Ihr mich so böse anseht wie jetzt, kann ich das nachfühlen.“
Rosamunds Selbstbeherrschung verflog, als lösche man eine Kerze aus. „Dass ich noch ledig bin, soll Euch nicht beschäftigen.“
„Na ja, Ihr macht es einem Mann nun mal nicht leicht. Das habt Ihr hier nachhaltig unter Beweis gestellt.“
Allmählich reichte es ihr. „Ich habe mich für mein unüberlegtes Handeln entschuldigt. Ist das etwa nicht genug?“
„Doch, doch. Aber ob ich Euch trauen kann, das weiß ich noch immer nicht.“
„Ganz meinerseits“, entgegnete sie aufgebracht, wütend darüber, dass sie jetzt doch drohte, die Selbstbeherrschung zu verlieren, obwohl sie sich nicht hatte provozieren lassen wollen. „Eure verständnisvollen Worte und Eure Schmeicheleien haben nichts zu bedeuten! Ich soll meiner Mutter zuliebe ausziehen … Unser Schicksal ist Euch doch gleichgültig, denn Ihr wollt nur der Burg als alleiniger Herrscher habhaft werden! Im Grunde seid Ihr doch nur der Raubritter, für den ich Euch von Anfang an gehalten habe.“
„Verständnisvolle Worte?“, knurrte er leise, nur mühsam beherrscht. An sich hätte Rosamund angst und bange werden müssen, doch sie war so aufgebracht, dass sie nur heißen Zorn verspürte. „Schmeicheleien? Jetzt passt mal gut auf!“
Falls sie erwartet hatte, er würde sie jetzt loslassen und ihrer Wege schicken, so hatte sie sich gründlich getäuscht. Es sollte ihr Verderben sein, denn als sie einen Moment nicht aufpasste, nutzte er das erbarmungslos aus und packte sie so plötzlich, dass sie aus dem Gleichgewicht geriet. Sie stellte fest, dass sie nur die Balance halten konnte, indem sie sich seiner Umarmung überließ. Eng an ihn gepresst, blickte sie ihn erschrocken an. Mit halb geschlossenen Lidern betrachtete er ihr Gesicht, die grauen, kalten Augen im Kerzenlicht schimmernd. Dann sah sie gar nichts mehr, denn er neigte den Kopf und küsste sie.
Es ging so schnell, dass sie kaum Luft holen konnte. Auf einmal pochte ihr Herz in einem wilden Rhythmus, und ihre Knie wurden weich. Sie spürte nur noch seinen Mund auf ihrem, seine Zunge, mit der er sanft und fordernd zugleich ihre Lippen öffnete, den warmen, kraftvollen Körper, die schwellende Männlichkeit an ihrem Leib.
So plötzlich und unvermutet, wie er sie geküsst hatte, hob er den Kopf. „Na, hat es dir die Sprache verschlagen?“, raunte er und zog sie noch dichter an sich. Er legte eine Hand an ihre Wange und zwang sie, ihm in die funkelnden Augen zu blicken, deren Ausdruck auf einmal nicht mehr kalt, sondern vielmehr glühend vor Begierde war. „Du bist wirklich sehr schön, meine entzückende Rose. Besonders dann, wenn du wütend wirst.“
Wie betäubt starrte sie ihn an, fassungslos über sein Verhalten. Eigentlich hatte sie angenommen, er könne sie absolut nicht leiden.
„Vielleicht sind meine Küsse ja erträglicher als meine Schmeicheleien.“
„Abscheulich sind die! Sich so schamlos an einer wehrlosen Frau zu vergreifen!“
„Mir scheint, du kannst dich recht gut deiner Haut erwehren, teure Rosamund. Schauen wir mal!“
Prompt küsste er sie ein weiteres Mal. Zu ihrer Schande musste sie gestehen, dass es ihr gar nicht so unangenehm war. War der erste Kuss noch ein wenig hastig gewesen, so war sie von diesem zweiten völlig überwältigt. Er raubte ihr schier den Atem. Ein heftiger, leidenschaftlicher Kuss, so kam es ihr in ihrer Unerfahrenheit vor; ein Kuss, der ihr glatt die Lippen versengte – eine Berührung, die Empfindungen in ihr auslöste, die sie nie zuvor gespürt hatte.
Seine Nähe machte jeden klaren Gedanken unmöglich. Dicht an ihn gepresst, sodass sie sich kaum rühren konnte, fühlte sie bloß noch die starken Arme, die sie umfingen, und die straffen, kraftvollen Muskeln seiner Brust. Und dann sein Mund … heiß, forschend, besitzergreifend – seine Nähe, seine Umarmung verursachten ihr eine wohlige Gänsehaut. Er hörte auf, ihren Mund zu küssen, und ließ die Lippen langsam über ihre Wange bis zu der empfindlichen Stelle unterhalb ihres Ohrs gleiten, dann weiter die Kehle hinab bis zum Ansatz
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