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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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sie vorsichtig auf die Bettstatt sinken ließ.
    „Kerze her!“, befahl er der Zofe, den Blick dabei unablässig auf das Gesicht der Verletzten gerichtet, die zusehends blasser wurde. „Und hole die Countess!“ Nachdem er Rosamund den Umhang abgenommen hatte, machte er sich daran, die seitlich angebrachte Verschnürung der Cotte zu lösen, allerdings erfolglos.
    „Au …“ mit schmerzverzerrtem Gesicht biss sie sich auf die Unterlippe.
    „Ach, einerlei, es muss jetzt schnell gehen!“ Kurzentschlossen zog er das Messer aus der am Gürtel angebrachten Scheide und kappte mit einer einzigen Drehung des Handgelenks die Schnüre. Mit der Klingenspitze zerschnitt er sodann die Kordeln des Gewandes und danach auch noch das feine Gewebe des eng anliegenden Unterkleids, ohne Rücksicht darauf, dass er es damit ruinierte. Rosamunds halbherzige Abwehrversuche beachtete er nicht.
    „Ich bin doch kein Kaninchen auf der Schlachtbank“, protestierte sie, als die zerschnittenen Schnüre zu Boden fielen.
    „Keine Widerrede!“ Sie hatte starke Schmerzen und war den Tränen nahe, das stand für ihn fest. Endlich lag die verletzte Schulter bloß. Die Hautabschürfung sah böse aus. Die blaurote Verfärbung breitete sich über das gesamte Schulterblatt und den Oberarm aus.
    „Ich muss wohl daraufgefallen sein.“ Sie verkniff sich ein Schluchzen und betrachtete aus den Augenwinkeln ihre verfärbte Schulter. „Als die Stute von dem Pfeil getroffen wurde …“
    „Vermutlich. Ihr könnt noch von Glück sagen, dass Ihr nicht unter den Gaul geraten seid.“
    „Ja … Es tut sehr weh.“ Sie stöhnte. „Besonders wenn Ihr so draufdrückt.“
    „Hört auf mit dem Gejammer. Ich dachte, Ihr seid aus härterem Holz geschnitzt.“
    „Bin ich ja auch!“
    Behutsam betastete er die lädierte Stelle mit den Fingerspitzen. Allmählich ließ seine Besorgnis nach. Rosamund schniefte und rieb sich übers Gesicht. Sacht fuhr er mit der Handfläche über die blauen Flecken, erleichtert, dass die Knochen heil geblieben waren und sie keine bleibenden Schäden davongetragen hatte. Erstaunlicherweise schien es ihr auch nichts auszumachen, dass er ihre nackte Schulter berührte. Na, dachte er, still in sich hinein schmunzelnd, nachher, wenn sie es merkt, wird sie fuchsteufelswild sein.
    „Ist zwar schmerzhaft, aber bestimmt bald ausgestanden“, versicherte er.
    „Sehr freundlich von Euch.“
    Machtlos angesichts der Versuchung, streichelte Gervase ihr weiter Schulter und Halsbeuge, ungefähr so, als würde man ein verletztes Pferd tätscheln. Dabei fiel ihm der Kontrast zwischen seiner wettergegerbten, schwieligen Hand und Rosamunds seidenweicher, blasser Haut auf. Erleichtert spürte er, wie ihre Anspannung nachließ, wie sie den Kopf gelöst auf seinen stützenden Arm bettete. Mit einem leisen Seufzer setzte sie sich dann auf. Als beider Blicke sich begegneten, da versank Gervase regelrecht in den Tiefen ihrer grünen Augen. Ganz unvermutet beugte er sich vor und küsste sie unendlich sanft auf die Stirn.
    „Das habe ich nicht verdient, dass Ihr Euch so um mich bemüht“, flüsterte sie.
    „Doch, doch. Ihr seid verletzt, da muss ich Euch doch trösten.“ Da sie sich ihm nicht entzog, erlaubte er sich noch einen Kuss, ebenso zart, nur diesmal auf ihre Lippen.
    Rosamund blickte ihn nur mit großen Augen an, als wäre sie zutiefst überrascht, dass er zu solchen Zärtlichkeiten fähig war. Dann kam auch schon die Countess herein, die zu Gervases unendlichem Leidwesen nun das Kommando übernahm.
    „Soll ich diese … wie heißt sie noch … diese Heilerin holen lassen?“, fragte er. „Diese Hexe aus dem Dorf?“
    „Mistress Kempe“, sagte Petronilla tadelnd, während sie ihre Tochter gesorgt musterte.
    „Ja, bitte, Mylord. Und eine Hexe ist die Frau mitnichten!“
    Damit entlassen, eilte er die Treppe hinunter und erteilte den Befehl, die Heilkundige herzuholen. Danach begab er sich auf die Suche nach seinem Knappen, bei dem er tief in der Schuld stand.
    Er traf ihn bei Watkins im Pferdestall an. Owen war noch kreidebleich und ziemlich durcheinander, hatte er doch in seinen vierzehn Lebensjahren noch nie in einer solch unmittelbaren Gefahr geschwebt.
    Gervase setzte sich neben ihm auf einen Strohballen. „Das hast du gut gemacht, Junge.“
    Der Knappe schluckte. „Alles in Ordnung mit Lady Rosamund, Mylord?“
    „Ja, sie hat Glück gehabt.“ Er legte dem Bürschchen warm die Hand auf die Schulter, drückte ihn herzlich und

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