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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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noch sterben, denn ›des Lebens goldner Becher war ihm für alle Zeit vergiftet‹.«
    Max brach eine Blüte vom Magnolienbaum. »So«, sagte er zärtlich. »Das reicht jetzt aber wirklich für heute.« Er nahm Elenas Hand, legte die blassrosa Blüte hinein und schloss ihre Finger darüber. »Von mir für dich«, flüsterte er und legte seine Wange an ihre.
    Kurz bevor Villa Rosa und Haus Shelley für die Nacht geschlossen wurden, schlüpften Elena und Max in ihre Häuser.
    Wie einen kostbaren Schatz hielt Elena die Magnolienblüte in der Hand und rannte so glücklich wie noch nie in ihr Zimmer - aber dort brannte kein Licht. Charly musste noch bei Victoria sein.
    Gerade als sie sich auf die Suche nach ihrer Freundin machte und den langen Flur entlangeilte, kam Charly ihr entgegen.
    »Du …!« Elena fiel Charly um den Hals.

    »Alles in Ordnung?«
    »Ja …! Nein! Doch!!!«
    Charly lachte. »Du musst mir alles erzählen!«
    Elena öffnete die Tür zu ihrem Zimmer, tastete nach dem Lichtschalter, trat einen Schritt vor - und da! Etwas Weiches, Glattes strich über ihr Gesicht. Sie schrie auf.
    Charly schob sie zur Seite, knipste das Licht an.
    Beide starrten auf das schmale blutrote Seidenband, das von der Decke hing.

Kapitel 16

Mittwoch, 13. März

    Mitten in der Nacht wachte Elena auf. Die bevorstehende Mathearbeit, die erste Klassenarbeit in der neuen Schule, war es nicht, die sie vorm Wiedereinschlafen abhielt - es waren die Gedanken an Max. Und, gestand sie sich ein, auch die gesammelten Erinnerungen an Stefan. Das waren nicht gerade viele. Ein paar Sätze, eine Handbewegung, ein Lächeln. Warum hatte er sie so sehr beeindruckt? Es war doch absurd, sich in einen Mann zu verlieben, den man mal flüchtig gesehen und der per SMS um ein Treffen gebeten hatte. Ob er sie am kommenden Sonntag wirklich noch einmal sehen wollte? Würde sie ihn denn treffen wollen?
    Elena lächelte in die Dunkelheit hinein - klar würde sie zum Trachycarpus fortunei eilen! Ein einziges Mal wenigstens wollte sie ihn noch treffen, nur ein einziges Mal, um sich zu vergewissern, dass ihre vermeintliche Verliebtheit, ihre Schwärmerei, ein Irrtum war. Natürlich war es Max gegenüber nicht ganz fair; Max war in sie verliebt und nahm an, auch sie habe sich in ihn verliebt. Was vielleicht ja stimmte.
    Warum eierte sie dann so herum? Weil Stefan schon ein Mann und kein Junge mehr war? Es hatte was, wenn sich ein richtiger Mann, einer, der jede Menge schicker, erfahrener Frauen haben konnte, für ein schüchternes Mädchen,
wie sie es war, interessierte. Man kam sich so besonders vor, so auserwählt - mit einem Ruck setzte sich Elena auf: Hatte ihre Schwester damals genau das gefühlt?
    Und wohin hatte das geführt?
    Elena sank in die Kissen zurück. Ich werde nicht noch einmal zum Trachycarpus fortunei gehen, schwor sie sich, und wusste doch insgeheim, dass sie den Schwur brechen würde. Obwohl sie wusste, dass Max das nicht verstehen und schon gar nicht gutheißen würde, erführe er von diesem Treffen, und obwohl sie ganz sicher war, dass aus ihr und Stefan nichts werden würde, schließlich würde sich ein Mann wie er nicht mit einem Kuss zufriedengeben (zu mehr wäre sie nicht bereit, nein, so weit war sie einfach noch nicht), würde sie ihn treffen wollen.
    Warum?
    »Keine Ahnung«, flüsterte sie. Vielleicht, weil sie, der Trampel, die Hässliche, sich noch niemals begehrt gefühlt hatte?

    Am Morgen zog Charly eine weiße Bluse an, schlang das rote Seidenband um den Hals und band es zu einer Schleife.
    Elena war gerade noch einmal eine Matheaufgabe durchgegangen; jetzt klappte sie das Heft zu. »Warum machst du das?«
    »Ich will wissen, ob sich jemand verrät, wenn er das Band sieht. Du weißt schon - vielleicht lächelt er, vielleicht stößt einer den anderen an. Du musst auch darauf achten, Elena.«
    Elena zögerte. »Und dann?«
    »Dumme Frage«, erwiderte Charly ungeduldig. »Ich will wissen, was der jemand damit bezweckte. Ist doch Unsinn, einfach ein Band an die Decke zu pinnen.«

    »Er oder sie wollte uns erschrecken.«
    »Klar. Es sollte eine Botschaft sein. Aber welche? Und warum? Von wem?«
    »Das Band ist rot. Rot wie Blut. Vielleicht steht es im Zusammenhang mit der Maske vorm Fenster des Pavillons. Dann wäre es so etwas wie eine Erinnerung ans Monster.«
    »›Hallo, ihr Neuen! Vergesst nicht, dass ich, das Monster, es auf euch abgesehen habe‹?« Charly runzelte die Stirn. »Wäre ein bisschen weit hergeholt. Aber

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