Die Liebesluege
nicht.«
»Sicher?«
»Ganz sicher«, bestätigte er ernst.
Eng umschlungen gingen sie zur Bank im Wäldchen. Dort vergaß Elena alle internationalen Verwicklungen, die zum Ausbruch des 1. Weltkriegs geführt hatten, und überhaupt alle Gedanken an Schule, Lehrer, Klassenarbeiten, Noten oder familiäre Sorgen. Außer Max zählte nichts und niemand, und an die vorgerückte Stunde dachte sie schon gar nicht.
In allerletzter Sekunde vor closing time huschte Elena in die Villa Rosa. Als sie im Bett lag, war ihre Schwester Stefanie in weite Ferne gerückt. Sie sah Max, sie spürte Max, sie roch Max und war glücklich. Einfach nur überglücklich.
Am Donnerstagnachmittag arbeiteten Elena, Charly und die anderen bei Herrn Crupinski an ihren Fabelwesen.
Mia hatte erfahren, dass Swetlana die Ferien bei Valerie in der Schweiz verbringen und Poldy mit Gordon nach England fliegen würde. »Auf seine Kosten natürlich«, meinte sie verächtlich. »Der Kerl ist ein gnadenloser Schnorrer. Peinlich, sag ich euch.«
»Ihr habt mir noch immer nicht gesagt, wie Poldy zu Swetlana und Valerie steht«, erinnerte Charly, die in ihrer Gruppe arbeitete.
»Darling, warum interessiert dich das?«
»Komische Frage.« Charly pappte eine Lage Kleisterpapier aufs Hinterteil des Hundes. »Ihr habt mir gesagt, dass Swetlana seit Klasse Fünf in Gordon verliebt ist und Poldy anstiftete, Gordons Freundin aus Villa Rosa zu ekeln, stimmt’s? Also dann ist die Frage ja wohl mehr als berechtigt, zumal ich die vier am Sonntag gesehen habe, wie sie einträchtig im Café-Garten vom Eden Palace Eis gegessen haben. So wie ich die Sache sehe, müsste Gordon eine Wahnsinnswut auf Swetlana, Poldy und Valerie haben - aber was ist? Alle lieben sich. Das würde ich gerne verstehen.«
»Tja …« Victoria knüllte Papier zusammen und reichte es Mia. »Das muss hier hin.«
Sophia-Leonie wickelte schmale Streifen um das linke Hinterbein des Köters. »Eigentlich ist es ganz einfach. Valerie tut alles, um die liebe Lana bei Laune zu halten. Frag mich nicht, warum - es ist so.«
»Moment mal.« Charly band ihre Locken im Nacken zusammen, weil sie ihr beim Kleistern immer ins Gesicht fielen. »Ich frag dich trotzdem: Warum muss oder will sie Swetty bei Laune halten? Was hat sie davon? Unterstützt Swetty Val, so wie Gordon Poldy unterstützt? Lässt sie sie abschreiben? Lernt sie mit ihr?«
Sophia-Leonie verdrehte die Augen. »Du bist hartnäckig, Darling. Ehrlich gesagt haben wir uns über Vals Gründe schon oft den Kopf zerbrochen. Wir glauben einfach, dass sich die beiden ergänzen. Val ist schlank, sportlich und dunkelhaarig. Lana ist blond, vollschlank, träge und intelligent. Und ehrgeizig, was man von Val nicht behaupten kann. Die ist zufrieden, wenn sie haarscharf in die nächste Klasse rutscht. Wir glauben, dass Val der geborene Mitläufer ist.«
»Das ist Quatsch, schließlich haben sie und Poldy die Intrige angezettelt. Sie ist nicht nur ein Mitläufer; was Swetlana betrifft, muss sie handfeste eigene Interessen haben«, entgegnete Charly leise, denn Herr Crupinski hatte sich schon zwei Mal geräuspert - das Zeichen, womit er seine Missbilligung kundtat.
»Dann sag uns, was du vermutest«, wisperte Victoria.
»Ich denke noch darüber nach.«
Und Charly dachte nach; Sophia-Leonie hatte nämlich etwas gesagt, was sie so nicht gewusst hatte. Was war das gewesen? Ach ja - Val, hatte sie gesagt, sei zufrieden, wenn sie gerade so in die nächste Klasse rutschen würde. »Wie sind Vals Leistungen?«, flüsterte sie.
»Mies. In Sport ist sie wirklich ein Ass, aber sonst -!«
»Wurde sie auch schon mal wie Swetty beim Abschreiben erwischt?«
Die drei sahen sich an und schüttelten die Köpfe. »Wir wissen, dass Lana mit ihr lernt.«
Je länger Charly über die Beziehung der beiden nachdachte, desto rätselhafter erschien sie ihr. Beide waren nicht selbstlos, beide hatten immer ihren ganz persönlichen Vorteil im Auge. Vorausgesetzt, Swetty lernte mit Val - reichte ihr dann als Gegenleistung deren bedingungslose Freundschaft? Wohl kaum. Oder vielleicht doch?
Charly nahm sich vor, die beiden im Auge zu behalten.
Beim letzten Abendessen vor den Ferien drehte sich alles um die bevorstehenden zwei Wochen: Was hast du für Pläne? Wirst du Ski fahren? Ins Warme fliegen? Einfach nur zu Hause abhängen?
Im Speisesaal ging es so laut und aufgeregt zu wie am ersten Abend nach den Faschingsferien. Wie damals thronte
Frau Professor Mori am Lehrertisch
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