Die Liebesverschwörung
Sportwagen nach Engenstedt fuhr.
Sein Auto war plötzlich nicht angesprungen. Da war es am besten, sich persönlich zur Reparaturwerkstatt zu bemühen und ein bißchen Dampf dahinter zu machen. Außerdem wollte er mal wieder einen kleinen Abstecher nach Gran Canaria machen und zu diesem Zweck das Reisebüro aufsuchen. Wenn die Leute inzwischen zu seinem Kollegen abwanderten mit ihrem Tierpatienten – die kamen schon wieder zurück. Spätestens, wenn der seinen Urlaub machte.
»Na, Doktorchen, mal wieder ein bißchen Sonne buchen im trüben Herbst?« fragte die Verkäuferin all der Hochglanzträume hinter dem Tresen im Reisebüro.
»Tach, Schätzchen. So ist es«, sprach Mike. Die beiden hatten sich nach einer kurzen, aber stürmischen Affäre auf diesen freundlich vertraulichen Ton geeinigt.
»Eine Person, für den Anfang?«
»Na klar.«
»Und wieder Maspalomas mit Sonnengarantie und all den Minikinis?«
»Möglichst mein Appartement, Schätzchen, deshalb komme ich ja jetzt schon.«
Während sie den Computer befragte, war draußen Eberhardt Bercken vorbeigerauscht. Als er den roten Flitzer mit der Berliner Nummer sah, durchfuhr es ihn wie ein Feuerstoß.
Rens Auto! Vor dem Reisebüro! Jetzt würde er noch einmal in aller Ruhe mit ihr reden.
Kein Platz mehr zum Parken. So ein Mist. Also: flink den nächsten Parkplatz ansteuern. Zu Fuß zurückspurten. Weg! Das Auto war weg.
Eberhardt trat ein. Natürlich war auch keine Ren mehr da. »Entschuldigen Sie bitte«, fragte er die junge Angestellte, »ich meinte hier vorhin eine Bekannte gesehen zu haben. Sie müßte gerade weggegangen sein.«
»Wie sollte sie aussehen?«
»Oh, jung und hübsch. Blond.«
»Nein, so eine junge Frau war überhaupt nicht hier. Ich habe vorhin lediglich einen Herrn bedient. Herrn Dr. Kringel, den werden Sie ja wahrscheinlich auch kennen?«
»Ja, wir sind befreundet«, sagte Eberhardt geistesgegenwärtig. »Hat er zufällig gesagt, wohin er wollte? Ich hätte ihn ganz gern gesprochen.«
»Nö. Das heißt, doch. Er sagte, er muß noch zur Reparaturwerkstatt. Sein Auto ist schon wieder mal nicht angesprungen, und er hat sich den Wagen von seiner Schwester ausgeborgt. Was die sich in der Werkstatt aber auch zurechtpfuschen. Meins war vorige Woche …«
»Verzeihung!« rief Eberhardt und ließ sich die Beschreibung der Unbill entgehen, »ich hab's furchtbar eilig!«
Draußen mußte er sich jedoch eine Sekunde lang an die Schaufensterscheibe lehnen. ›Buchen Sie das Abenteuer‹, stand auf dem Plakat dahinter. Nun, Abenteuer konnte man auch gleich in Engenstedt haben. Offenbar war er, Eberhardt v. Bercken, gerade mittendrin.
In seinem Kopf fand ein komplettes Feuerwerk statt.
Gedanken schossen wie Raketen durch seinen Kopf, dann ging plötzlich blendend hell ein Flammenrad auf. Wieso fuhr Mike Kringel, der Ortscasanova, in dem roten Flitzer einer gewissen Ren v. Sorppen?!
Das ließ verschiedene Schlüsse zu. Erstens: Er hatte sich bereits hinterrücks an die Lady herangepirscht, vielleicht gar schon zu der Zeit, als sie noch Volontärin bei ihrem Opa auf Pluttkorten war. Möglich, daß der durchtriebene Bursche ihr sogar den Rat gegeben hatte, sich zu bewerben beim dummen Bercken. Er fuhr ihr Auto. Man mußte also recht gut bekannt sein.
Zweitens: Mike hatte Eberhardts Lobtiraden gelauscht, sich mit der Hübschen in Verbindung gesetzt und nun, da sie von Eberhardt weg war, sofort seine Chance wahrgenommen. Fragte sich nur, weshalb er hier in ihrem Auto rumgondelte.
Drittens … da ging das Flammenrad auf! Eberhardt hatte sich schon in Bewegung gesetzt. Jetzt stockte er und schloß wie geblendet die Augen.
»Herr v. Bercken, ist ihnen nicht gut?« fragte ihn die Frau vom Drogisten.
»Doch, vielen Dank für die Nachfrage, Frau Schmidt, es war nur eine ganz flüchtige Kreislaufschwäche, glaub ich.« So war das in kleinen Städten. Jeder kannte jeden. Wahrscheinlich war er längst zum Gespött geworden mit seiner Assistentin, die mit Mike Kringel kramte. Mit diesem Filou, diesem miesen Freund … was war das eben gewesen? Drittens …
»Ich Trottel!« sagte er laut. Natürlich. Mikes Schwester Laura lebt in Berlin. Viele Leute leben dort, das ist klar. Doch dieser ›Zufall‹ hätte mir gleich auffallen müssen. Wäre ich nicht so verunsichert gewesen durch diese süße Person, hätte ich mich nicht so hereinlegen lassen. Denn ich bin geleimt worden. Nach Strich und Faden. Und das hat natürlich Michael Kringel, genannt Mike,
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