Die Liebesverschwörung
auf dem Gewissen.
Oh, dieser Schlawiner. Dieser Verräter. Das werde ich ihm heimzahlen! Und ihr auch! Dieses kleine Luder! Ich habe natürlich gleich gemerkt, daß es mit ihrer landwirtschaftlichen Ausbildung nicht weit her ist. Mit Pferden kann sie umgehen. Sie hat ein eigenes Pferd, da ist das kein Wunder. Und von Buchführung versteht sie wirklich etwas. Hat Mikes Schwester nicht Volkswirtschaft studiert? War sie nicht irgend etwas mit Steuer … Steuerberaterin. Ja, das war's!
Wie sie wohl über mich gelacht haben! Ihm brach der Schweiß aus bei dem Gedanken: die Geschwister, die sich köstlich amüsierten. Ren – ach was, von wegen Ren, Laura hieß sie! Laura, die genaue Berichte über den Frauenfeind gab und sich vor Lachen wälzte. Und Frau v. Pluttkorten? Sie mußte ja eingeweiht sein, sonst hätte sie am Telefon nicht so reagieren können. Unglaublich! Mike mußte die alte, ehrbare Dame herumgekriegt haben.
Nach und nach gingen noch mehrere Lichtlein an. Das letzte steckte der alte Meerkamp ihm auf.
»Tscha, ich hab mir wohl gedacht, daß die Neue nicht die Enkelin von Pluttkortens sein könnte. Ich glaubte, ehrlich gesagt, daß sie Herrn Dr. Kringels Schwester ist.«
Eberhardt hätte am liebsten gebrüllt und mit den Füßen gestampft. Doch er nahm sich zusammen und fragte ganz leise:
»Und warum haben Sie mir das nicht verraten, Meerkamp?«
Der Alte schniefte ein paarmal. Donnerwetter, der Herr war aber mächtig wütend. Wenn er so leise sprach, dann mußte man sich bei ihm vorsehen.
»Tscha, ich dachte, sie würde Ihnen vielleicht guttun, Herr Baron«, verkündete er sehr formell. »Niedlich ist sie ja. Ich meine, eigentlich ist sie große Klasse. Das sieht auch ein alter Mann.«
Wider Willen mußte Eberhardt lächeln. »Niedlich ist sie in der Tat, Meerkamp. Jetzt passen Sie mal auf. Was auch passiert, Sie halten jetzt auch den Mund, nachdem sie ihn bereits zu lange gehalten haben. Ich habe nämlich einen Plan.«
»Ich schweige wie ein Grab«, versprach Meerkamp und drückte vor Erleichterung feierlich die Hand aufs Herz. Alles hätte er versprochen. Hauptsache, der große Eberhardt, der für ihn auch immer noch ein bißchen der kleine Eberhardt von früher geblieben war, zürnte ihm nicht mehr.
Not macht erfinderisch, heißt es. Aber Liebe macht vielleicht noch erfinderischer. Natürlich gab Eberhardt Bercken nicht einmal sich selber zu, daß er in Laura Kringel, die sich bei ihm als ›Ren‹ Sorppen ausgegeben hatte, unsterblich verliebt war.
Er dachte an ihre umflorten Veilchenaugen, als sie mit dem schweren Koffer die Treppe hinuntergekommen war. Sie hatte geweint! Also war sie gar nicht so kühl, wie sie sich sonst gegeben hatte. Er mochte zwar keine mauzenden, weinerlichen Frauenzimmer, aber wenn eine wie diese Laura seinetwegen weinte, war das selbstverständlich etwas ganz anderes.
Ihr Haar! Wer hätte gedacht, daß dieser stramme Zopf, den sie im Nacken aufgesteckt getragen hatte, eine solche goldene Fülle ergab, wenn man ihn auflöste. Eine Woge aus Gold und reifem Korn.
Jetzt kam auch der Moment, in dem er sich nicht länger um die Erkenntnis herumdrücken konnte, daß er sie auf die Augen, auf die Stirn, die Wangen geküßt hatte – und auf den Mund!
Ich habe mich hinreißen lassen, dachte er, und es war angenehm. Nein, es war herrlich. Es war überwältigend! Sie hat nicht zurückgeküßt. Aber etwas sagt mir, daß sie nicht so kühl ist, wie sie tut. Mike hat sie zu diesem Versteckspiel angestiftet. Im Grunde sind wir also beide Opfer, sie und ich.
Ein kleiner Denkzettel für sie ist aber angebracht. Und Mike … na, dem werde ich jetzt mal eins überbraten. Wenn er denkt, er habe die List für sich gepachtet, dann irrt er sich gewaltig.
So wurde Frau Paulsen erneut gefragt, ob ihr Sohn wohl noch einmal, nach der Arbeit, mit dem Motorrad nach Pluttkorten knattern könne, um einen sehr eiligen Brief abzugeben.
Frau Paulsen griente wie Kommissar Derrick und sagte: »Aha! Sie wollen wohl bei dat gnä' Fräulein die Inazitive ergreifen?«
Eberhardt lächelte in sich hinein. Frau Paulsen hatte nun mal diese unselige Schwäche für Fremdwörter, die sie sich nicht richtig merken konnte. Trotzdem traf sie jeden Nagel auf den Kopf, wenn sie vermutete, Herr v. Bercken würde jetzt die Initiative ergreifen. So war es geplant.
Der Brief war ein Meisterwerk.
»Liebes Fräulein v. Sorppen, liebe Ren«, stand da, »zuerst entschuldige ich mich, daß ich mich so als wilder Mann
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