Die Liebesverschwörung
an. Irgend etwas war hier im Busch. Sie hörte immer das Gras wachsen.
»Ich mache Schampeljongs und Biffsteck und hinterher Ommlett zur Prise«, gab sie bekannt.
»Sehr schön, Frau Paulsen.« Eberhardt wußte längt, daß es sich hier um Beefsteak mit Champignons und Omelette surprise als Nachtisch handelte. Es war nämlich Frau Paulsens Lieblingsmenü für kleinere Gelegenheiten. Sie kochte es meistens.
Eberhardt stapfte in die Stallungen. Es war schön, zu wissen, daß diese angenehme Person wieder hinter dem Schreibtisch saß. Aber er durfte jetzt keine Fehler machen. Er durfte sich nicht hereinlegen lassen. Das war er sich selber schuldig.
Mike lacht sich ins Fäustchen, wenn ich hier um seine Schwester herumbalze. Die Pluttkortens werden die Geschichte überall zum besten geben. Zum Beispiel bei ihren Abendgesellschaften. Und Laura wird mich für einen Trottel halten, den man einfach nicht für voll nehmen kann. Selbst wenn sie mich mag, wird in ihrem tiefsten Herzen die Erinnerung an einen netten, aber dämlichen Kerl festhaken.
»Nein, nein, kommt nicht in Frage«, sagte er laut.
»Was kommt nicht in Frage?« fragte der alte Meerkamp, den Eberhardt gar nicht bemerkt hatte, weil er so in Gedanken war.
»Gott, Meerkamp, Sie können einem aber wirklich einen Schrecken einjagen!«
»Na, sonst sind Sie nicht so schreckhaft, Herr Baron.«
»Nun sparen Sie sich mal Ihre Anspielungen. Sie ist wieder da. Und ich weiß schon, was ich tue.«
Meerkamp sah ihn ruhig an und wiegte den Kopf. »Wenn ne Frau im Spiel ist, wissen die klügsten Männer manchmal nicht mehr, was sie tun, wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf.«
Eberhardt lachte laut auf. »Sie dürfen, Meerkamp, Sie dürfen. Sie sollten einen Bercken jedoch nicht unterschätzen.«
»Wo steckt denn der Arco eigentlich?« fragte Meerkamp. »Sonst fällt man doch beinahe über ihn, wenn Sie in der Nähe sind.«
»Arco liegt unter dem Schreibtisch. Er geht unserer Assistentin nicht von der Pelle. Ist außer Rand und Band.«
Meerkamp feixte grimmig. »Genau das wollte ich ausdrücken, Herr Baron! Insofern sind Hunde auch Menschen!«
Eberhardt gestand sich ein, daß er höchst nervös war. Ja, er befand sich in einer Verfassung, die geregeltes Arbeiten fast unmöglich machte. Was tat ein richtiger Mann in solchen Situationen? Er ging der Gefahr entgegen!
Beim Mittagessen – es gab Frau Paulsens brillantes ›Zusammengekochtes‹ – zeigten sich Laura und Eberhardt in feinster gesellschaftlicher Form. Sie plauderten über dies und das und waren sehr höflich und ziemlich kühl zueinander.
Dann sagte Eberhardt: »Ich muß nachher zum Förster. Es wäre vielleicht ganz gut, wenn Sie mich begleiten, Fräulein Sorppen. Danach können Sie dann auch selbständig mit ihm die nötigen Maßnahmen besprechen.«
»Wann fahren wir, Herr Bercken?«
»Wir fahren nicht. Wir reiten. In einer halben Stunde?«
»In Ordnung.«
Es war ein kühler, sonniger Tag. Das Laub glänzte rotgolden und goldgelb, als sie in den Wald einritten. Eine große schwarze Krähe meldete mit lautem Krächzen den Waldtieren, daß hier Eindringlinge kamen, und andere Vögel nahmen die Warnung auf und gaben sie weiter.
Bei jedem Windhauch lösten sich Sterntaler von den Bäumen, fielen schmeichelnd auf Reiter und Rosse, lagen auf den Mähnen der Tiere, und auch in Lauras blondem Haar hatte sich ein Blatt verankert, wie eine Agraffe, die eine Fee mit leichter Hand gespendet hatte.
Laura ritt Dannyboy. Sie hatte darum gebeten.
»Er erinnert mich an meinen ›Luxor‹«, hatte sie gesagt und ihre Augen hatten eine Sekunde lang verräterisch geschimmert.
»Aber er ist sehr eigenwillig.«
»Ich glaube, er mag mich.«
Ja, er mochte sie ganz offensichtlich. Eberhardt beobachtete, wie der schwarze Ire willig und geschmeidig unter ihr ging. Wie sie sich hinabbeugte, wenn ein Zweig ihn streifte und er auf seine wilde Art zusammenzuckte, um ihm den Hals leicht zu klopfen. Und wie er dann gesammelt den Kopf anhob und ruhig weiterging.
Die Schneise wurde breiter, und sie ritten jetzt nebeneinander. Carmencita suchte Dannyboys Nähe. Eberhardt sah das Mädchen an seiner Seite an. Arco wetzte übermütig ein Stück vor und wieder zurück. Ein Mann, ein Pferd, ein Hund, ja, das war Eberhardt v. Bercken als Glück erschienen. Erst jetzt wußte er wieder, wieviel zum Glück noch gefehlt hatte.
Diese Frau neben ihm, im gleichen Rhythmus bewegt, der Kreatur und der Natur so hautnah verbunden, ihr
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