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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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tief in das Kernholz ein. Überall um ihn herum zuckten die Zweige, und zerquetschte Blätter und stinkender Saft stoben durch die Luft. Das Jammern wandelte sich zu einem Schluchzen und wurde beständig leiser, bis es eher zu spüren als zu hören war, und schließlich kehrte vollkommene Stille ein.

33
    Die Nachricht verbreitete sich im Kapitelhaus wie Feuer in trockenem Farn, und das dringliche Alarmgeläut aus dem Glockenturm tat das seine dazu. Klassen wurden allein gelassen, und die stärksten Lehrlinge und Adepten versammelten sich auf dem Hof. Die schwächeren Schüler und diejenigen, die keine Gaeden waren, wurden in der fest gemauerten Kapelle in Sicherheit gebracht. Alle anderen wurden ins Refektorium geschickt.
    Alderan sah von der Brüstung des Hofdaches aus zu. Er bemerkte nichts von der Panik und Verwirrung, die das letzte Mal eingesetzt hatte, als das Kapitelhaus angegriffen worden war. Jeder kannte seine Rolle und fügte sich rasch, auch wenn deutliches Unbehagen spürbar war. Er schmeckte es in der Luft; es war wie der metallische Hauch, kurz bevor ein Sommergewitter losbrach.
    Noch bevor die Alarmglocke verklungen war, befanden sich alle Verteidiger an ihrem Platz. Die Meister in ihren blauen Mänteln standen in einem Abstand von nicht mehr als einem Dutzend Schritten voneinander entfernt auf den Mauern, und einer nach dem anderen griff nach dem Sang. Selbst jene, die zu jung waren, um den letzten Angriff auf das Kapitelhaus miterlebt zu haben, kannten ihren Platz und waren bereit. Die Verteidiger webten mit vereinten Kräften den Schild. Es war das schwierigste Werk der Macht, das Alderan seit zwanzig Jahren gesehen hatte. Der Schild reichte viel weiter als jener, den er mit Gairs Hilfe gegen den Sturm gewebt hatte, doch schließlich waren sie nur zu zweit gewesen. Dieser Schild hier würde das Kapitelhaus in eine fest gewebte Blase einschließen, die sogar einem Angriff durch Belagerungsmaschinen standhalten konnte.
    Ich hoffe, dass es reicht. Mehr können wir nicht tun .
    »Ich glaube, du hattest recht, was diesen Sturm angeht«, sagte Masen und blinzelte in den Himmel, der die Farbe eines Blutergusses angenommen hatte. Wolken türmten sich über Pensaeca wie Sahneflocken, und das Licht hatte eine matte, gelbliche Färbung angenommen, die alle anderen Farben dämpfte, das Weiß aber greller machte.
    »Es geht los«, sagte Alderan. Sein Blick glitt an der Brüstung entlang zu Tanith. Gair hatte ihnen ein wenig Zeit zur Vorbereitung verschafft, aber um welchen Preis? Er zwang sich wegzusehen, denn er konnte den beiden nun nicht mehr helfen.
    Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als abzuwarten. Alderan ging den Wehrgang auf der Mauer entlang, und Masen folgte ihm auf leisen Sohlen. Vor zwanzig Jahren hatten sie Rücken an Rücken auf dieser Mauer gestanden, während die Mächte des Verborgenen um sie herum getobt hatten. Es war beruhigend, den alten Freund wieder bei sich zu haben. Es fühlte sich richtig an. Passend.
    »Du und ich, wir haben schon zu viele Schlachten gesehen«, sagte Masen, als ob er Alderans Gedanken gelesen hätte. Alderan grunzte, lehnte sich gegen die Mauer über dem Haupttor und schaute hinaus auf das Meer.
    »Wir werden noch eine weitere erleben.«
    »Ich hoffe, es ist die letzte. Wir werden allmählich zu alt für so etwas.« Masen grinste freudlos.
    »Allerdings.« Alders senkte den Kopf und versuchte, die Spannung aus seinem Nacken zu nehmen. »In Ordnung, Masen. Sag ihnen Bescheid.«
    Masen streckte seine inneren Fühler nach den anderen Meistern aus, und einen Augenblick später schimmerte ein Netz aus Kraft über dem Kapitelhaus auf. Beim Anblick der schieren Größe dieses Schutzschildes richteten sich Alderan die Haare auf den Armen auf, und plötzlich fühlte sich seine Kopfhaut an, als würde sie unter dem Druck des Schädels reißen. Sogar ohne den Sang war der Schild als gewaltiges Schillern vor dem Himmel sichtbar. Als er nach der Macht griff, brachen Kette und Schuss des Gewebes das Sonnenlicht, und es wirkte, als wären Kristalle in die Fäden gesponnen. Das Gewebe war so dicht, wie es die Vereinigung so vieler Geister nur erreichen konnte. Es musste genug sein.
    Alderan hob den rechten Arm. Oben im Glockenturm winkte Barin zur Antwort, und dann grüßte ihn ein Meister nach dem anderen. Alderan zählte sie alle – all die Gestalten in den Giebeln und an den Schornsteinen und die Farben derjenigen, die er nicht sehen konnte. Mit seinem Bewusstsein glitt er

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