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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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Waschlederbörse.
    Gair hörte darin das Klimpern von Münzen. »Was ist das?«
    »Ich glaube, einer der Knaben hat es fallen lassen, als wir ihnen zurück über die Reling geholfen haben.«
    Alderan löste die Knoten und schüttete sich etliche Münzen in die Hand. Dicke Silbermarken, eine jede mit der Heiligen Eiche gestempelt, schimmerten im Mondlicht. Er hob die Brauen. »Das ist ein hübscher Batzen, nicht wahr?«, meinte er. »Ich hätte nie erwartet, so viele Eichmarken so weit entfernt von Dremen zu sehen.« Er warf die Münzen wieder in den Beutel und schnürte ihn zu. »Also ist Gorans kleines Schoßhündchen von der Leine gelassen und hat genug Geld mitbekommen, um seine Aufgabe zu erfüllen. Ich vermute, er hat diese Banditen angeheuert, damit es nach einem gewöhnlichen Überfall ausgesehen hätte, wenn unsere Leichen stromabwärts getrieben wären. Was für eine schlimme Sache.«
    Er sog die Luft zwischen den Zähnen ein und wog den Lederbeutel in der Hand. Dann hielt er ihn Gair hin. »Hier. Ein Mann sollte immer ein paar Münzen in der Tasche haben. Außerdem hast du dafür bestimmt eine bessere Verwendung als der ursprüngliche Eigentümer.«
    Gair ergriff die Börse. Ihr Gewicht überraschte ihn.
    Der alte Mann schenkte ihm ein wölfisches Grinsen. »Wie gut, dass du nie dazu gekommen bist, das Gelübde der Armut abzulegen, was?«
    »Glaubt Ihr, sie werden uns noch einmal angreifen?«
    »Nein, das war ihre letzte Gelegenheit. Wir sind zu nahe an den größeren Städten, und dies ist keine gute Gegend mehr für Straßenräuber. Je weiter wir nach Süden kommen, desto größer ist das Risiko, dass es bei einem Überfall Zeugen gibt.«
    Gair bemerkte, dass er noch immer sein Schwert in der Hand hielt, und steckte es zurück in die Scheide. Ihm war nun ein wenig übel, und er zitterte im Wind.
    »Das hoffe ich. Es macht mir wirklich keinen Spaß, anderen Menschen wehzutun.«
    »Das sind seltsame Worte von jemandem, der das letzte Jahrzehnt damit verbracht hat zu lernen, wie man Menschen ersticht und zerstückelt.«
    Gair faltete die Hände über seinem unruhigen Magen. »Stechpuppen schreien nicht.«
    Skeff stapfte auf sie zu und zupfte an dem zerfaserten Ende des Ankertaus.
    »Dieser Anker hat mich vierzig Schillinge gekostet«, murmelte er und stieß auf. »Und jetzt muss ich mir wieder ’nen neuen kaufen.«

8
    Die Händlerrose legte für einen halben Tag in Yelda an und nahm zwei Holzkisten an Bord, die Skeff auf dem Vordeck vertäute. Die Kisten trugen an der Außenseite ein Siegel mit zwei gekreuzten Schwertern.
    »Das ist das Zeichen eines Meisterwaffenschmieds«, sagte Alderan. Er deutete über die verwinkelten Dächer der Stadt dorthin, wo Rauch in den Himmel stieg. »Siehst du da drüben? Das sind die Schmelzhütten. Aus diesen Öfen kommt der zweitbeste Stahl der Welt, und die Handwerker von Yelda schmieden ihn zu Schwertern. Nur in Gimrael wird noch besserer Stahl hergestellt.«
    Er gab Gair das Messer, das er am Gürtel trug. Es war eine Kreuzung aus Dolch und Messer und hatte einen leicht gebogenen Griff sowie eine spitz zulaufende Klinge.
    Gair fuhr mit dem Daumen über die Schneide und hätte sich beinahe geschnitten. Er stieß einen anerkennenden Pfiff aus.
    »Es ist schrecklich schwer zu schärfen, aber ich muss es nicht oft tun, denn es bleibt sehr lange scharf. Ich habe es sogar schon ein oder zwei Mal als Rasierklinge benutzt, wenn ich nichts Besseres zur Hand hatte.« Alderan steckte die Waffe zurück in die Scheide. »Eigentlich wollte ich immer einen Qatan haben, aber ich musste mich hiermit zufriedengeben.«
    »Der Schwertmeister hatte einen Qatan. Er ist damit auf dem Übungshof um uns herumgelaufen.« Selenas konnte mit dieser Waffe wie eine zustoßende Natter durch die Deckung eines Novizen dringen, wenn er wollte. Man hatte ein schnelles Handgelenk und noch schnellere Füße gebraucht, um gegen ihn zu bestehen.
    »Die Gimraeli nennen sie Seelenschwerter. Die Handwerkskunst, mit der sie hergestellt sind, ist atemberaubend. Diese Schwerter gehören zum Schönsten, was ich je gesehen habe. Die Rundung der Klinge soll den Schwung eines weiblichen Schenkels nachahmen.« Alderans Finger beschrieben einen anmutigen Bogen in der Luft, und sein Gesicht nahm einen entrückten Ausdruck an. Dann legte er die Hand wieder in den Schoß.
    »Es ist Tradition bei den Gimraeli, dass ein Schwert, wenn es einmal blutig wurde, die Ehre des Kriegers repräsentiert. Wenn es bricht, dann schwindet

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