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Die Lieferung - Roman

Die Lieferung - Roman

Titel: Die Lieferung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Anna. Im Schlafzimmer lag ein schmutziges T-Shirt auf dem Bett.
Ninas T-Shirt. Sie musste also zwischendurch in der Wohnung gewesen sein.
    Er blieb stehen und versuchte, seine chaotischen Gedanken zu sortieren. Was war geschehen? Der Blutfleck war erschreckend groß. Da hatte sich nicht nur jemand in den Finger geschnitten. Und Urin …? Vage Erinnerungsfetzen aus Fernsehserien über Gerichtsmediziner meldeten sich. Etwas über Spuren von Urin und Kot, wenn sich im Augenblick des Todes alle Muskeln entspannten.
    Im Augenblick des Todes. Nein.
    Nein .
    Er tastete nach seinem Handy. Er musste die Polizei anrufen.
    Dann hörte er ein leises Geräusch. Ein Atmen, ein verhaltenes Schluchzen. Er riss die Tür zur Toilette auf.
    Auf dem Klodeckel saß eine Frau, die er nie zuvor gesehen hatte. Ihr Gesicht war tränenüberströmt, und sie sah vollkommen verzweifelt und hoffnungslos aus. Strähnen ihrer blonden Haare waren aus der ansonsten kunstvoll hochgesteckten Frisur gerutscht, doch sogar unter diesen Umständen strahlte die Frau mit ihrem schlanken Hals und den langen Beinen eine unbewusste Eleganz aus.
    Morten stand da und starrte sie an.
    »Wo ist Nina?«, fragte er schließlich.
    Die Frau sah zu ihm auf. Ihre Augen waren vom Weinen geschwollen.
    »Już po wszystkim«, sagte sie. Und dann in unsicherem Englisch: »Is over. Everything is all over.«
    Morten hörte seinen Pulsschlag in den Ohren dröhnen. Nina . Was zum Teufel war nur geschehen?

     
    Sie wurde wach , weil sie am Ertrinken war. Sie bekam keine Luft mehr. Etwas Schwarzes, Feuchtes, Klebriges hatte sich ihr über Mund, Augen, Nase gelegt, und mit jedem Atemzug, den sie machte, saugte sie nur knisternde Dunkelheit ein. Keine Luft. Sie bekam keine Luft.
    Die Panik hatte bereits von ihrem Körper Besitz ergriffen, ehe sie ganz wach war. Sie fuchtelte wild und planlos mit den Händen und bekam schließlich etwas Schweres, Weiches zu fassen. Eine Decke möglicherweise. Sie versuchte, das Etwas von ihrem Gesicht zu ziehen, aber der schwere Stoff klemmte unter ihren Schultern und Armen fest. Sie kämpfte wie eine Ertrinkende, die versuchte, die Wasseroberfläche zu erreichen.
    Ihr Brustkorb begann zu schmerzen, und die Dunkelheit verkleisterte ihr Gesicht. Sie schnappte hektisch nach Luft und registrierte in einem abgelegenen Winkel ihres Gehirns einen schwachen Rosenduft. Die Ankündigung des bevorstehenden Todes? Der Duft von Rosen und Maiglöckchen hatte sie schon immer an den Tod erinnert. Sie schaffte es, die Decke wegzuschieben und sich die Hände ans Gesicht zu legen.
    Eine Plastiktüte.
    Vergeblich versuchte sie, den Kunststoff zu zerreißen. Dann legte sie alles daran, mit den Fingern wenigstens Löcher in die dicke Plastikschicht zu bohren. Endlich bekam sie wieder etwas Luft. Alles in ihr schrie nach Sauerstoff, ihre Lungen verkrampften sich schmerzhaft. Sie zerrte weiter an der Tüte,
bis plötzlich etwas nachgab. Es gelang ihr, ein so großes Loch zu reißen, dass sie einen Lufthauch auf dem Gesicht spürte.
    Ganz ruhig. Langsamer atmen.
    Sie musste sich schrecklich konzentrieren, um in ihrem trüb vernebelten Hirn einen klaren Gedanken fassen zu können.
    Jemand hatte ihr eine Tüte über den Kopf gezogen. Alles, was sie tun musste, war, sie wieder abzuziehen. Sie griff sich an den Kopf und bekam ganz richtig dickes, raschelndes Plastik zu fassen. Mit einem Ruck zog sie die Tüte ab und schnappte in langen, keuchenden Atemzügen nach Luft.
    Die Dunkelheit um sie herum war tiefschwarz. In den ersten schwindelerregenden Sekunden bezweifelte sie, dass ihre Augen wirklich offen waren, und wollte in einer absurden Eingebung mit der Hand nachfühlen.
    »Du bist nicht tot, Nina. Atme tief ein und reiß dich zusammen.«
    Das half.
    Die Worte klangen so real in der Dunkelheit. Nina schob sich weiter hoch, bis sie aufrecht saß und den Kopf etwas drehen konnte. Eine Seite ihres Kopfes tat weh, wenn sie sich bewegte, sie fühlte sich schwer und empfindlich an. Ein feuchter Film verklebte ihre Wange und den Hals. Blut, dachte Nina leidenschaftslos und sah kurz das Bild, wie der Mann vom Bahnhof in ihrem Flur auf sie zustürmte, mit einer Pistole in der Hand. In diesem Moment hatte sie damit gerechnet, dass er sie gleich dort auf dem Dielenboden ihrer eigenen Wohnung erschlagen würde. Aber offensichtlich hatte er beschlossen, damit zu warten.
    Vorsichtig drehte sie den Kopf zur anderen Seite und bemerkte einen schmalen Streifen Licht in der Schwärze. Und auch

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