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Die Lieferung - Roman

Die Lieferung - Roman

Titel: Die Lieferung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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unterdrückten Lachen. Seine Augen glänzten.
    »Mikas, das darfst du nicht!«
    Er steckte die Spitze der Schippe in den Sand und kippte den Griff nach hinten. Eine neue Salve Sand klatschte ihr mitten auf die Brust und ein paar Körnchen rieselten unter ihrer Bluse nach unten.
    »Mikas ! «
    Er konnte sein Lachen nicht länger zurückhalten. Es sprudelte
aus ihm heraus, unwiderstehlich und ansteckend. Sie stand auf.
    »Das zahl ich dir heim!«
    Er schrie vor Freude auf und rannte weg, so schnell er konnte, während sie bewusst langsam lief, um ihm einen kleinen Vorsprung zu geben. Erst bei den Schaukeln holte sie ihn ein, warf ihn hoch und fing ihn in ihren Armen auf. Er wand sich einen Moment hin und her, schlang ihr dann aber die Arme um den Hals und bohrte ihr das Gesicht unters Kinn. Seine hellen Haare dufteten nach Shampoo und Kind. Sie küsste ihn übertrieben schmatzend auf den Kopf, so dass er sich kichernd zu befreien versuchte.
    »Mama, lass das!«
    Erst später, als sie wieder am Sandkasten waren und sie sich die erste Tasse Kaffee eingegossen hatte, kam die Müdigkeit zurück.
    Sie hielt sich den Plastikbecher unter die Nase und sog den Duft ein. Aber ihre Müdigkeit war mit Kaffee nicht zu besiegen.
    »Wird das immer so sein?«, fragte sie sich. Mikas und ich. Allein auf der Welt. So war das nicht geplant. Oder vielleicht doch?
    Plötzlich sprang Mikas aus dem Sandkasten auf und lief zielstrebig zum Zaun. Dort stand eine Frau. Eine große junge Frau in einem hellen Sommermantel mit einem geblümten Tuch um den Kopf. Sie sah aus, als ginge sie in die Kirche. War das eine der Erzieherinnen? Nein, sicher nicht. Sigita stand zögernd auf.
    Dann sah sie, dass die Frau etwas in der Hand hielt. Silberpapier glitzerte in der Sonne, und Mikas kletterte vor Eifer fast ein Stück den Zaun hoch. Schokolade.
    In Sigita kochte die Wut hoch. Mit wenigen Schritten stand auch sie am Zaun und packte Mikas’ Arm. Der Junge sah
sie wütend an. Sein Mund war bereits von Schokolade verschmiert.
    »Was geben Sie ihm da?«
    Die fremde Frau sah sie überrascht an.
    »Das ist doch nur Schokolade …«
    Sie sprach mit leichtem Akzent, russisch vielleicht, was Sigitas Wut nicht gerade kleiner machte.
    »Mein Sohn soll von Fremden keine Süßigkeiten annehmen«, sagte sie.
    »Entschuldigung. Das war nur … weil … weil … er so ein süßer Junge ist.«
    »Dann waren das gestern auch Sie? Und vorgestern?« Auf Mikas’ Hemd waren Spuren von Schokolade gewesen. Sigita hatte die Erzieherinnen deshalb zur Rede gestellt, die aber hartnäckig leugneten, dass die Kinder Süßigkeiten bekamen. Nur einmal im Monat, lautete die Vereinbarung, die niemand brechen wollte. Das hatten sie gesagt. Offenbar mit Recht.
    »Ich komme oft hier vorbei. Ich wohne da drüben«, erklärte die Frau und zeigte auf einen der Betonblöcke, die den Spielplatz säumten. »Ich bringe häufig etwas für die Kinder mit.«
    »Warum?«
    Die fremde Frau sah Mikas lange an. Sie wirkte jetzt nervös, als hätte man sie bei etwas Schlimmem erwischt.
    »Ich habe selber keine«, antwortete sie dann.
    Ein Anflug von Mitgefühl dämpfte Sigitas Wut.
    »Das kann doch noch kommen«, hörte sie sich selbst sagen. »Sie sind doch noch jung.«
    Die Frau schüttelte den Kopf.
    »36«, sagte sie, als wäre die Zahl an sich schon eine Tragödie.
    Erst jetzt bemerkte Sigita das sorgsam aufgetragene Make-up, das die kleinen Fältchen an Mund und Augen kaschierte. Unwillkürlich drückte sie ihren Jungen fester an sich. Ich habe
wenigstens Mikas, sagte sie im Stillen zu sich selbst. Wenigstens ihn.
    »Würden Sie das mit der Schokolade bitte sein lassen?«, bat sie, etwas weniger streng, als sie ursprünglich geplant hatte. »Die ist nicht gut für ihn.«
    Die Augen der Frau huschten hin und her.
    »Ja«, sagte sie. »Es wird nicht wieder vorkommen.« Und dann ging sie, unvermittelt und mit hastigen Schritten.
    Mein Gott, dachte Sigita. Ich bin wohl nicht die Einzige, deren Leben ganz anders läuft als geplant.
     
    Sie wischte die Schokoladenspuren mit einem angefeuchteten Taschentuch weg. Mikas wand sich unter ihr wie ein Wurm, er war ganz und gar nicht glücklich.
    »Nocheinstückschokolade!«, rief er. »Mehr!«
    »Nein«, sagte Sigita. »Mehr gibt es nicht.«
     
    Sie sah ihm an, dass er einen hysterischen Anfall in Erwägung zog, und hielt rasch nach einem Ablenkungsmanöver Ausschau.
    »Guck mal«, sagte sie und nahm den Plastikeimer. »Wollen wir zusammen eine Sandburg

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