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Die Lieferung - Roman

Die Lieferung - Roman

Titel: Die Lieferung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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bauen?«
    Sie spielte mit ihm, bis er wieder ganz von Wasser, Sand, Stöckchen und den unendlichen Möglichkeiten gefangen war, die einem diese Materialien boten. Der Kaffee war kalt geworden, aber sie trank ihn trotzdem. Sie spürte kleine, scharfe Sandkörner am Rand ihres BHs scheuern und versuchte sie unauffällig wegzuwischen.
    Der Schatten der Birken fiel auf den grauen Sand, über den Mikas auf allen vieren krabbelnd seinen Lastwagen schob und dabei erstaunlich naturgetreue Motorengeräusche von sich gab.
    Im Nachhinein war dies das Letzte, woran sie sich erinnern konnte.

     
    Eine Möwe , dachte Jan. Eine verdammte Scheißmöwe!
    Er hätte vor einer guten Stunde zu Hause sein sollen. Stattdessen kochte er mit 122 anderen Menschen in dem überhitzten Aluminiumkörper, der eigentlich die 7-Uhr-45-Maschine nach Kastrup hätte sein sollen. Wie viele gekühlte Drinks ihm die Stewardessen auch anboten, das alles konnte seine Verzweiflung nicht mildern.
    Das Flugzeug war planmäßig aus Kopenhagen angekommen. Trotzdem hatte die Fluggesellschaft die Boarding-Zeit verschoben. Erst um eine Viertelstunde, dann um eine weitere, und schließlich noch einmal um eine halbe Stunde. Jan schwitzte. Er hatte einen engen Zeitplan. Auf sein Nachfragen antwortete das Personal immer wieder nur, es gebe vorübergehende Probleme, die Passagiere sollten sich aber bereithalten. Als die Abflugzeit dann plötzlich um eine weitere Stunde verschoben wurde, verlor er die Beherrschung und bat um seine Tasche, damit er sich eine andere Verbindung nach Kopenhagen suchen konnte. Freundlich wurde ihm mitgeteilt, dass dies nicht möglich sei, da sein eingechecktes Gepäck bereits an Bord der Maschine sei. Offensichtlich hatte niemand Lust, seine Tasche zwischen 122 anderen herauszusuchen. Als er daraufhin erwog, sein Gepäck sich selbst zu überlassen und das Gate zu verlassen, wurde er vom Sicherheitspersonal aufgehalten. Man erklärte ihm, dass seine Tasche nicht ohne ihn fliegen dürfe. Flog sie, musste auch er fliegen, und zwar mit dem gleichen Flugzeug. Das sei doch wohl kein Problem?

    Nein, beeilte er sich zu sagen, denn er hatte keine Lust, die nächsten Stunden in einem kahlen Raum mit schusssicheren Scheiben zu verbringen. Er war kein Terrorist, bloß ein frustrierter Geschäftsmann, auf den very important business wartete. Auch die Flugsicherheit sei very important business, erklärten sie ihm streng. Er nickte gehorsam, setzte sich wieder auf einen der blauen Plastiksitze am Gate und verfluchte im Stillen den 11. September und all die Folgen dieses unglückseligen Tages.
    Schließlich kam die Durchsage, dass das Boarding beginnen konnte. Plötzlich hatte man es schrecklich eilig, als ginge es um Leben und Tod. Zwei zusätzliche Schalter wurden geöffnet, und jeder, der sich nicht schnell genug bewegte, wurde vom Personal in hellblauen Uniformen unsanft angetrieben. Schließlich sank Jan dankbar auf seinen breiten Business-Class-Sitz und warf einen Blick auf die Uhr. Er konnte es noch immer schaffen, wenn sie nun endlich abhoben.
    Die Motoren liefen warm, und die Stewardess begann, auf die Notausgänge hinzuweisen, als sich das Flugzeug in Bewegung setzte.
    Dann blieb es wieder stehen. Und das so lange, dass Jan erneut besorgt auf seine Uhr starrte. Setzt endlich eure Ärsche in Bewegung, dachte er fluchend. Bringt diesen Scheißflieger doch in die Luft!
    Stattdessen tönte kratzend die Stimme des Kapitäns aus den Lautsprechern.
    »Wir bedauern die Verzögerung, aber auf dem Herflug sind wir mit einem Vogel kollidiert. Das Flugzeug hat keinen Schaden genommen, aber in einem solchen Fall muss die Maschine natürlich vom technischen Personal überprüft werden, was zu der jetzigen Verspätung geführt hat. Aber die Maschine ist mittlerweile überprüft worden und hat das endgültige Okay erhalten.«

    Warum fliegen wir dann nicht?, dachte Jan sauer.
    »Dazu kommt jetzt, dass die Gesellschaft eine Qualitätskontrolle einhalten muss. Die Dokumentation der Mechaniker muss zur Unterschrift nach Kopenhagen gefaxt werden, erst danach erhalten wir grünes Licht. In Kopenhagen ist zurzeit aber nur eine Person ermächtigt, diese Genehmigung zu erteilen, und diese Person ist gerade nicht auffindbar …«
    Die Frustration des Piloten war deutlich zu hören, doch das war nichts im Vergleich zu dem, was Jan fühlte. Sein Herz hämmerte so heftig, dass es ihm beinahe physisch wehtat. Ob sie mich wohl aus diesem Scheißflieger rauslassen würden,

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