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Die Lieferung - Roman

Die Lieferung - Roman

Titel: Die Lieferung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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leiblichen Kinder.«
    Sigita zog sich der Magen zusammen. Ich hatte Recht, dachte sie, das ist jetzt also die Strafe Gottes. Das ist alles meine Schuld, weil ich meinen Erstgeborenen verkauft habe. Eine schwarze Logik zeigte sich in alldem, eine Logik, die das Tageslicht scheute und nichts mit Rationalität zu tun hatte.
    »Aber warum … was wollte er von mir?«
    Julija schüttelte den Kopf. »Es geht nicht um ihn. Er führt die Sache nur aus. Da muss der andere dahinterstehen, dieser Däne.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er ist vor ein paar Monaten bei uns in der Klinik aufgetaucht
und wollte wissen, wer Sie sind. Er hat uns sogar einen Haufen Geld geboten, aber Frau Jurkienė konnte ihm nicht weiterhelfen, weil Ihr Name nirgendwo verzeichnet war. Aber mich hat er erkannt, weil ich ihm damals das Kind übergeben habe. Also Ihr Kind. Und er hat mich gefragt, ob ich mich nicht erinnere. Ich habe mich sehr gut an Sie erinnert, schließlich wären Sie uns damals fast weggestorben, ich habe mich ja mehrere Tage lang um Sie kümmern müssen. Trotzdem habe ich alles abgestritten.«
    Julija weinte auf eine seltsam lautlose Art beim Reden.
    »Er hat mir nicht geglaubt, hat mir Geld geboten und mich bedrängt, ihm zu sagen, was ich wusste. Und er hatte diesen Mann dabei. Der hat die ganze Zeit mit verschränkten Armen im Hintergrund gestanden und gewartet. Es war vollkommen klar, dass das sein Bodyguard war, der hat auf ihn und all sein Geld aufgepasst. Aber genau deshalb habe ich nichts gesagt. Das Ganze gefiel mir einfach nicht. Außerdem habe ich nicht verstanden, was er von Ihnen wollte, so viele Jahre später. Irgendwann ist er dann gegangen. Ich dachte natürlich, die Sache wäre damit erledigt, war sie aber nicht.«
    »Der Däne …« Sigita versuchte, die wirren Gedanken, die durch ihren Kopf spukten, irgendwie zusammenzuhalten. »… der, der mein …«
    »Ja, der, der Ihr Kind bekommen hat. Also das erste.« Julija sah sie mit glänzenden dunklen Augen an. »Wir dachten doch, dass es so das Beste wäre, nicht nur für die jungen Mütter, sondern auch für die Kinder. Es waren immer reiche Leute, denn es ist nicht billig, sich auf diese Weise ein Kind zu beschaffen. Wir dachten doch, dass die Kinder es bei diesen Menschen gut haben würden, dass sie sich um sie kümmern würden wie um ihre eigenen. Warum durfte denn sonst niemand herausbekommen, dass sie adoptiert waren? Und wie glücklich die Frauen immer waren. Sie weinten vor Freude
und pressten die Kinder an sich, als wollten sie sie nie wieder hergeben. Aber bei den Dänen war es der Mann, der das Kind geholt hat, die Frau habe ich nie gesehen. Im Nachhinein musste ich oft daran denken.«
    »Sie sagten, Sie wären der Meinung gewesen, die Kinder hätten es bei diesen Leuten gut gehabt … glauben Sie das jetzt nicht mehr?«
    »Doch, jedenfalls bei den meisten. Aber ich habe gekündigt. Ich will da nicht mehr arbeiten. Es ist nicht leicht, denn die Arbeit war gut bezahlt und Aleksas ist Lehrer und verdient nicht so viel. Aber ich will da nicht mehr sein.«
    »Ich verstehe das noch immer nicht. Dann war es der Däne, der Zita entführt hat?«
    »Nicht direkt. Es war sein Leibwächter. Aber wie der heißt, weiß ich nicht. Außerdem war das über einen Monat später, da hatte ich die Sache mit dem Dänen fast schon wieder vergessen. Er hat mir nicht geglaubt, dass ich mich nicht mehr erinnere. Ich habe ihm schließlich gesagt, dass Sie Sigita heißen, aber das hat ihm nicht gereicht. Er wollte Ihren Nachnamen wissen und wo Sie wohnen. Aber das konnte ich ihm ja nicht sagen. Das sei aber schade für Zita, sagte er schließlich, denn die wolle so gern wieder zurück nach Hause zu ihrer Mutter. Schließlich bin ich nach unten ins Archiv gegangen und habe so lange gesucht, bis ich Ihre Quittung für das Geld gefunden habe. Dort stand allerdings nicht Ihr Name, sondern der Ihrer Tante. Aber das muss ihm gereicht haben, denn Zita kam zurück.«
    Ass. Naturheilmittel für die Herstellung div. Drogen.
    Ja, Sigita erinnerte sich gut an diese Quittung. Trotzdem verstand sie überhaupt nichts.
    »Wenn Sie jetzt machen, was die sagen«, sagte Julija, »glauben Sie nicht, dass Sie Ihren kleinen Jungen dann auch zurückbekommen?«

    »Ja, aber, ich weiß doch gar nicht, was die von mir wollen«, rief Sigita verzweifelt. »Bis jetzt hat sich niemand bei mir gemeldet.«
    »Vielleicht ist etwas schiefgelaufen«, meinte Julija. »Vielleicht findet dieser Leibwächter den Dänen

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