Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
dass diese schrägen Vögel dort irgendwie mit drinhängen. Sie profitieren doch am meisten von dieser Pockenepidemie. Schau dir das mal an. Die haben Dreck am Stecken!«
»Aha, und wer sagt dir das? Ein Judenorakel, dein Geheimdienst oder nur dein dicker Bauch?«
Statt zu antworten, sang Elijah leise das Lied der Schlange Kaa aus dem Dschungelbuch: »Vertrau mir … Trust in meeeee, trust in meee.«
Jan verdrehte die Augen. »Singen ist nicht gerade deine Stärke. Ich würde jetzt gerne mit Regina sprechen.«
Elijah verzog die Lippen zu einem Kussmund. »Wer wird der jungen Liebe alter Menschen im Weg stehen wollen?« Er deutete auf einen in einer Schneewehe steckengebliebenen Kombi, dessen Türen weit aufgerissen und der augenscheinlich ohne Insassen war. »Machen wir es uns hier bequem.«
Es war ein Familienwagen, die hinteren Scheiben waren mit Comicjalousien verhängt. Jan setzte sich auf den Beifahrersitz.
»Das stört dich hoffentlich nicht«, sagte Elijah und deutete nach hinten. In einem bunten Kindersitz lag zusammengesunken ein kleines Mädchen. Der Tod hatte sich seiner schon bemächtigt. Das Gesicht war wächsern, die Augen geschlossen, die Lippen bereits nach oben geschoben, so dass es wie ein irres Lachen wirkte. Überall im Gesicht prangten Pusteln, die mit Raureif überzogen waren. Jan presste die Augen zusammen, blieb aber sitzen. Er wollte Reginas Stimme hören, nur das war ihm jetzt wichtig. Er war sowieso vom Tod umgeben. Elijah griff in seinen Rucksack, nahm ein kleines, kompaktes Satellitentelefon heraus, wählte eine Nummer und wartete. Quietschende und knarzende Geräusche erfüllten den Wagen. Und dann war Faruk zu hören. In abgehackten Sätzen klärte sie der Syrer über die Erlebnisse mit der Kuratorin und den Russen auf. Elijah hatte Mühe, seinen Ausführungen zu folgen.
»Also, die Russen beschuldigen uns, die Pocken entwickelt zu haben? Das ist doch absurd. Sie schieben uns den Schwarzen Peter zu, weil sie nicht die Verantwortung tragen wollen.«
Regina schien sich einschalten zu wollen, und nach einem kurzen Rauschen erklang ihre Stimme. »Jan, ich verstehe zu wenig davon. Aber die Russen behaupten, dass das Virus nicht resistent gegen die Impfung ist, sondern noch davon befeuert wird, also eine zweite Phase der Erkrankung bevorsteht. Was meinst du dazu?«
Sosehr Jan sich freute, die Stimme seiner Freundin zu hören, so sehr war er von ihrer Nachricht schockiert. »Das wäre eine Katastrophe, ein gentechnisch veränderter Stamm ist nicht mehreinzudämmen. Es sei denn, derjenige, der es entwickelt hat, besitzt auch ein künstlich entwickeltes Antiserum. Und das in gigantischen Mengen.«
Er sah Elijah an. Der zuckte nur mit den Schultern. »Euer Auftraggeber, dieser Köhn, scheint ja eine immens wichtige Rolle zu spielen. Steht er hinter dieser Sekte?«
Regina antwortete zögerlich. »Das glaube ich nicht. Warum sollte er? Er will nur dieses Bild haben.«
Elijah lachte bitter. »Ein guter Punkt. Es könnte sein, dass diese Sekten-Hampelmänner und diese Prophetin dein lang gesuchtes Bild aufbewahren. Zumindest deutete ein skeptischer Pfaffe das hier an. Dann wärt ihr in Wien aber ganz schön weit weg von deinem Bild.«
Er hörte, wie Regina aufstöhnte. »Das ist doch Unsinn. Wenn das so wäre, hätte Köhn davon schon etwas mitbekommen.«
Elijah wiegte den Kopf. »Wieso? Es ist ja noch ein Geheimnis. Wenn wir es hier finden, bekomme ich dann eigentlich die Hälfte deiner Tantiemen ab?«
Regina seufzte. »Handeln und Geldabknöpfen scheint ja wirklich in euren Genen zu liegen … Aber ihr solltet euch tatsächlich mal diese Gruppe von nahem ansehen. Aber nur ansehen, Elijah. Keine blöde Aktion. Jan ist kein Agent oder Soldat.«
Reginas Fürsorge war Jan zwar peinlich, aber irgendwie empfand er sie auch als zärtlich. »Wir passen schon auf«, schob er hastig ein.
Elijah wollte noch etwas loswerden. »Unser Freund Poch hat das Land verlassen. Er ist nach Venedig gereist und trifft sich dort mit einem, wie er es nennen würde, befreundeten jungen Mann.«
Regina verstand nicht. »Na und, was macht er denn da?«
»Ich bat ihn, gegen ein kleines Entgelt ein wenig über das Bild zu recherchieren. Er meinte, Venedig sei ein ästhetisch ansprechender Ort in diesen schrecklichen Zeiten, und der Freund, den er da besuche, sei ein absoluter Hieronymus-Bosch-Experte. Poch hat von uns allen wohl die beste Rolle. Wir suchen das Gemälde jetzt erst mal hier in der Ödnis der
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