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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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scheint es neue Erkenntnisse über Atropos zu geben. Ruhen wir uns also alle etwas aus«, befahl Vogel.
    Die Sitzungsteilnehmer erhoben sich müde und erlöst. Nur Ridder blieb stehen und sah aus dem Fenster. Was konnten die Franzosen wissen, das sie nicht wussten? Sie sah hinaus zur Mole. Langsam brach der Abend an. Die fahle Wintersonne verschwand hinter einer Wolkendecke.
    »Ich werde heute Abend der Kanzlerin meine endgültige Entscheidung über die Zulassung mitteilen. Aber vorher gehen wir noch spazieren. Ich möchte mit Ihnen reden.«
    Vogel war hinter sie getreten, und sie war zusammengezuckt.
    »Ziehen Sie sich warm an. Ein harter Gegenwind erwartet Sie.«
    »Der will das Mittel nicht, oder?«, fragte Hinnerk Osbahr, während er rauchte.
    Der Polizist, der Ridder zum Hotel gebracht hatte, begleitete sie – Ridder hatte darum gebeten. Nun standen sie vor dem Hotelin einer windgeschützten Ecke und warteten auf Vogel, der erst noch einmal mit Paris telefonieren wollte.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Ridder.
    »Na, der Alte, der blockiert doch Ihr Mittel, das sagen jedenfalls die Kollegen, und das haben Sie ja auch angedeutet. Sonst wären bald alle gesund, oder?«
    Sie nickte. »Wir können Ihrer Freundin helfen. Das verspreche ich Ihnen.«
    Dann kam Vogel aus der Tür. Sie stiegen stumm die Treppen zum Oberland empor, wo sie eine wellige, mit einigen alten Kratertrichtern übersäte baumlose Ebene erwartete. Osbahr lief zwei Schritte hinter ihnen, er trug eine blaue Winterjacke. Ein Rundgang führte entlang der Klippen einmal um die Insel herum. Möwen kreischten, als Vogel ihr seine Bedenken erklären wollte. Er musste fast schreien, denn der Wind blies zu stark.
    »Sie wollen mit aller Macht Ihr Mittel durchsetzen. Das ist Ihr gutes Recht. Nur, und das werden Sie verstehen, trage ich die Verantwortung für das Wohl von 82 Millionen Deutschen, von in Angst und Verzweiflung lebenden Menschen …«
    Ridder hob die Hand und unterbrach die Tiraden des Professors. »Da drüben«, und sie zeigte auf das Festland, das irgendwo hinter dem Horizont sein musste, »da warten Menschen auf unser Mittel. Sie liegen krank, siechend und verzweifelt in ihren Betten. Wir können ihnen helfen. Wer sind Sie, dass Sie das verhindern?«
    Sie hatten sich in den Windschatten eines alten Bunkereingangs gestellt. Die ganze Insel war noch immer von solchen Relikten des Zweiten Weltkriegs übersät. Trotz der verheerenden Bombenangriffe und der Sprengungen durch die Briten waren sie nicht zerstört worden.
    Vogel sah in das rotgefrorene Gesicht Ridders. »Ich habe mit Paris gesprochen. Sie haben einen Hinweis, dass Ihr Präparat bei neugeborenen Mäusen erhebliche enzephalitische Symptome erzeugen kann.«
    Ridders Blutdruck stieg. Meschede hatte genau davor gewarnt. Ein Enzym, das dem Präparat zunächst die schnelle Wirkunggab, konnte auch zu einer Entzündung des Gehirns führen. Meist bliebe es unbemerkt, aber es konnte, so Meschede, als Spätfolge auch Parkinson erzeugen. Doch die Wahrscheinlichkeit war gering. Wie konnten die verdammten Franzosen das nur herausgefunden haben? Das wäre der Tod des Projekts. Hermel musste das klären.
    Vogel redete sich in Rage. »Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass in wenigen Monaten ein Großteil der deutschen Bevölkerung an einer Nebenwirkung Ihres Präparates erkrankt, nur weil wir hektisch und verantwortungslos gehandelt haben. Ich werde dem nicht zustimmen. Das ist mein letztes Wort!«
    Sie lächelte verständnisvoll wie bei einem bockigen Kind. »Professor Vogel, ich möchte Sie auf noch etwas aufmerksam machen.« Sie ging einen Schritt auf ihn zu. »Wenn Sie glauben, dass wir vom Verkauf des Mittels profitieren, so irren Sie sich. Mein Chef, Arwed Köhn, telefoniert gerade mit Ihrer Chefin, der Kanzlerin. Er informiert sie, dass wir das Patent für Atropos der Bundesrepublik Deutschland schenken werden – quasi als Aufbauhilfe. Die Firma Atalante will nicht am Elend der Menschen verdienen.«
    Vogel war für einen Moment sprachlos, fing sich dann aber wieder. »Das ist ein feiner Schritt, führt aber weg vom Problem des nicht definierten Risikos.«
    Mittlerweile lehnte er an der Wand des Bunkereingangs. Clara Ridder war nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Er roch ihr Parfum, sah ein Hämatom an ihrem Hals.
    »Und nun zu Ihnen. Mein Chef wird der Kanzlerin außerdem von den morgen in England erscheinenden Dossiers berichten, die zeigen, wie intensiv Sie in der

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