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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Oberbayern, dem die Stadt die erste Kanalisation verdankt. Die Gebeine des Begründers der Hygienelehre, der mit seinen Forschungen die Menschen dieser Stadt vor Seuchen übelster Art bewahrte, lagen nicht weit von der südlichen Umfassungsmauer des Friedhofs.
    Hermel hatte Glück. Der Unimog eines Grabunternehmers stand im Schnee, nicht weit von der Stelle entfernt, an der er die versteckten Kisten vermutete. Kaum hatte er den Schnee von der Platte gewischt, konnte er sehen, dass sie vor nicht allzu langer Zeit bereits bewegt worden war. Sie lag nicht korrekt in der seit 100 Jahren gefestigten Position. Fast euphorisch rannte er zurück zum Unimog. Hinter dem Führerhaus des Wagens war ein kleiner Kran befestigt, der wohl zum Hochheben und Fixieren der Steine und Platten diente. Nur wenige Sekunden brauchte Hermel, um den Wagen kurzzuschließen, ihn richtig zu positionieren und den Haken unter dem Stein zu befestigen. Niemand war in der Nähe. Der Schnee rieselte vom Himmel und machte aus diesem ohnehin sehr stillen Ort eine Idylle des Schweigens. Jeder Ton wurde von den Schneemassen geschluckt.
    Zwei Hebel mussten zwischen Ladefläche und Führerhaus betätigt werden, dann hob der Kran mit knirschendem Geräusch die Granitplatte empor, ehe sie wie eine einladende Tür seitwärts am Rand der Grube hing, nur vom gusseisernen Haken des Krans fixiert. Hermel stapfte vom Wagen hinüber, immer noch das Areal nach unnötigen Zeugen absuchend. Er sah hinunter. Ein grauenhafter Gestank von Exkrementen, Verwesung und Todesangst schlug ihm trotz der Kälte entgegen.
    Da lag er, die Augen weit aufgerissen, die Hände wie zu einem muslimischen Gebet nach oben gestreckt. Mario, sein Liebhaber, sein Freund, im Grab von Max von Pettenkofer qualvoll auf den Kisten erstickt. Hermel hatte viel gesehen in seinem Leben als Soldat und Söldner, Sicherheitschef und Killer. Aber das überstieg alles. Er sah die blutig aufgerissenen Finger, die vermutlich verzweifelt das gefrorene Erdreich hatten aufgraben wollen. Zum ersten Mal, seit er erwachsen war, rannen Hermel Tränen der Wut, des Zorns und der Trauer über die Wangen. Das war ihr Werk. Und wenn er hiermit fertig wäre, würde er sie und diese ganze Drecksbande genauso qualvoll töten. Niemals hatte er einen so tiefen Wunsch verspürt, jemanden umzubringen, wie jetzt.
    Köhn hatte ihn instruiert, wenn es nur irgendwie ginge, Proben aus den Kisten mitzunehmen und den großen Rest zu zerstören, und so hob er den gefrorenen Leib seines Freundes aus der Grube, brach die Kisten auf und sah zu seiner Freude, dass sich in drei Kisten wohlsortiert in Harz eingelegte Siegel befanden. Er entleerte seine Sporttasche, warf die zwei kleinen Maschinenpistolen und das zusammengelegte Gewehr auf den Grubenrand. Dann griff er sich ein kleines Päckchen Plastiksprengstoff, das er für solche Fälle mit sich trug, setzte den Zünder daran, stellte ihn sorgfältig ein und legte zwei kleine Phosphorkugeln daneben. Der Grabstein würde die Wirkung der Explosion nach oben dämpfen, der entzündete Phosphor die Grube in ein Mini-Inferno verwandeln. Nichts würde mehr von Almuts Kisten übrigbleiben, dachte er grimmig.
    Hermel legte vorsichtig die Siegel in die nunmehr leere Tasche. Er hatte jetzt fünf Minuten Zeit, um das Grab zu schließen und sich dann so weit davon zu entfernen, dass er sich von der Explosion überzeugen konnte, ohne in deren Radius zu sein. Plötzlich hielt er inne. Krähen waren von den Bäumen über ihm krächzend aufgeflogen. Er wollte sich hinaushieven, aber dann sah er sie über den Grabrand hinweg. Er griff nach seiner Waffe, die er unter der Jacke trug, und lud sie durch.
    Sie hatten sich entschieden, von zwei Seiten auf das Grab zuzugehen.So trennten sie sich am westlichen Eingang des Südfriedhofs. Regina war mit vorgehaltener Waffe eine Grabreihe hinuntergelaufen, immer die großen Grabstellen als Schutz suchend, um dann von Westen auf Pettenkofers Grab zu stoßen. Elijah rannte von Osten in gebückter Haltung von Stein zu Stein heran. Sie mussten sich auf die Professionalität des anderen verlassen, kein Funkgerät bot die Möglichkeit der Absprache.
    Elijah sah ihn zuerst. Er versuchte, aus dem Grab heraus auf ihn zu schießen. Der Israeli warf sich sofort zu Boden. Ein Geschoss schlug direkt über ihm in einen steinernen Engel ein und ließ sein lächelndes Gesicht zerplatzen. Kaum auf dem Boden, zielte Elijah in die Richtung, robbte sofort nach rechts und schoss erneut.

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