Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Wenn Regina nicht zu langsam war, konnten sie ihn jetzt ins Kreuzfeuer nehmen. Und tatsächlich hörte er zwei Schüsse, die von Westen in Richtung Grab abgegeben wurden. Gutes Mädchen, dachte er. Dann aber war alles ruhig. Stille legte sich über den Friedhof. Nur das ferne Krächzen eines Krähenschwarms war zu hören. Vorsichtig lugte Elijah um den Stein herum. Er sah, wie der Mann sich aus dem Grab hochstemmte, und sofort schoss Elijah aus seiner unbequemen Position. Der Treffer saß nicht, schlug in die Mauer dahinter ein. Er musste näher an das Objekt, dachte er, als es mit einem Mal zischte und knallte und alles vor ihm im Nebel versank.
Er saß im wahrsten Sinne des Wortes wie die Maus in der Falle. Sie kamen von zwei Seiten schnell auf ihn zu. Seine Munition war begrenzt. Mit dem Gewehr konnte er hier nichts ausrichten. Panik stieg in Hermel auf. Er durchsuchte die Tasche nach weiterer Munition, einer Handgranate, aber nichts fand sich. Er wollte sie schon wieder in die Grube legen, als ihm die Seitentaschen einfielen. Rauchgranaten, die er intuitiv eingepackt hatte, konnte er fühlen. Er zog nacheinander an den Haken und warf in beide Richtungen. Kaum hatten sie ihre Wirkung entfaltet, stemmte er seine Hände auf den gefrorenen Rand des Grabes und drückte sich hoch. Er fluchte, als er bemerkte, dass seine Gegner weiterhin in den Nebel hineinschossen.
Es war Reginas Geschoss, das die Bedienung des Unimogs trafund zischend einen Kurzschluss verursachte. Die Druckluft, die den hydraulischen Kran stabilisierte, schoss aus der Leitung, der Kran sackte nach vorn und mit ihm die Platte. Hermel hatte es bis zur Hüfte geschafft, als der Granit ihn traf. Der Schmerz war unerträglich. Aber er verlor nicht das Bewusstsein. Nur konnte er sich nun nicht mehr umdrehen. Vor ihm lag sein Freund, er blickte in dessen immer noch weit aufgerissene Augen. Er dachte an den Zünder. Und dann zerriss der Sprengstoff seine Beine, zündete den Phosphor, und erst jetzt verlor Hermel das Bewusstsein und sein Leben.
Jan sah Faruk an, der auf dem Beifahrersitz saß und immer noch schweißgebadet war. Sie hatten Almut unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte auf der Trage durch einen Nebeneingang des Hörsaals die Treppen zum Innenhof hinuntergetragen, einen dort stehenden Rettungswagen mit geöffneten Hecktüren gesehen und waren mit ihm durch das Tor hinaus auf die Straße gefahren.
»Wohin?«, fragte Jan, der aus seiner Zeit als Notarzt diese Wagen in- und auswendig kannte. Sie hatten jetzt zumindest das allernotwendigste Equipment im Wagen. »Ein anderes Krankenhaus?«
Faruk schüttelte den Kopf. »Wir fahren zu deiner Exfrau. Krankenhäuser werden sie als Erstes anfragen. Und so eine Geburt spricht sich selbst unter den derzeitigen Bedingungen herum …«
Dann kam der dumpfe Knall, der vom Friedhof herüberschallte. Faruk beugte sich vor, sah einen auffliegenden Krähenschwarm und Nebelschwaden. Er griff nach seinem Handy, wählte Elijahs Nummer, aber es sprang nur die Mailbox an.
»Wir fahren weiter, sie sind zu zweit. Mach dir keine Sorgen«, entschied er, und Jan fuhr schweren Herzens weiter.
Mit Blaulicht auf dem Autodach passierten sie die Militärsperren und erreichten so in einer Rekordzeit das Hochufer der Isar und den Friedensengel. Auf der schneeglatten Straße konnte Jan nur sehr langsam in die Maria-Theresia-Straße abbiegen, sodass Faruk Zeit hatte, einen Blick auf einen Mann hinter den Gittern des dort befindlichen Russischen Konsulats zu werfen. Er erkannte ihn nicht sofort, aber dann war es klar. Timoschenko befand sich hier in der Stadt. Faruk erzählte Jan nichts von seiner Beobachtung. Aber kaum hatten sie die Einfahrt der alten Kistermann-Wohnung erreicht, sprang Faruk aus dem Wagen und winkte Jan in den Hinterhof. Während Jan verwundert ausstieg, nahm sich der Syrer einen Reisigbesen, der an der Hauswand stand, und verwischte schnell die Spuren, die die Reifen im Schnee hinterlassen hatten.
»Ein Syrer, der Schnee schippt. Auch ein eher seltener Anblick.«
Faruk blickte in das feist grinsende Gesicht Ivan Pochs. Der stand in einem Pelzmantel und in Schneeschuhen im Hauseingang und hielt ein Glas Sherry in der Hand. Jan stapfte erstaunt auf ihn zu.
»Mein lieber Herr Kistermann«, begann Poch, »welch gastfreundliche Frau, oder soll ich sagen Exfrau, Sie doch haben. Kein Vergleich zu dieser … nun ja, Ordnungshüterin …«
Faruk ignorierte ihn, riss die Hecktüren auf und rief Jan. »Kümmere
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