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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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eines Massenausbruchs in Deutschland extrem hoch. Wir haben das mathematisch berechnet. Wir nennen es die Basisreproduktionsrate R0. Sie sagt, wie viele Menschen ein Infizierter theoretisch anstecken kann. Bei Pocken gehen wir von bis zu zehn Menschen aus. Diese Schätzung basiert auf mehr als 30 Jahre alten Forschungen. Sollte das Virus länger als eine Woche unter uns sein, wird es sich nicht linear, sondern exponentiell ausbreiten.«
    Ein Mitarbeiter Vogels hatte einen Laptop an einen Fernseher angeschlossen, und der Mediziner präsentierte das notwendige Anschauungsmaterial. Eine Deutschlandkarte erschien.
    »Seit gestern Mittag registrieren die Krankenhäuser in den Großräumen Köln und Ruhrgebiet sowie München und hier in Berlin Menschen mit fast identischem Krankheitsbild. Hohes Fieber, schwerer Husten. Der Rachenraum ist entzündet. Brust und Arme sowie das Gesicht sind bei manchen bereits mit den bekannten Pusteln übersät, die sich stündlich vermehren und bei einigen wenigen schon den gesamten Körper bedecken …«
    Der Außenminister fiel Vogel ins Wort. »Sind ausländische Bürger darunter? Touristen, Geschäftsleute?«
    Vogel sah ihn entgeistert an. Das war sicher der Fall, aber in der jetzigen Situation völlig zweitrangig. Er fuhr ungerührt fort, die Frage komplett ignorierend. »… viele hatten Masern vermutet und sich nicht sofort bei ihrem Hausarzt gemeldet. Aber auch dort ist die Krankheit meist nicht diagnostiziert worden. Zum einen, weil sie seit 1979 als ausgestorben gilt, zum anderen, weil sie anfänglich die gleichen Symptome wie eine Erkältung oder Grippe zeigt.«
    Er drückte auf seinen Laptop, und auf einem großen Bildschirm erschienen Fotos erkrankter Menschen. Die Runde stöhnte auf. Sie sahen hilflose Kinder mit aufgedunsenem und von Pusteln übersätem Körper. Es wirkte, als ob sie schrien. Ihre Augen waren zugeschwollen und der Mund wie nach einem Boxkampf aufgeplatzt.
    »Die Beulen sind anfangs hart und trocken, nässen nicht – noch nicht. Bei fünf Patienten strömte aus einem kleinen Punkt in der Mitte der Delle eine eitrige Flüssigkeit. Die Flüssigkeit stank, aber nicht nach Fäulnis. Es war ein widerlicher süßlicher Gestank, der eher an Kot erinnerte. Bis zum Vormittag haben wir 121 gemeldete Fälle, die Zahl wächst – stündlich.«
    »Was ist zu tun?«, fragte die Kanzlerin ruhig.
    Vogel war ihr für ihre Souveränität dankbar. Er kam aus dem Allgäu, war Arzt in der dritten Generation. Politik, Diplomatie und Rücksichtnahme auf Eitelkeiten waren ihm fremd. Hier ging es um Menschenleben. Er hatte immer vor Seuchen in dieser Dimension gewarnt. Allerdings hatte Vogel eher mit einer Grippeepidemie gerechnet. Das hier übertraf seine Befürchtungen. 96 Stunden hatte das Virus gebraucht, um durch das Land zu rasen und Panik zu verbreiten. Wo würden sie in weiteren 96 Stunden stehen? Die Kanzlerin hatte ihm jede Unterstützung zugesagt. Sie würde sich um die Politik kümmern, ihren Koalitionspartner unter Kontrolle bringen. Er aber musste jetzt die Krankheit eindämmen. Sie vertraute ihm.
    »Unsere Maßnahmen nach der Pockenmeldung sind in dreiSchritte unterteilt, die parallel angegangen werden. Erstens das Verhindern einer weiteren Ausbreitung, das heißt: Präventionsmaßnahmen für empfängliche Personen, Angehörige, Freunde, Nachbarn und Kollegen. Kurz: Massenimpfung. Zweitens das epidemiologische Nachverfolgen von Ansteckungsverdächtigen. Mit wem hatten die Erkrankten Kontakt? Wo ist die Ansteckung erfolgt? Aber vor allem das Absondern bzw. Isolieren und ihre Behandlung, um weitere Fälle zu verhindern. Kurz: Quarantäne.«
    Der Innenminister nickte und fragte nach: »Was brauchen Sie sofort?«
    Vogel wusste, dass jetzt die heiklen Themen kamen. Er schluckte, trank etwas Wasser und fuhr fort. »Wir benötigen Notlazarette, das setzt Personal, Räume und vor allem Sicherung voraus, also Polizei oder unter Umständen Bundeswehr.«
    Die Justizministerin schüttelte den Kopf. »Der Einsatz der Bundeswehr im Innern ist, wie alle hier sicher wissen, ein schwieriges Feld, nicht nur für meine liberale Partei. Das Grundgesetz erlaubt dies nur in Ausnahmefällen, und das aus gutem Grund. Ich kann mir aber eine Unterstützung bei Sanitäts- und Logistikfragen vorstellen.«
    Ihr Kollege aus dem Verteidigungsministerium stimmte nickend zu.
    »Des Weiteren brauchen wir Quarantänehäuser und eine Vorsorge für eine hygienische Feuerbestattung Verstorbener. Daneben

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