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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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den Kopf instinktiv nach links. Das Metall fuhr in den Boden des Busses und blieb dort stecken. Seine letzte Chance, dachte er. Wenige Zentimeter vonihm sah er in die hasserfüllten Augen. Er drückte den Schaft der Flinte mit aller Macht gegen die Metallbefestigung des Sitzes, um die Waffe freizubekommen. Die Frau war nicht schwer, aber sie hatte sich so auf ihn gesetzt, dass er sich nicht nach oben wuchten konnte.
    Er schrie sie an. »Ich will nichts klauen, ich bin mit einem LKW da draußen …«
    Sie riss das Werkzeug aus dem Boden, hob es mit Schwung nach oben, verlor aber für einen kurzen Augenblick das Gleichgewicht. Jan drückte sie mit einem Aufbäumen nach hinten, ließ die Flinte los und schlug seine Faust in ihr Gesicht. Der Schlag war zwar von unten nach oben geführt, traf aber dennoch mit großer Wucht Nase und Stirn. Der Kopf der Frau flog nach hinten. Jan wand sich unter ihr hervor, nahm im Knien die Flinte unter dem Sitz hervor und hielt ihr den Lauf vor den Bauch.
    »Schluss jetzt. Ich will nicht plündern«, rief er fast atemlos. »Was ist hier geschehen?«
    Die Frau robbte weiter nach hinten. »Bleiben Sie da, und dann reden wir.«
    Sie begann zu sprechen. Trotz des Kampfes klang sie ruhig und gelassen. »Sie wollten alle sterben. Uns ging das Benzin aus. Wir sind Pilger auf dem Weg zur Prophetin. Aber dann blieb der Bus liegen. An der Tankstelle gibt es schon längst kein Benzin mehr. Also beschlossen sie, die Türen aufzumachen, damit es schneller geht mit dem Erfrieren. Ich wollte noch nicht sterben.«
    Jan sah sie an. Sie hatte keine Anzeichen der Krankheit im Gesicht. Erstaunlich, angesichts der infizierten Insassen. Er schien nicht allein mit seiner Immunität zu sein.
    »Sie sind nicht krank.«
    Sie nickte. »Aber mein Sohn.« Sie deutete auf die letzte Reihe. »Komm, es ist alles gut.«
    Aus dem Wust an Decken kroch ein vielleicht elfjähriger Junge mit dunklen Haaren und sah ihn angsterfüllt an.
    Sofort senkte Jan den Lauf der Waffe. »Ich fahre zur Prophetin. Ich nehme Sie beide mit. Ich habe meine kranke Nichte dabei.«
    Er reichte ihr die Hand und half ihr hoch. Während sie undihr Sohn ihre wenigen Sachen zusammenpackten, durchsuchte er den Bus nach brauchbaren Dingen, fand aber nur Streichhölzer, Draht und ein paar Messer.
    Zusammen stapften sie durch den mittlerweile tiefen Schnee.
    »Wie heißen Sie eigentlich?«
    »Verena Engert, und Sie?«
    »Jan Kistermann. Ich komme aus München, aber jetzt gerade aus Bad Bentheim. Das ist in Niedersachsen. Die Tochter meines Schwagers ist …«
    Er stockte. Die Erinnerung an sein eigenes Kind traf ihn wie ein Faustschlag und ließ ihn verstummen. Er blieb stehen. Der Wind biss in seine Wangen, und er hätte schnell wieder zu seiner Nichte gehen müssen, aber er hatte seine Gefühle nicht unter Kontrolle. Solange er handeln musste, war der Schmerz versteckt. Aber jetzt, hier oben in den Kasseler Bergen, übermannte ihn die Traurigkeit. Sie kannte ihn nicht, eben noch hätte sie ihn ohne zu zögern getötet, wenn er ihr und ihrem Sohn etwas angetan hätte. Aber jetzt merkte die Frau, dass sie etwas tun musste. Sie trug einen viel zu großen gelben Anorak mit einer kunstpelzbesetzten Kapuze. Darunter lugten feuerrote lange Haare hervor, ihre Haut war fast elfenbeinfarben. Sie war annähernd so groß wie er, und in einem Moment des tiefen Mitleids umschloss sie ihn mit ihren wattierten Armen. Er konnte sich nicht beherrschen, und sein Schluchzen und Wimmern drang laut in ihr Ohr. Ihr war, als ob er auch für sie trauern und weinen würde. Nach wenigen Minuten hatte er sich gefangen, und die Sachlichkeit gewann in seinem Kopf wieder die Oberhand.
    Jan deutete auf den großen grünen Kipplaster. »Das ist unserer. Der Fahrer ist unfreiwillig dabei, ich habe ihn mitnehmen müssen, er ist …«
    Jan wie auch die Frau sahen nach links. Jemand lief über die weite Fläche der Tankstelle durch den Schnee. Es war der Fahrer. Aber das war nicht das Beunruhigende. Die Tankstelle lag auf einer Kuppe, und von dort oben sah man, wie sich die einst vielbefahrene Autobahn durch die schneebedeckten Berge schlängelte. Und sie erkannten, dass vier Fahrzeuge in ihre Richtungfuhren. Die Autos waren olivgrün, das konnte er in der weißen Landschaft erkennen. Sie waren vielleicht noch vier Kilometer oder weniger vom Rastplatz entfernt. Auch ihnen schien der Schnee Probleme zu bereiten, denn sie fuhren äußerst langsam.
    Jan fluchte. »Los, zum Wagen.«
    Er

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