Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
nicht mehr aufwachen. Er hatte ihr zwei Beruhigungstabletten gegeben. Es konnte nicht mehr weit sein bis zu diesem ehemaligen Swingerclub. Dort hatte er sich mit Elijah verabredet. Sein GPS war ausgefallen, aber er hatte sich, kurz bevor es den Geist aufgab, die Karte und die Daten aufgezeichnet. Demnach lag das Haus irgendwo südlich der Bundesstraße, auf der sie sich befanden. Die grelle Helligkeitbrannte in seinen Augen. Er vermutete, dass er schneeblind wurde. Hinter ihm hörte er ein kratzendes Geräusch. Mit letzter Kraft drehte er sich auf den Bauch, griff nach seinem Messer und blickte nach oben. Irgendwo da oben in dem Licht sah er etwas Dunkles, das sich bewegte. Er kniff die Augen zusammen. Es verschwamm. Er stemmte seine steifen Beine gegen den Boden und drückte sich nach vorn. Es war ein Schild. Ein gelbes Schild. Auf dem oberen Rand saß etwas. Ein Raubvogel, kein Bussard – etwas Größeres, das auf einen Gegenstand mit seinem Schnabel hackte. Er stützte sich auf seine Arme und robbte weiter nach vorn. Der Vogel, so sah es Jan verschwommen, hob den kleinen schmalen Kopf und stieß einen hohen Schrei aus, blieb aber sitzen. Er versuchte zu entziffern, was auf dem Schild stand. Er konnte es in dem strahlenden Licht nicht erkennen, sosehr er auch die Augen zusammenkniff. Er musste näher an das Schild herankommen. Stöhnend warf er sich auf die Knie, drückte seine Hände gegen die Beine und wuchtete sich ein letztes Mal hoch. Er tapste zwei Schritte nach vorn und las die nicht vom Schnee verdeckten Buchstaben. »… shausen 3 km« Ein Pfeil deutete nach rechts. Er schwankte und wollte sich irgendwo abstützen. Jan sah den Vogel. Sah, auf was er da einhackte. Es war ein Kinderarm. Dann fiel er hart nach hinten auf den kalten Asphalt der Straße. Er sah in den blauen Himmel und dachte nur noch an seine Flucht durch das verschneite und menschenleere Deutschland.
»Das ist das falsche Tor, verdammt. Hier kommt das Zeug nicht rein. Das verstopft mir die Roste. Sieh zu, dass du das morgen früh wieder herauskratzt. Sonst schmeiße ich dich hinterher.«
In letzter Sekunde schloss sich das Tor vor dem Inferno. Die eben noch brennend heiße Luft verwandelte sich wieder in schneidend kalte Winterluft. Ein Vorarbeiter schien sich heftig zu erregen. Jan wartete, bis der LKW von der Rampe fuhr, der Fahrer stoppte, die Bremsen zischten und der Fahrer aus dem Führerhaus sprang, um sich zu entfernen. Stille kehrte ein, ehe Jan sich mit viel Mühe wieder die Rutsche heraufhangelte. Schnee fiel auf das Metall, und ein harter Wind blies ihm insGesicht, als er auf dem jetzt menschenleeren Hof stand. Der Arbeiter schien eine Pause zu machen. Jan musste nicht lange nachdenken. Er lief mit Martha im Arm zum LKW . Der frische Schnee auf dem Hof dämpfte seine Schritte. Jan drückte sich in den Schatten des Wagens und schob sich vorsichtig an den großen Zwillingsreifen vorbei nach vorn. Er musste seinen rasselnden Atem unterdrücken, als er seine Hand auf den Türgriff legte. Tatsächlich war der Wagen nicht verschlossen. Hastig hangelte er sich die zwei Stufen nach oben. Es roch nach kaltem Schweiß, nach Zigaretten und Alkohol. Jan hob seine Nichte auf den Sitz, dahinter entdeckte er eine Schlafkoje. Er schob den Vorhang beiseite, legte Martha vorsichtig hinein, sah sich um und entdeckte neben dem Fahrersitz zu seiner Verwunderung eine Schrotflinte, die er sofort zu sich nach hinten nahm. Er sah, wie der Fahrer in seiner weißen Schutzkleidung durch das gelbe Licht der Hoflaternen schlenderte. Schnaufend setzte er sich auf den Sitz. Jan schob ihm den Lauf der Flinte gegen den weißen Schutzanzug.
»Wir fahren jetzt zusammen«, bestimmte Jan lakonisch.
Die Flinte war aussagekräftig genug. Der Fahrer nickte.
»Setz deinen Helm ab, und zieh dir was anderes an. Ich nehme deinen Schutzanzug, und du nimmst meinen.«
Der Fahrer sah ihn mit entsetzten Augen an und schüttelte den Kopf. Er fürchtete die Infektion. Jan lud die Waffe mit einem schnellen Schieben durch. Der Fahrer nahm hastig den Helm ab.
»Wie heißt du?«
»Zeljko Dedic. Ich bin nur ein Fahrer. Bitte, lassen Sie mich gehen. Ich will nicht krank werden.«
Jan sah ihn kalt an. »Das kann ich nicht. Ich bin auf der Flucht. Du würdest sofort Alarm schlagen. Du musst mit uns fahren, wir kommen nur mit deinem biometrischen Ausweis durch die Sperren. Also, auf geht’s.«
So waren sie vom Gelände der Verbrennungsanlage gekommen, und dank der Passierscheine
Weitere Kostenlose Bücher