Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)
Bestürzung hatte Todd den Versuch, sie zu erreichen, noch immer nicht aufgegeben. In der ziemlich weitschweifigen Nachricht, die er neulich für sie auf der Mailbox hinterlassen hatte, hatte er gesagt, es gäbe etwas »Wichtiges«, das er ihr sagen »müsse«. In einer weiteren Nachricht betonte er, dass das, was er ihr zu sagen hätte, »überhaupt nicht lange dauern« würde und dass er hoffe, »bitte bald « von ihr zu hören. Als er nichts von ihr hörte, ging er dazu über, sie auf Libbys Festnetz anzurufen, an das Clara niemals ging.
»Wer ist es dann? Mr. Franklin?« Clara hatte nicht mehr mit ihrem Chef gesprochen, seit sie in den Mittleren Westen gezogen war, und sie hatte im Moment nicht die Energie, einen auf fröhlichen Austausch von Neuigkeiten zu machen. Sie wusste, er würde ihren Ton und jedes Wort von ihr analysieren, daraufhin beurteilen, wie »gut« oder »schlecht« es ihr ging, und postwendend allen anderen Scuppernong-Mitarbeitern davon berichten, die dann wiederum nichts Besseres zu tun hätten, als sich am Wasserspender das Maul über sie zu zerreißen. Genauso hatten sie es auch mit der »Psychotante Erin« gemacht, die einmal am Rande eines Nervenzusammenbruchs mit einer 3-D-Brille aus Pappkarton auf der Nase und mit einem Lasso bewaffnet im Büro erschienen war. Clara wehrte Libby fuchtelnd ab und bettelte sie an, eine Nachricht für sie entgegenzunehmen. » Bitte , mach es einfach …«
»Er klingt jünger als der Bierkönig. Hörst du jetzt auf, dich wie ein Kleinkind aufzuführen, und nimmst den Anruf entgegen?« Libby drückte ihrer Tochter das Telefon mit Gewalt in die Faust.
Clara machte einen Schmollmund und betätigte die Lautlostaste, während sie aufstand und widerwillig in Richtung Musikzimmer davontrottete. »Hallo?«
Das Letzte, womit sie gerechnet hatte, war die Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Clara?«
»Ja?«
Der Mann räusperte sich. »Äh, hi. Hier ist Lincoln Foster.«
17
» Durchhalten . Nur noch ein paar Minuten, dann haben wir’s geschafft!«, verkündete Schwester Pam, als sie die Nadel in Claras Arm überprüfte.
»Noch ein paar Minuten ?«, presste Clara zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. »Sind … Sie sicher, dass es nicht schon reicht?«
Die gut gelaunte Krankenschwester kicherte. »Immer positiv bleiben, Schätzchen. Und ich muss sagen, Sie machen das wirklich hervorragend. Wenn ich nicht wüsste, dass Sie zum ersten Mal Blut spenden, würde ich denken, Sie sind ein echter Profi.«
»Das sagen Sie doch nur, weil Sie nett sein wollen.« Clara biss die Zähne zusammen. »Tut mir leid, dass ich so ein Waschlappen bin, aber ich weiß wirklich nicht, wie lange ich das noch durchhalte.«
»Ja, ja, das ist genau das, was ich gestern Abend zu meinem Mann gesagt habe, ein paar Stunden nachdem er einen riesigen Bohnenburrito verputzt hat«, witzelte Schwester Pam in einem ziemlich offensichtlichen Ablenkungsversuch. »Meine Güte, ich musste alle vermaledeiten Fenster im ganzen Haus aufmachen! Warum versuchen Sie nicht einfach, sich ein wenig zu entspannen und erzählen mir mehr über diesen Typ, den Sie nach dieser Sache hier treffen … Lincoln, glaube ich, hatten Sie gesagt, ist sein Name? Stimmt’s? Ich bin früher mal einen Lincoln gefahren. Tolles Auto.«
Clara schluckte schwer und zwang sich zu nicken. »Ist es normal, dass mein Arm so kribbelt?«
»Eine ganz gewöhnliche Reaktion. Kein Grund zur Beunruhigung.« Schwester Pam tätschelte ihr ermutigend die Schulter und plauderte weiter: »Also, dieser Lincoln … Ist er ein Freund von Ihnen? Ihr Freund? Ich will ein paar exklusive Details hören.«
»Ähm. Er ist bloß ein alter Freund, den ich seit Ewigkeiten nicht gesehen habe. Genau genommen sind wir zusammen aufgewachsen.« Clara atmete geräuschvoll ein. »Wir waren mal unzertrennlich.«
»Liegt da etwa eine Romanze in der Luft?«
»Himmel, nein.« Clara fragte sich, wie es möglich sein konnte, dass »noch ein paar Minuten« noch immer nicht vorbei waren.
»Sind Sie da sicher?«
»Ganz sicher«, ächzte sie verlegen und war bemüht, sich auf das laufende Gespräch zu konzentrieren und zu ignorieren, dass sich ihr Körper anfühlte, als entzöge man ihm allen Lebenssaft. »Das hab ich schon hinter mir.«
» Aaah … also waren Sie doch schon mal zusammen? Schwester Pam war ganz offensichtlich ein Profi und entlockte ihrer empfindlichen Patientin spielend weitere Details.
»Na ja, wir haben’s einmal miteinander versucht,
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