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Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gold
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blutsaugender Fledermausmann. »Danke.« Clara lächelte Schwester Pam an und winkte ihr zum Abschied noch einmal zu.
    »Kommen Sie bald wieder. Ich will alles über Ihr Wiedersehen mit Lincoln hören!« Sie nahm ein Klemmbrett von der Ablage neben sich und schlenderte davon.
    Was für eine tolle, warmherzige Frau , dachte Clara bei sich und strich triumphierend den Punkt Blut spenden von ihrer Liste.
    Clara hielt nach Lincoln Foster Ausschau, als sie durch den Grant Park spazierte, einen der schönsten und beliebtesten öffentlichen Orte der Stadt, der auch »Chicagos Vorgarten« genannt wurde. Neben dem atemberaubenden Seeblick, zahlreichen Fahrrad- und Joggingwegen und einigen bedeutenden Denkmälern befanden sich dort außerdem drei Weltklasse-Museen wie das Field Museum of Natural History, für das Lincoln, der Paläontologe war, seit kurzem arbeitete. Wie er Clara bei ihrem kurzen Telefonat eine Woche zuvor erklärt hatte, war er im September aus Sarasota nach Chicago gezogen, nachdem er die einzigartige Gelegenheit bekommen hatte, »Sue« zu untersuchen, das größte und am besten erhaltene Skelett eines Tyrannosaurus Rex, das bisher entdeckt wurde.
    Clara fragte sich, ob sie ihn nach den gut neunzehn Jahren, die seit ihrer letzten Begegnung vergangen waren, überhaupt noch erkennen würde. Gewiss, er hatte seine Kleidung beschrieben, und sie hatte im Gegenzug erwähnt, dass sie schulterlange hellbraune Haare hatte und einen beigen Mantel und einen blassrosa Schal tragen würde, aber würde das reichen? Das letzte Mal, dass sie sich gesehen hatten – am Tag, bevor er nach Sarasota zog –, hatte er Akne gehabt und ein Michael-Jackson- Thriller -T-Shirt und Drakkar Noir Aftershave getragen, das er von seinem älteren Bruder Duncan stibitzt hatte, ohne über nennenswerte Gesichtsbehaarung zu verfügen. Obwohl Libby mit Lincolns Mutter in losem Kontakt geblieben war, war Lincolns Name Clara gegenüber nie erwähnt worden. Sie hatte nicht einmal eine Vorstellung davon, was für ein Mann er wohl geworden war.
    Der Wetterbericht hatte für diesen Tag Sonnenschein und für die Jahreszeit ungewöhnlich warme Temperaturen vorhergesagt, weshalb Lincoln vorgeschlagen hatte, einen Nachmittagsspaziergang zu machen. Doch Chicago war berüchtigt für seine unberechenbaren Wetterwechsel, und so war der Januarhimmel trübe und bewölkt, und ein eiskalter Wind wehte vom Lake Michigan her. Zitternd schlang sich Clara den Schal enger um den Hals und vergrub die Hände tief in den Manteltaschen. Es sah nach Schnee aus. Sie hoffte, dass Lincoln nicht lange hier draußen bleiben wollte, insbesondere weil ihre Zehen langsam anfingen, vor Kälte ganz taub zu werden, und sie sich ziemlich sicher war, dass ihre Nase schon an die von Rudolph, dem rotnasigen Rentier erinnerte. Als sie über das von Raureif bedeckte Gras stapfte, meinte Clara, sie hätte Lincoln an der Buckingham Fountain stehen sehen, so wie er gesagt hatte. Sie kniff die Augen zusammen, um sicherzugehen, dass er es auch wirklich war. Aber da streifte sich der Mann plötzlich den grauen Mantel ab, und zum Vorschein kam ein roter Trainingsanzug mit einem Neonblitz. Der Mann riss beide Arme hoch, machte einen Salto und fing an zu breakdancen. Clara beobachtete, wie eine kleine Gruppe von Leuten ihn den Takt klatschend umringte.
    Als sie sich umsah, entdeckte sie einen anderen Mann mit Sonnenbrille, einem grauen Mantel und Handschuhen, der in etwa so groß war, wie Lincoln sein musste, wenn man davon ausging, dass er, seit er fünfzehn war, nicht noch einen Riesenwachstumsschub hingelegt hatte. Aufgrund der Sonnenbrille war es zwar schwer zu sagen, aber er schien sie direkt anzublicken. Und dann winkte er ihr zu. Lächelnd und zurückwinkend ging Clara schwungvoll auf ihn zu. Zumindest so lange, bis sich ihm eine in weißen Pelz gehüllte Frau in die Arme warf und sie anfingen, sich leidenschaftlich zu küssen.
    Oder auch nicht , dachte Clara sich und wandte den Blick von dieser feurigen, halbpornografischen Liebesszene ab.
    Genau in diesem Moment rief ein dunkelhaariger Mann, der auf einer Parkbank saß, ihren Namen. »Clara?«, wiederholte er, als er aufstand und sich ein paar Schneeflocken vom grauen Mantel wischte.
    Sie erkannte ihn im Nu.
    »Lincoln.« Sie grinste.
    »Hab ich’s mir doch gedacht, dass du das bist«, sagte er und kam lächelnd auf sie zu.
    »Wow, du bist’s wirklich«, staunte Clara und betrachtete ihn eingehend. Wie hatte sie je glauben können, dass

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