Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)
»Ehrlich, was braucht man mehr, wenn man eine Tischtennisplatte hat?«, witzelte Leo auf der Aufzugfahrt vom siebzehnten Stock nach unten in die walnussfarbene Eingangshalle des Gebäudes. »Betten sind sowieso völlig überbewertet.«
Libby, die nach eigenen Angaben eine sentimentale Sammelwütige war, hatte ein paar Gegenstände im Keller gelagert, die sie nur zu gern hergab, darunter ein altes braunes Kordsofa, ein Doppelbett – das schmaler war, als Clara es gewohnt war, das sie aber trotzdem gerne annahm – und eine riesige Auswahl an Küchenzubehör. »Danke für das Angebot, aber ich habe keine Verwendung für eine ganze Kollektion kunstvoller Butterförmchen oder einen handbetriebenen Fleischwolf«, versuchte Clara ihre Mutter zu überzeugen.
»Nimm die Sachen mit. Vertrau mir, man weiß nie «, beharrte Libby. »Und Leo hat gesagt, du hast viel Platz in deiner hübschen neuen Küche.«
»Soll ich sonst noch irgendwas in den Sprinter packen?«, rief Leo von der Kellertreppe aus. Er hatte keine Verhandlung und hatte angeboten, Clara beim Einzug zu helfen.
»Nimm das noch.« Libby drückte ihrer Tochter eine klobige Eismaschine in die Hand.
»Meine Güte, ich hab noch nicht mal einen Tisch! Ich glaube nicht, dass ich die benutzen werde. Darf ich dich daran erinnern, dass ich hier eine Liste abzuarbeiten habe. Ich habe wirklich nicht vor, viel Zeit in der Küche zu verbr…«
» Nimm sie mit! «, unterbrach Libby sie nachdrücklich.
»Okay, zu Befehl!« Clara sah ein, dass es keinen Sinn hatte, mit ihrer sturen Mutter zu diskutieren. Besonders wenn diese ein Hackebeil schwenkte, das sie vor vielen Jahren zur Hochzeit geschenkt bekommen, aber niemals benutzt hatte.
Ihre schwere Kiste voller unpraktischer Küchenutensilien schleppend, sah Clara Leo am Esstisch sitzen, ein verpacktes Geschenk mit ihrem Namen darauf vor sich. »Was ist das?«, erkundigte sie sich überrascht.
»Ein kleines Geschenk zum Einzug, das ich für dich besorgt habe. Nichts Großes. Bloß etwas, von dem ich dachte, dass du es brauchen könntest.«
Clara setzte sich neben ihn und nahm das Geschenk in die Hand. »Leo, das war doch nicht nötig. Besonders nachdem ich mich neulich so schrecklich aufgeführt habe. Du hast schon viel zu viel für mich getan. Ich bezweifle, dass ich überhaupt lange in dieser Wohnung bleiben werde.«
»Es ist keine große Sache. Und zum letzten Mal, ich nehme dir das mit Weihnachten nicht übel. Aber wenn du noch mal damit anfängst, dann muss ich vielleicht doch meine Meinung ändern.« Er grinste sie an. »Mach’s auf.«
»Ich glaube dir kein Wort.« Eifrig riss Clara eine kleine Ecke des Geschenkpapiers auf. »Nein, du hast doch nicht etwa …«
Grinsend erinnerte Leo sie: »Hey, es steht auf deiner To-do-Liste.«
»Auweia. Ich warne dich. Ich bin total eingerostet. Das hab ich bestimmt schon seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr gespielt.«
»Glaubst du, ich? Das letzte Mal haben wir es wahrscheinlich zusammen gespielt. Meine Güte, ich fange ja jetzt schon mit den Ausreden an.«
»Weißt du, was? Du magst früher immer gewonnen haben, aber ich glaube, jetzt dreht sich der Wind.« Clara riss das restliche Papier auf und enthüllte ihr brandneues in Zellophan verschweißtes Spiel, das »für Kinder ab drei geeignet« war. »Jetzt ist es offiziell«, verkündete sie und klopfte auf die Schachtel, sodass die Karten darin leise klapperten. »Die Memory-Schlacht ist eröffnet !«
Zwar war es nie ihre Stärke gewesen, die passenden Kartenpaare aus einem umgedrehten Kartendeck zu finden, doch mit ein bisschen Training würde sie früher oder später den Punkt Leo im Memory schlagen von ihrer To-do-Liste streichen können. Aber hallo.
»Träum weiter«, forderte er sie heraus. »Und mach dich bereit für ein paar Runden ernsthafte Kartenaction.«
Es war bereits später Nachmittag, und sie wollten sich gerade auf den Weg in die Innenstadt machen, als das Telefon klingelte.
»Es ist für dich.« Libby reichte Clara den Hörer.
»Wer ist es?«, fragte diese.
»Hat er nicht gesagt.«
» Nein «, formte Clara mit den Lippen und verschränkte abwehrend die Arme vor dem Körper. »Ich hab dir gesagt, dass ich nicht mit Todd reden will. Bitte .«
»Das ist nicht Todd.« Libby verdrehte missbilligend die Augen. »Und ich sehe auch nicht ein, warum ich mir ständig Ausreden für dich einfallen lassen soll, wenn er anruft. Du bringst mich damit in eine ziemlich unangenehme Situation.«
Zu Claras
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