Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)
Freundschaft mit Füßen getreten, und das ist echt nicht in Ordnung. Ich fühle mich wie ein selbstsüchtiger Trottel, und ich weiß nicht, wie du mir jemals verzeihen könntest, aber ich hoffe, du tust es!« Sie redete hastig, als müsste sie versuchen, alle Worte unterzubringen, bevor eine tickende Zeitbombe explodierte. »Ich hab dich nämlich lieb! Und ob du’s glaubst oder nicht, du bist meine beste Freundin, und du bedeutest mir alles, aber ich wusste einfach nicht, wohin mit meiner Trauer und wie ich mein verkorkstes Leben wieder auf die Reihe bringen sollte, aber ich versuche mein Bestes, alles wieder in den Griff zu bekommen, und ich will, dass du das weißt. Ich hab’s vergeigt. Total vergeigt – und es gibt keine Worte, die ausdrücken können, wie unglaublich leid mir das tut.« Clara schnappte nach Luft. »Und ich bin eine Arschgeige! «
»Das bist du nicht«, flüsterte Tabitha mit bewegter Stimme. »Hör auf, das zu sagen.«
»Na, stimmt aber …«, sagte Clara leise.
Als sie sich schließlich losließen, hatten beide Tränen in den Augen.
»Hey … Schau dich an«, schniefte Tabitha und betrachtete ihre Freundin, die sie seit Oktober nicht mehr gesehen hatte. »Du siehst gut aus!«
Überwältigt vor Erleichterung, musste Clara sie noch einmal umarmen.
»Ih’sseid alle fett und ih’fresst ssuviel!«, brüllte der streitlustige Betrunkene, der von Kopf bis Fuß voller Spaghetti Vongole war und gerade von einem Türsteher aus Amerikas größtem Büfett bugsiert wurde, das sich praktischerweise im Las Vegas Hilton befand. »Ih’sseid fette Sch…Schwweiine!«
»Der meint das ernst.« Tabitha grinste Clara an, nahm noch einen Bissen von dem in Buttermilch geschmorten Hühnchen und spähte hinüber zu dem sich drehenden vierzig Meter langen Büfett mit aufwändigen Eisskulpturen, überbordendem Dekor, üppigen Säulen und fünfhundertfünfzehn verschiedenen Gerichten. Insgesamt waren durch die kulinarischen Köstlichkeiten zwölf Kulturkreise vertreten, es gab vier Gänge, darin allein mehr als hundert verschiedene Salate, fünfundvierzig heiße und kalte Suppen, zwanzig Sorten Fleisch, dreißig Sorten Meeresfrüchte, fünfundsiebzig Pastavariationen, zwölf Pizzasorten, fünfzig kalte Speisen und hundertfünfzig Nachspeisen. Zu beiden Seiten des Saals lagen jeweils eine Wein- und eine Bierbar, wo kostenlos Getränke ausgeschenkt wurden. Und als Krönung gab es sogar einen Alka-Seltzer-Stand. Kurz gesagt war es genau so, wie Clara es sich als Kind erträumt hatte, und besser. Viel, viel besser.
Drei Stunden Nonstop-Konversation und Völlerei später hatte Tabitha gerade von der Reise erzählt, die sie und ihr Verlobter nach Acapulco gemacht hatten, als Claras Handy klingelte. »Mist, ich gehe lieber ran. Es ist Leo. Er passt auf Mon Chéri auf, während ich weg bin.« Sie hielt sich das Telefon ans Ohr.
»Rate mal, mit wem ich gerade am Tisch sitze?«, sagte Leo statt einer Begrüßung zu ihr.
»Mit wem denn?« Am anderen Ende der Leitung hörte Clara im Hintergrund jemanden einen doppelten, fettarmen Vanille-Sojamilch-Kaffee ohne Schaum bestellen.
»Warte kurz.«
»Hallo, C. J.!«, wurde sie von einer anderen männlichen Stimme begrüßt. »Wie ist das Festgelage?«
» Linc? « Clara war verblüfft, seine Stimme zu hören. »Es … ist super.« Sie blickte hinunter auf die Tischplatte, auf der sich so viele kleine Tellerchen türmten, dass man sie gar nicht mehr zählen konnte. »Was machst du denn mit meinem Bruder? Wo seid ihr?«
»Wir sind uns in der Schlange im Mayflower Café begegnet. Äh, warte mal, ich hab da eben so ein komisches Piepen gehört.«
Leo griff sich wieder das Telefon und erklärte eilig, dass er einen anderen Anruf entgegennehmen müsse. »Nachher wollen Lincoln und ich ins Kino. Ich klingle später noch mal durch«, sagte er noch zu Clara, bevor er auflegte.
» Oookay …« Clara blinzelte mehrmals, als sie das Handy wieder in der Handtasche verstaute. »Anscheinend sind mein Bruder und Lincoln heute Nachmittag zum Spielen verabredet.«
Tabitha nahm einen großen Bissen Rinderfilet Wellington. »Ist doch toll, dass sie sich so gut verstehen. Max hält meinen Bruder für einen aufgeblasenen Schnösel. Aber das stimmt ja auch.«
»Ich hoffe bloß, Leo fällt Linc nicht mit Trillionen dummer Fragen über seine Arbeit auf den Wecker. Ich sage dir, mein Bruder leidet unter ernsthaftem Dinosaurierneid.«
»Erzähl mir mehr über Lincoln.« Tabitha kaute an einem
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