Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)
sie neun Kilo zugelegt hatte, seit sie vor sieben Monaten nach Chicago zurückgekehrt war. »Tja, das heißt wohl, dass ich kein Einhorn voller Süßkram gewonnen habe«, sagte sie schmollend zu Lincoln.
»Ja? Sei dir da mal nicht so sicher.« Er hielt zwei Dollarnoten hoch, um das Schätzmädchen herauszufordern, seinen Geburtsmonat zu erraten.
Erst pochte sie darauf, dass er die »unverkennbare Aura einer Waage« habe und dass er das »typische« Oktoberkind sei. Doch dann behauptete sie, dass sie seine »Aura falsch gelesen« habe und dass er, »wenn ich so drüber nachdenke, im … April geboren ist«. Und schließlich, nachdem sie Lincoln mit konzentriert ans Kinn gepresstem Zeigefinger lange und eingehend betrachtet hatte, tippte sie kühn auf … August.
»Nicht mal annähernd.« Lincoln riss triumphierend beide Arme in die Höhe. »Siebenundzwanzigster Dezember!« Er zog seinen Führerschein aus dem Geldbeutel und hielt ihn ihr hin.
Das Schätzmädchen schlug mit der Handfläche auf einen Schalter, ein rotes Licht an dem Büdchen fing an zu blinken, und die Gewinnersirene heulte los. »Großartig!«, verkündete sie über ihr Mikrofon. »Meine Damen und Herren, wir haben einen Gewinner ! Dieser große, gutaussehende Steinbock – der George Clooney unheimlich ähnlich sieht – ist definitiv ein Glückstreffer. Lassen Sie ihn bloß nicht mehr weg!« Sie zwinkerte Clara zu. »Bitte wählen Sie Ihren Gewinn aus, mein Herr.« Sie zeigte auf die Wand hinter sich, wo jede Menge schäbiger Stofftiere hingen, die vielleicht einen Cent wert waren, die für einige wenige Glückliche jedoch großen ideellen Wert haben würden.
Lincoln entschied sich für ein silberfarbenes Einhorn, das er Clara sofort mit einem Zwinkern überreichte: »Ein Einhorn für die Dame!« Dann nahm seine Stimme einen liebevollen Klang an, und er fügte einen Tick leiser hinzu: »Wenn du willst, würde ich auch den Mond für dich gewinnen.«
Ein scheues Lächeln huschte über Claras Gesicht, und ihre Blicke trafen sich.
Als sie später lachend aus der Geisterbahn kamen, war die Nacht angebrochen und der klare Junihimmel übersät von glitzernden Sternen, die so hell leuchteten, dass man das Gefühl hatte, man könnte sie, wenn man die Hand nach ihnen ausstreckte, berühren. » Wow … Ich hatte ganz vergessen, wie schön Wisconsin ist.« Clara blickte mit offenem Mund hinauf in den Himmel. Sie hakte sich bei Lincoln unter. »Was für ein wundervoller Abend.« Sie schlenderten ziellos weiter, bis sie zufällig auf das Mama Maria stießen, ein charmantes italienisches Restaurant mit einer Außenterrasse, die von Kerzen und Papierlaternen erleuchtet war. »Lass uns hier was essen«, schlugen sie beide gleichzeitig vor.
Nach einem entspannten, köstlichen Abendessen, einer Flasche Chianti und einem Stück Tiramisu, das sie sich teilten, kehrten Clara und Lincoln erschöpft ins Chippewa Inn zurück. Nach einer langen Umarmung zogen sie sich jeder in sein Schlafzimmer zurück und machten die Türen hinter sich zu.
» Gute Nacht, Linc! «, rief Clara, gemütlich in ihr Bett gekuschelt, quer durch ihre stille, dunkle Suite. Sie hatten sich zwar schon gute Nacht gesagt, aber als sie dort lag und an ihn denken musste – und sich fragte, was es wohl zu bedeuten hatte, wenn man aus Versehen in einem Bett miteinander einschlief –, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen, es noch einmal zu sagen.
»Gute Nacht, C. J.!«, rief Lincoln von seinem Bett aus mit lauter, aber zärtlicher Stimme zurück, die Clara ein kleines Lächeln aufs Gesicht zauberte. » Träum süß …«
»Gute Nacht!«, brüllte da irgendein Typ mit sehr tiefer Stimme aus dem Nachbarzimmer herüber.
nach Wisconsin Dells fahren
28
Nach einem herzhaften Frühstück brachen Clara und Lincoln direkt ins Noah’s Ark auf, auch bekannt als »Amerikas größtes Spaßbad«. Es war nicht bloß die größte Attraktion von Wisconsin Dells, sondern auch das, wovon Clara geträumt hatte, als sie als zehnjähriger Wasserrutschenfan ihre To-do-Liste geschrieben und in die Zeitkapsel gesteckt hatte.
Als sie den Eintritt bezahlt hatten und das Areal betraten, wo permanentes Wasserrauschen und helles Kinderlachen die heiße Sommerluft erfüllten, drehte sich Clara, völlig überwältigt von der glanzvollen Größe des Bads, langsam zu Lincoln um. »Meine Fresse.« Ein Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit. »Wir sind wirklich hier. Schau dir das an , Linc! Das ist … Das ist ja
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