Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Lieber! Ich will hier runter !
    » Ich will runter, Papa! «, brüllte nun auch das kleine Mädchen mit den schwarzen Zöpfen.
    »Ist schon okay, alles gut …« Lincoln drückte Clara sanft die Hand.
    »Gar nichts ist okay!«, rief Clara. »Schau mal, wie scheißhoch das hier ist! Diese Rutsche ist doch was für Irre !«
    » Die Rutsche ist für Irre! «, heulte das Mädchen mit den schwarzen Zöpfen schluchzend.
    »Verdammte Scheiße. Sie hat recht !«, sagte eine Jugendliche erschaudernd, die hinter dem Mädchen mit den schwarzen Zöpfen in der Schlange stand.
    »Lady, Sie halten hier alles auf und lösen auch noch ’nen Riesentumult aus. Ich muss Sie noch mal bitten, sich jetzt auf die Matte zu legen und Ihre Rutschpartie zu genießen«, sagte der Helfer. »Los.« Er ging in die Hocke und klopfte einladend auf die Rutschmatte.
    »Oh, mein Gott, Linc!« Clara klammerte sich an ihn.
    » Oh, mein Gott, Papa! «, schluchzte das Mädchen mit den schwarzen Zöpfen.
    »Verdammte Scheiße!«, japste die Jugendliche hinter ihr.
    »Okay, hören Sie«, flüsterte der Rutschhelfer Clara und Lincoln zu. »Unter normalen Umständen ist es zwar nicht erlaubt, zu zweit auf einer Matte zu rutschen, aber wie wäre es, wenn ich ein Auge zudrücke und Sie gemeinsam drauflasse? Rutschen Sie dann?«, beschwor er Clara.
    »Zu…sammen?«, vergewisserte sie sich zitternd.
    »Ja.« Lincoln lächelte den geduldigen Rutschhelfer dankbar an. »Danke, das wäre toll. Oder, C. J.?« Er legte ihr zur Bestärkung den Arm um die Schulter.
    Clara kniff die Augen zusammen und gab ein unverständliches Grunzen von sich.
    »Das bedeutet okay«, erklärte Lincoln, der bereits auf der roten Matte Platz nahm und Clara zu sich winkte.
    »Sie setzen sich jetzt zwischen seine Beine und lehnen sich zurück an seine Brust«, belehrte sie der Rutschhelfer. »Keine Sorge. Das macht Spaß …«
    Clara, die den Atem anhielt und dreinschaute wie ein Reh im Scheinwerferlicht, folgte den Instruktionen.
    »Braves Mädchen.« Lincoln lächelte, als sie sich so fest an seine Oberschenkel krallte, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. »Ich halte dich«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich halte dich fest …«
    »Fertig?«, erkundigte sich der Helfer. »Ich zähle bis drei. Eins … zwei …«
    Clara fing an zu schreien wie am Spieß.
    » Drei! « Er schubste Lincoln an, und sie schossen die Rutsche hinunter.
    Und gemeinsam machten Clara und Lincoln den »Kopfsprung«.
    An diesem Abend aßen sie im Edgewater, einem der besseren Restaurants von Wisconsin Dells, charmant und urig, mit schummriger Beleuchtung und einer hundert Jahre alten Eiche, um die herum eine Bar, die auch aus Eichenholz bestand, errichtet war. Ein Jazz-Quartett spielte alte Standards, und einige Paare wiegten sich im Takt der Musik auf der Tanzfläche, als wären sie aus einer anderen Zeit. Über einem köstlichen Meeresfrüchtegericht und leckeren Wodkacocktails namens Oak Cars lachten Clara und Lincoln Tränen darüber, wie laut sie die ganze Rutschpartie durch den »Kopfsprung« gekreischt hatte und wie sehr Lincoln noch jetzt die Ohren davon schrillten. »Dein Bruder muss mir wohl Taubstummensprache beibringen, wenn wir wieder nach Hause kommen«, zog er Clara auf.
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte Clara kichernd und tupfte sich gerade die Tränen aus den Augen, als ihr Kellner mit der dritten Runde Oak Cars an den Tisch kam.
    »Kann ich Sie beide noch für ein Dessert begeistern?«, erkundigte er sich.
    Lincoln sah Clara erst fragend an, bevor er antwortete: »Nein danke. Ich denke, die Drinks hier reichen voll und ganz.«
    »Wir hatten einen Wahnsinnstag«, erklärte sie dem Kellner und teilte ihm voller Stolz mit: »Wir haben den Kopfsprung gemacht.«
    »Aaah«, erwiderte er nickend. »Wie hat es Ihnen denn in der Noah’s Ark gefallen?«
    »Super!«, verkündeten Clara und Lincoln unisono.
    »Ich find’s da auch fantastisch«, sagte der Kellner grinsend, bevor er zu einem anderen Tisch eilte, an dem soeben neue Gäste Platz genommen hatten.
    »Ich hatte wirklich einen Riesenspaß heute.« Clara nahm den Strohhalm aus ihrem Glas.
    »Ich auch.« Lincoln erhob sein Glas und lächelte sie an: »Auf die Dells!«
    »Auf die Dells!«
    »Und«, fügte er mit sanfterer Stimme hinzu, wobei er ihr weiterhin in die Augen blickte, »auf die wundervolle Listenschreiberin, die uns hierhergeführt hat.«
    Claras Wangen liefen rosa an, als sie ihn verschämt anlächelte. »Danke, dass du dran