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Die Liste

Die Liste

Titel: Die Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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durchkämmten den an das Sojabohnenfeld angrenzenden Wald, fanden aber keine Spur des Mörders. Dafür entdeckten sie auf dem Erdboden neben dem Traktor eine Kugel Kaliber 30.06.
    Kurze Zeit später wurde festgestellt, dass sie aus dem Gewehr stammte, mit dem auch Lenny Fargarson getötet worden war.

    Ich drückte mich im Büro des Sheriffs herum, bis es dunkel geworden war. Wie zu erwarten, wimmelte es dort von Deputys und Constables, die verschiedene Theorien entwickelten und neuen Details auf der Spur waren. Die Telefone klingelten ununterbrochen. Immer mehr Einwohner Clantons, die ihre Neugier nicht länger in Zaumhalten konnten, kamen vorbei und fragten jeden, der zuzuhören bereit war, ob es etwas Neues gebe.
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    Es gab nichts Neues. McNatt verbarrikadierte sich mit seinen wichtigsten Mitarbeitern in seinem Büro und versuchte zu entscheiden, was als Nächstes zu tun war.
    Am Wichtigsten war für ihn, die übrigen Geschworenen zu schützen. Drei waren tot – Mr Fred Bilroy (Lungenentzündung), und jetzt Lenny Fargarson und Mo Teale. Vor den Häusern der anderen neun war jeweils ein Streifenwagen postiert worden.
    Ich war gerade auf dem Weg in die Redaktion hinüber, wo ich an dem Artikel über den Mord an Mo Teale arbeiten wollte, als ich Licht in Harry Rex’ Kanzlei sah. Er saß in seinem Konferenzzimmer und wühlte in Bergen von Aussagen, Schriftsätzen und sonstigem juristischem Gerümpel herum, deren Anblick bei mir wie immer Kopfschmerzen auslöste. Wir holten zwei Bierflaschen aus seinem kleinen Bürokühlschrank, setzten uns ins Auto und fuhren los.
    In Coventry, einem Arbeiterviertel der Stadt, bogen wir in eine schmale Straße ein und passierten ein Haus, in dessen Vorgarten mehrere Autos wie umgefallene Dominosteine geparkt waren. »Da wohnt Maxine Root«, sagte Harry Rex. »Sie war eine der Geschworenen.«
    Ich konnte mich vage an Mrs Root erinnern. Ihr kleines, aus roten Ziegeln gebautes Haus besaß keine Veranda, die diese Bezeichnung verdient hätte, sodass die Nachbarn neben den Autos auf Klappstühlen saßen. Sämtliche Lampen im Haus brannten. Neben dem Briefkasten parkte ein Streifenwagen. Die beiden Deputys hatten sich an die Kotflügel gelehnt, rauchten und musterten uns aufmerksam, als wir vorbeifuhren. Harry Rex hielt an und sagte zu einem der Deputys: »Guten Abend, Troy.«
    »Hallo, Harry Rex«, erwiderte Troy und ging einen Schritt auf uns zu.
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    »Ganz schön was los hier.«
    »Nur ein Idiot würde versuchen, hier Ärger zu machen.«
    »Wir waren gerade in der Gegend«, sagte Harry Rex.
    »Ihr fahrt besser weiter«, sagte Troy. »Die Leute hier haben nervöse Finger.«
    »Bis dann.« Wir fuhren davon und bogen am Viehstall nördlich der Stadt von der Straße ab. Eine lange, dunkle Sackgasse führte fast bis zum Wasserturm. Auf halbem Weg sahen wir plötzlich mehrere Autos, die auf beiden Seiten der Straße geparkt waren. »Wer wohnt hier?«, fragte ich.
    »Mr Earl Youry. Er hat in der hinteren Reihe gesessen, am weitesten von den Zuschauern entfernt.«
    Auf der Veranda von Yourys Haus hatte sich eine kleine Menschenmenge versammelt. Einige saßen auf der Treppe, andere hatten es sich auf Gartenstühlen auf dem Rasen bequem gemacht. Irgendwo in ihrer Mitte war Mr Earl Youry versteckt, gut geschützt von seinen Freunden und Nachbarn.
    Miss Callie wurde ähnlich massiv verteidigt. Auf der Straße vor ihrem Haus standen so viele Autos, dass wir kaum durchkamen. In jedem Auto saßen mehrere Männer.
    Einige rauchten, andere hielten ein Gewehr in der Hand.
    Auf den Veranden und in den Gärten der umliegenden Häuser wimmelte es nur so von Leuten. Halb Lowtown war gekommen, damit sie sich sicher fühlte. Feststimmung lag in der Luft.
    Unsere weißen Gesichter wurden misstrauisch beäugt.
    Wir hielten erst, als wir mit den Deputys sprechen konnten. Nachdem sie uns begrüßt hatten, entspannte die Menge sich. Wir parkten, und ich ging zum Haus hinüber, während Harry Rex zurückblieb und mit den Deputys plauderte.
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    Miss Callie war in ihrem Schlafzimmer und las mit einer Freundin aus ihrer Kirchengemeinde zusammen in der Bibel. Neben Sam und Esau saßen mehrere Diakone auf der Veranda. Alle brannten darauf, Einzelheiten über den Mord an Teale zu hören. Ich erzählte ihnen, was ich sagen durfte; viel war es nicht.
    Gegen Mitternacht löste sich die Menge langsam auf.
    Sam und die Deputys hatten Wachen für die Nacht organisiert, die mit dem Gewehr in der Hand auf der Vorder-

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