Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
Raketenrohren.
    Wie, zum Teufel, sollten es ein paar abgerissene Stammeskrieger mit einer solchen Kampfmaschinerie aufnehmen können?
    Fünf weitere Hubschrauber desselben Typs folgten dicht aufeinander. Sie flogen über das Dorf und seine Umgebung hinweg, um – wie Ellis vermutete – feindliche Kampfstellungen aufzuspüren. Dies war eine routinemäßige Vorsichtsmaßnahme - die Russen hatten keinerlei Grund zu der Annahme, auf starken Widerstand zu stoßen.
    Natürlich glaubten sie, ihre Attacke sei ein Überraschungsangriff.
    Jetzt tauchte ein anderer Hubschraubertyp auf. Ellis erkannte einen M-8. Diese Helikopter waren größer als die anderen, aber dennoch weniger furchterregend, weil sie weniger Kampf-als vielmehr Transporthubschrauber waren. Bis zu zwanzig oder gar dreißig Mann konnten sie an Bord nehmen. Der erste schien über dem Dorf zu verhalten, sank dann plötzlich seitwärts weg und landete in einem Gerstenfeld. Fünf weitere Transportmaschinen folgten dem Manöver. Insgesamt hundertfünfzig Mann, dachte Ellis.
    Sofort nach der Landung sprangen die Soldaten heraus, ließen sich lang auf den Boden fallen und zielten mit ihren Gewehren auf das Dorf, schössen jedoch nicht.
    Um das Dorf einzunehmen, mussten sie über den Fluss , und die einzige Möglichkeit dazu bot die Brücke - falls sie nicht hinüberschwimmen wollten. Aber das wussten sie nicht, noch nicht. Sie waren rein routinemäßig auf der Hut: Der Überraschungsfaktor, davon waren sie sicher überzeugt, garantierte ihnen leichtes Spiel.
    Ellis befürchtete, dass das Dorf allzu verödet wirken mochte. Seit dem Auftauchen des ersten Hubschraubers waren inzwischen mehrere Minuten vergangen, und normalerweise hätte man ein paar Leute sehen müssen, die Hals über Kopf flohen. Unwillkürlich wartete er auf den ersten Schuss . Angst hatte er nicht mehr. Er hatte sich auf zu viele Dinge zu konzentrieren, als dass für solche Gefühle noch Platz blieb. Von irgendwoher tauchte ein Gedanke auf: So ist es immer, wenn’s erst mal losgeht.
    Ihm fiel ein, dass Schahazai im Gerstenfeld Minen gelegt hatte. Warum war noch keine hochgegangen? Einen Augenblick später hatte er die Antwort. Einer der Soldaten – ein Offizier vermutlich - stand auf und brüllte einen Befehl. Zwanzig oder dreißig Männer sprangen hoch und liefen auf die Brücke zu. Plötzlich gab es eine dröhnende Detonation, die selbst den Lärm der Hubschrauber übertönte; und gleich darauf erfolgte eine zweite und dritte, als unter den Füßen der rennenden Soldaten der Boden zu explodieren schien und Wolken brauner Erde und goldener Gerste alle umhüllten, ausgenommen einen Mann, der hoch in die Luft geschleudert wurde und dann langsam zu fallen begann, sich wieder und wieder überschlagend wie ein Akrobat, bis er auf den Boden prallte, zusammengestaucht zu einem Häufchen. Während die Detonationen verklangen, wurde ein anderes Geräusch hörbar, ein tiefes, dumpfes Rattern wie wild wirbelnder Trommelschlag - es kam von der Felsplatte her: Jussuf und Abdur hatten das Feuer eröffnet. In wilder Unordnung zogen sich die Russen zurück, als nunmehr auch die Guerillas im Dorf mit ihren Kalaschnikows über den Fluss feuerten.
    Der Überraschungsfaktor war für die Guerillas ein gewaltiger Vorteil – für den Anfang.
    Aber das konnte nicht von langer Dauer sein: Kein Zweifel, dass der russische Befehlshaber seine Leute schon bald um sich scharen würde. Doch zuvor musste er den Zugang zur Brücke sichern.
    Einer der Transporthubschrauber im Gerstenfeld explodierte, offenbar von Jussufs oder Abdurs Maschinengewehr getroffen. Ellis war beeindruckt: Zwar hatte eine Dashoka eine Reichweite von anderthalb Kilometern, und die Hubschrauber waren nur halb so weit entfernt, doch musste man schon ein verdammt guter Schütze sein, um aus dieser Entfernung vernichtend zu treffen.
    Die Kampfhubschrauber vom Typ Mi-24 befanden sich noch in der Luft, kreisten über dem Dorf. Jetzt brachte der russische Befehlshaber sie erst richtig zum Einsatz. Einer dieser Helikopter schwebte tief über den Fluss hinweg und belegte Schahazais Minenfeld mit Feuer. Jussuf und Abdur beschossen - und verfehlten ihn. Schahazais Minen explodierten, eine nach der anderen, ohne Schaden anzurichten. Ellis wünschte sich, die Minen hätten mehr als bloß die etwa zwanzig Mann kampfunfähig gemacht - zwanzig von hundertfünfzig, das war nicht viel. Der Kampfhubschrauber stieg wieder höher, von Jussuf vertrieben; doch ein anderer

Weitere Kostenlose Bücher