Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
Fünf-Löwen-Tal handelt, den man gegen seinen Willen gezwungen hat, den Russen zu helfen. Wenn das der Fall ist, werde ich mit ihm sprechen und alles entsprechend arrangieren.«
    »Und falls er nicht darauf eingeht?«
    Mohammed überlegte. »Dann ist er kein guter Mann, den man zur Hilfe gezwungen hat, sondern ein Verräter, der um persönlicher Vorteile willen freiwillig mit dem Feind kollaboriert, und ich werde ihn töten.«
    »Ich möchte nicht, dass irgendjemand meinetwegen getötet wird«, sagte Jane hastig.
    »Es ist nicht deinetwegen«, sagte Ellis schroff. »Es wäre meinetwegen - ich habe mich geweigert, allein weiterzuziehen.«
    Jane schwieg.
    Ellis dachte an praktische Dinge. Er sagte zu Mohammed: »Du bist nicht wie ein Nuristani gekleidet.«
    »Ich werde mit Halam die Kleider tauschen.«
    »Du sprichst die hiesige Sprache nicht gut.«
    »In Nuristan gibt es viele Sprachen. Ich werde behaupten, ich käme aus einem Gebiet, wo man eine andere Sprache spricht. Die Russen verstehen sowieso keine dieser Sprachen, also können sie auch nichts merken.«
    »Was willst du mit deiner Schusswaffe machen?«
    Mohammed überlegte einen Augenblick. »Könnte ich einen von den Tragbeuteln haben?«
    »Sicher«, sagte Ellis. »Das lässt sich machen.«
    Jane fragte sich, ob das nicht Verdacht erregen würde. Nein, wahrscheinlich nicht: Bei den Afghanen wirkte fast alles eigentümlich zusammengestoppelt, ihre Kleidung ebenso wie mancherlei Gebrauchsgegenstände. Trotzdem würde Mohammed mit Sicherheit früher oder später Misstrauen erwecken. Sie fragte: »Und was wird passieren, wenn denen schließlich bewusst wird, dass sie auf der falschen Spur sind?«
    »Bevor’s so weit kommt, laufe ich in der Nacht davon und lasse sie mitten im Nichts zurück.«
    »Das ist furchtbar gefährlich.«
    Mohammed gab sich heroisch-gelassen. Wie die meisten Guerillas war er bei allem unabstreitbaren Mut auch lächerlich eitel.
    Ellis sagte: »Wenn du den Zeitpunkt nicht genau abpasst und die Russen Verdacht schöpfen, bevor du dich davonmachen kannst, dann werden sie dich foltern, um herauszubekommen, welche Route wir tatsächlich genommen haben.«
    »Die kriegen mich niemals lebendig«, sagte Mohammed.
    Jane zweifelte nicht daran.
    Ellis sagte: »Aber wir werden ohne Führer sein.«
    »Ich werde einen anderen für euch finden.« Mohammed wandte sich Halam zu, und beide begannen in dem gewohnten Kauderwelsch ein schnelles Gespräch. Für Jane lag es auf der Hand, dass Mohammed versuchte, Halam als Führer zu gewinnen. Sie mochte Halam nicht sehr – er war ein allzu guter Händler, als dass man ihm völlig hätte vertrauen können -, aber da er zweifellos viel unterwegs war, schien es nur natürlich, dass die Wahl auf ihn fiel. Die meisten Einheimischen hatten sich vermutlich nie aus ihrem Tal hinausgewagt.
    »Er sagt, dass er den Weg kennt«, erklärte Mohammed, jetzt wieder auf französisch. Jane spürte ein eigentümliches Zucken in der Magengegend, ein Gefühl der Beklommenheit.
    Mohammed fuhr fort: »Er wird euch nach Kantiwar bringen, und dort wird er einen anderen Führer für euch finden, der euch über den nächsten Pass bringt. Auf diese Weise werdet ihr schließlich nach Pakistan gelangen. Für seine Dienste verlangt er fünftausend Afghanis.«
    Ellis sagte: »Das klingt wie ein anständiger Preis, aber wie viele Führer werden wir für die gleiche Summe noch anheuern müssen, bevor wir Chitral erreichen?«
    »Vielleicht fünf oder sechs«, sagte Mohammed.
    Ellis schüttelte den Kopf. »Wir besitzen keine dreißig-tausend Afghanis, ganz abgesehen davon, dass wir ja auch Lebensmittel kaufen müssen.«
    »Den Proviant müsst ihr euch beschaffen, indem ihr Patienten ambulant behandelt«, sagte Mohammed. »Und wenn ihr erst einmal in Pakistan seid, wird die Wegstrecke leichter. Es ist durchaus möglich, dass ihr am Ende gar keine Führer mehr braucht.«
    Ellis Miene drückte Zweifel aus. »Was hältst du davon?« fragte er Jane.
    »Es gibt ja eine Alternative«, sagte sie. »Du könntest ohne mich gehen.«
    »Nein«, sagte er. »Es gibt keine Alternative. Wir gehen zusammen.«

18
     
     
    AM ERSTEN TAG fanden die Suchtrupps von Ellis und Jane keine Spur.
    Jean-Pierre und Anatoli saßen auf harten Holzstühlen in einem spartanischen, fensterlosen Büro im Luftstützpunkt von Bagram und hörten sich die Berichte an, die über Funk hereinkamen. Die Suchtrupps waren vor Sonnenaufgang aufgebrochen – zum zweiten Mal. Zu Anfang waren es

Weitere Kostenlose Bücher