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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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kleinen Garten hinaus.
    «Vielleicht», sagte Laura, als sie wieder neben der alten Frau auf der Bank saß, «vielleicht sollten Sie die Geschichte von Claretta anders erzählen. Es gibt andere Möglichkeiten, einen Vergewaltiger zu vernichten. Man muss ihn nicht umbringen. Man kann ihn ins Gefängnis bringen.»
    Maria Valeria schaute aufs Meer hinaus, beschattete ihre Augen mit einer Hand und wurde trotzdem vom blaugrünen Glitzern geblendet. «Sie meinen etwas anderes, Commissaria. Sie wollen mich schonen, nicht wahr? Aber eigentlich wollen Sie sagen, dass wir alle eine Mitschuld an Valerias Tod tragen. Selbst Claretta.»
    «So ist es wohl», erwiderte Laura leise. «Und auch Nella und Simonetta hat diese Geschichte ganz schön in Schwierigkeiten gebracht.»
    «Bitte helfen Sie den Mädchen, Commissaria. Sie verstehen, was in den beiden vor sich gegangen ist. Sie müssen ihnen helfen, bitte.»
    «Ich weiß nicht, ob ich das kann, Signora. Es geht nicht, dass man einen Menschen niedersticht und sich nicht dafür verantworten muss. Das wissen Sie auch. Für so etwas haben wir Gerichte.»
    «Aber Simonetta ist noch ein halbes Kind …»
    «Sie wussten es also, Signora.»
    Maria Valeria bekreuzigte sich.
    «Wenn Sie das wussten, dann können Sie mir vielleicht auch sagen, wer den Katzenkopf vor unsere Tür gelegt hat und das Fenster einwarf?»
    Die alte Frau senkte den Kopf, atmete schwer.
    «Es war Marco.» Sie hustete. «Marco wollte Sie erschrecken, damit Sie wieder abreisen und nicht nach Nella und Simonetta suchen.»
    «Hat er wirklich geglaubt, dass wir uns von ein bisschen Hexenzauber vertreiben lassen würden?»
    «Ich weiß es nicht, Commissaria.»
    «Haben Sie es geglaubt?»
    «Er hat es mir erst hinterher erzählt. Ich habe nicht geglaubt, dass Sie gehen würden.»
    Laura stand langsam auf, ließ ihren Blick an der Steilküste entlangwandern, hinauf in die Mosaike der Weinberge und hinunter zum Meer. Sie atmete so tief ein, dass ihre verletzte Schulter schmerzte. «In diesem Land zu leben lohnt sich, Signora. Sorgen Sie gut für die nächste Generation. Nella ist ein wunderbares Mädchen.» Sie drückte die Hand der alten Frau und ging.

    Maresciallo Sarbia und Michele Amato brachten Guerrini zum Wagen der Carabinieri, halfen Laura mit dem Gepäck. Die Cabuns wollten keine Miete für das Zimmer nehmen, doch Laura bestand darauf, zu zahlen.
    «In meinem Beruf», sagte sie zu dem jungen Cabun, der diesmal nur ein ganz klein wenig arrogant war, «in meinem Beruf darf man nicht einmal die kleinste Vergünstigung annehmen.»
    «Aber Signora! Es ist ein Geschenk der Familie, keine Vergünstigung!»
    «Gerade deshalb», erwiderte sie, zwinkerte ihm zu und stieg in das Polizeiauto, das vor der Tür wartete.
    Sarbia und Amato brachten sie zu Lauras altem Mercedes, der noch immer am Rand der Stichstraße abgestellt war.
    «Wir sollen also nichts gegen die Mädchen unternehmen?» Sarbia war erleichtert und gleichzeitig im Zweifel.
    «Nein, nichts! Ich möchte erst den Hintergrund der Geschichte in München klären. Es kommt ganz darauf an, wie Doktor Denner sich verhält.»
    «Sie meinen also, dass er möglicherweise keine Anzeige gegen die beiden erstattet?» Sarbia hob die Augenbrauen.
    «Möglich ist alles, Maresciallo. Falls er tatsächlich schuld an Valerias Tod ist, weiß niemand, wie er sich verhalten wird.»
    Sergente Amato, der am Steuer saß, stieß einen leisen Fluch aus, als er neben Lauras Wagen hielt. Beinahe gleichzeitig mit seinem Fluch sahen auch alle anderen den Grund dafür. Ein Seitenfenster des Mercedes war eingeschlagen.
    «Es ist mir richtig unangenehm!», schimpfte Sarbia. «Das waren wieder diese Kerle aus La Spezia oder Livorno!»
    Der junge Carabiniere grinste. «Ich würde sagen, es waren die aus Rom, Maresciallo. Das ist noch weiter weg.»
    «Und ich würde sagen, es war Marco Cabun», fügte Laura den Mutmaßungen hinzu.
    «Marco Cabun? Niemals, Commissaria!»
    «Doch! Er hat uns auch den Katzenkopf vor die Tür gelegt und den Stein durchs Fenster geworfen.»
    Sarbia starrte sie mit offenem Mund an. «Woher wissen Sie das?»
    «Von seiner Großmutter.»
    Der Maresciallo machte den Mund wieder zu und lud Guerrinis Koffer in den Mercedes. «Warum sagt sie mir so etwas nicht? Ich habe sie auch danach gefragt.»
    «Vielleicht, weil Sie ein Mann sind, Maresciallo. Die Cabun-Frauen sind sehr eigenwillig.»
    Sarbia seufzte und half Laura dabei, die Glasscherben vom Rücksitz zu sammeln. Dann

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