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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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angenehm finde, ständig mit den Verfehlungen meiner Geschlechtsgenossen konfrontiert zu werden.»
    Denners Belästigungen gingen weiter. Valeria verbrachte jede freie Minute mit Roberto Malenge oder ihrer spanischen Freundin, um der bedrückenden Atmosphäre im Hause Denner zu entkommen.
    Die Datierungen näherten sich dem Zeitpunkt von Valerias Tod, und Laura las beinahe atemlos weiter. Es kamen nur noch ganz kurze Eintragungen:
    Muss weg. Ich halte es nicht mehr aus.
    Die Signora hasst mich. Sie weiß, dass ihr Mann mir nachstellt. Warum hasst sie nicht ihn?
    Ich kann es Roberto nicht sagen. Er würde ihn umbringen!
    Ich kann es niemandem sagen!
    Die letzte Eintragung ließ Laura erschauern. Es war nur ein Satz in besonders großen Buchstaben, und Valeria hatte den Stift so fest aufgedrückt, dass das Papier ein wenig eingerissen war.

    Ich werde ihn umbringen!
     
    «Wie könnte sie das angestellt haben?», fragte Guerrini sachlich. «Lass mal alle Gefühle weg … jedenfalls für ein paar Minuten, ja? Wie könnte sie versucht haben, ihn umzubringen.»
    «Es fällt mir schwer, Angelo. Ich frage mich immer wieder, warum können Menschen nicht um Hilfe bitten? Warum können Sie sich nicht anderen anvertrauen? Es passiert immer wieder!»
    «Es ist so, und es gibt auch viele Gründe dafür, vor allem in diesem Fall. Denk nicht an so etwas und auch nicht daran, dass es traurig, entsetzlich und total tragisch ist. Denk darüber nach, was sie getan haben könnte, um ihn zu töten. Trink einen Schluck Kaffee und konzentriere dich!»
    Laura trank, wusste schon. «Sie ist ihm nachgegangen. Sie hat herausgefunden, dass er ab und zu in diese Wohnung in der Herzogstraße geht. Dann hat sie das Tagebuch ihrer Cousine Nella geschickt, und bei seinem nächsten Besuch in der geheimen Wohnung hat sie an der Tür geklingelt. Vermutlich war er sehr überrascht, und vielleicht hat sie so getan, als käme sie zu einem Schäferstündchen. Er hat vermutlich jemand anderes erwartet, aber fand die Überraschung ganz prickelnd. Es muss dann ein Kampf stattgefunden haben, denn Baumann sagte mir, dass Denner Prellungen am Körper und Kopf trägt, die nicht von der Messerattacke stammen. Aber Valeria hat ihre Kräfte überschätzt … Denner hat sie niedergeschlagen und aus dem Fenster geworfen. Dann hat er alle Spuren beseitigt und das Fenster im Treppenhaus aufgemacht, damit es so aussieht, als hätte sie Selbstmord begangen.»
    Guerrini nickte. «Klingt ganz gut, Commissaria. Aber wie kommen die Haare und das Blut von Roberto Malenge in die Wohnung? Wieso sind keine DNA-Spuren von Denner an Valeria gefunden worden. Wer hat Denners Bruder erstochen und in den Bach geworfen? Wer schlug Roberto Malenge nieder? Weshalb ist er verschwunden?»
    «Ich weiß es nicht, Commissario. Aber wenn ich ein paar Stunden schlafen könnte, dann wird es mir vielleicht einfallen.» Laura rollte sich auf die Seite und schloss die Augen.

    Zwei Stunden später war sie wieder wach, duschte, zog sich um und machte sich auf den Weg zu Valerias Großmutter. Es war beinahe sommerlich warm, und die Sonne blendete. Laura hatte mit ihrem Sohn Luca telefoniert und sich für ihre unerwartete Reise nach Italien entschuldigt. Ganz weltmännisch hatte er erklärt, dass sie damit wohl quitt seien und ob sie den Commissario wieder mitbringen werde.
    Vielleicht, hatte sie geantwortet.
    Sie würden an diesem Nachmittag fahren. Guerrini hatte sich noch nicht entschieden, ob er nach Siena wollte oder Laura nach München begleiten würde. Noch hatte er Urlaub, und seine Wohnung lag ebenfalls im vierten Stock ohne Lift. Es machte also – rein praktisch gesehen – kaum einen Unterschied.
    Die Gassen von Riomaggiore waren voller Menschen. Touristen und Einheimische strömten an Laura vorüber oder mit ihr zum Hafen hinunter. Ihr fiel auf, dass manche Einheimische ihr seltsame Blicke zuwarfen oder die Köpfe zusammensteckten.
    Es hat sich also herumgesprochen, dachte Laura. Wird Zeit, abzureisen!
    Maria Valeria öffnete die Tür, noch ehe Laura geklopft hatte.
    «Ich wusste, dass Sie kommen, Commissaria.» Ihre Stimme klang zittrig, doch sie hielt sich sehr gerade und trug trotz der plötzlichen Wärme das schwarze Wolltuch ihrer Enkelin um die Schultern.
    «Ich wollte mich von Ihnen verabschieden, Signora Cabun. Um den Mörder Ihrer Enkelin zu finden, muss ich nach München zurück.»
    «Kommen Sie, kommen Sie noch einmal herein!» Maria Valeria ging langsam vor Laura her in den

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