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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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murmelte beruhigende Worte, irgendwas, ohne Sinn. Summte eher. Als Sofia mit den kalten Kompressen erschien, untersuchte Laura vorsichtig die Schwellungen, die Ülivias Kopf und Gesicht bedeckten. Unter dem rechten Auge war sogar die Haut aufgeplatzt, vermutlich schon vor ein paar Stunden, denn die Wunde war bereits verkrustet. Laura wurde heiß bei dieser Untersuchung. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie am liebsten die männlichen Mitglieder der Familie Özmer verprügeln würde … und wenn sie genauer darüber nachdachte, auch die weiblichen! Sie wusste, dass es nichts bewirken würde. Nur ihr selbst würde es gut tun. Jedenfalls in diesem Augenblick. Allein die Vorstellung, einen Faustschlag im Gesicht von Ülivias ältestem Bruder zu landen, half ein wenig. Laura wusste von Ülivia, dass er seine Frau schlug.
    «Es ist besser, wenn du dich hinlegst, Ülivia», sagte sie und musste sich räuspern, weil ihre Stimme kippte. «Wir werden dir jetzt ein paar kalte Umschläge machen, und dann lasse ich meine Ärztin kommen, damit sie sich deine Verletzungen ansieht.»
    «Nein, nein! Bitte nicht Arzt! Ist nicht so schlimm. Tut nicht weh!» Ülivia wollte sich aufsetzen. Sanft drückte Laura sie wieder in die Kissen.
    «Doch, ich werde die Ärztin rufen. Diese Blutergüsse sehen nicht gut aus. Ist dir schlecht, hast du Kopfweh?»
    Ülivia schüttelte den Kopf, kniff aber gleichzeitig die Augen zusammen und spannte ihre Muskeln an. Damit war klar, dass sie Schmerzen litt. Vorsichtig verteilte Laura die kalten Kompressen um den Kopf der jungen Frau. Ülivia lag mit geschlossenen Augen, war sehr blass. Die braunen Pigmentflecke auf ihren Wangenknochen und über ihrer Oberlippe wirkten beinahe schwarz. Obwohl sie so zerstört aussah und offensichtlich ein regelrechtes Folterverhör hinter sich hatte, lag ein trotziger Zug um Mund und Kinn. Ihr schwarzes lockiges Haar kringelte sich auf dem Kopfkissen, und Laura fühlte sich plötzlich an Valeria Cabun erinnert.
    «Sie werden kommen», flüsterte Ülivia.
    «Wir lassen sie nicht herein!», entgegnete Laura und drückte die Hand der jungen Frau. «Ich verspreche dir, dass wir sie nicht hereinlassen!»

    Als zehn Minuten später Lauras Exmann Ronald erschien, war Ülivia vor Erschöpfung bereits eingeschlafen. Die türkischen Nachbarn blieben unsichtbar und unhörbar, Lauras Ärztin war auf dem Weg zu ihnen. Nach dem Sturm kehrte eine zerbrechliche Ruhe ein. Und doch warf sich Sofia geradezu dramatisch in die Arme ihres Vaters, schluchzte plötzlich. «Ich bin so froh, dass du da bist, Papa. Es war entsetzlich!»
    Soso, dachte Laura und betrachtete ein wenig irritiert ihre Tochter. Luca zog die Augenbrauen hoch.
    «Erzählt erst mal, was passiert ist. Ich nehme an, dass unsere türkische Tragödie wieder ausgebrochen ist. Wäre ja nicht das erste Mal.» Ronald grinste und drückte Sofia an sich. Und Laura, die immer so sehr darauf bedacht war, dass ihre Kinder trotz der Scheidung ein gutes Verhältnis zu ihrem Vater behielten, spürte unvermutet so etwas wie Eifersucht, einen regelrechten Stich in der Magengegend.
    «Nett, dass du so schnell gekommen bist», murmelte sie. «Aber inzwischen ist alles halbwegs unter Kontrolle. Die sind wohl draufgekommen, dass Ülivia einen Freund hat. Du kannst dir vorstellen, was über das arme Kind hereingebrochen ist.»
    «Ich hab eine solche Wut auf den alten Özmer!» Sofia ballte die Fäuste. «Der tut immer so freundlich, besonders wenn er was haben will! Und dann bringt er fast seine Tochter um! Ich will den nie mehr sehen!»
    Ronald zog ein Päckchen Tabak und eine Pfeife aus seiner Jackentasche.
    «Seit wann rauchst du Pfeife?», fragte Luca verblüfft.
    «Seit vorgestern!» Ronald zwinkerte seinem Sohn zu. «Soll gesünder sein als Zigaretten. Außerdem sieht man damit bedeutend aus. Ich schreibe gerade eine Serie über berühmte Pfeifenraucher für ein Lifestyle-Magazin.»
    «Guter Auftrag?» Laura stellte die Frage automatisch, wie früher, dachte sie. Als freier Journalist hatte Ronald sich immer schon von Auftrag zu Auftrag gehangelt, stets am Rand des finanziellen Absturzes.
    «Nicht schlecht», antwortete er, stopfte seine Pfeife und zündete sie an. Laura öffnete die Balkontür und bat ihn mit einer Kopfbewegung hinaus. Achselzuckend und mit einem ironischen Lächeln um die Lippen rauchte er draußen weiter, legte wieder einen Arm um Sofias Schultern. Wie ein Hündchen war sie ihm auf den Balkon gefolgt.
    «Du

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