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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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das goldgelbe Getränk kreisen und betrachtete es nachdenklich, ohne zu trinken. «Vermutlich werden Sie mich gleich fragen, ob mein Sohn Feinde hatte. Unzählige, nehme ich an. Aber Genaues kann ich Ihnen nicht sagen, weil ich ihn nicht sehr oft sehe.»
    «Haben Sie noch andere Kinder?»
    «Ja, Frau Kommissarin. Noch so einen gelungenen Sohn. Er ist etwas jünger, nicht von Ehrgeiz zerfressen, aber dafür umso geldgieriger.»
    «Gibt es möglicherweise Streit zwischen den Brüdern?»
    «Ach, Sie meinen, ob mein zweiter Sohn dem ersten ein Messer in den Rücken gerammt haben könnte? Nein, das glaube ich nicht. Die beiden sind zwar kein Herz und eine Seele, aber größere Katastrophen gab es in letzter Zeit nicht.»
    «Sind Sie verheiratet, Frau Denner?» Laura konnte hinter dem flotten Sarkasmus der Frau eine tiefe Bitterkeit spüren.
    «Ich bin Witwe. Seit fast zwanzig Jahren. Ich reise viel, spiele so gut Golf, dass ich damit sogar hin und wieder ein wenig Geld verdiene. Allerdings habe ich es nicht nötig, weil mein Mann mir genügend hinterlassen hat. Reicht das?»
    «Im Augenblick reicht es. Kannten Sie übrigens das Au-pair-Mädchen, Valeria Cabun?»
    Ein Schatten huschte über das Gesicht der Frau; sie trank zum ersten Mal einen Schluck Whisky, verzog dabei ein wenig den Mund. «Ich habe sie zweimal getroffen. Einmal waren wir gemeinsam mit den Kindern im Englischen Garten. Wir haben uns gut verstanden und viel gelacht. Sie war eine sehr sympathische junge Frau, genau nach meinem Geschmack und viel zu schön, um in diesem Haus zu arbeiten.»
    «Wie meinen Sie das, Frau Denner?»
    «Sie haben mich schon verstanden, Frau Kommissarin. Mein Sohn ist einer von denen, die hinter jedem Rock her sind. Aber besonders schöne Röcke müssen um jeden Preis erobert werden.»
    «Weiß seine Frau davon?»
    «Sie wäre blöd, wenn sie es nicht wüsste. Aber vielleicht arbeitet sie ja so viel, dass sie es nicht merkt.»
    Laura fühlte sich unbehaglich. Der Sarkasmus der Frau verbreitete sich wie schleichendes Gift in den eleganten Räumen. «Halten Sie es denn für möglich, dass Ihr Sohn ein Verhältnis mit Valeria hatte?»
    Frau Denner lachte auf, warf dabei den Kopf in den Nacken. «Versucht hat er’s mit Sicherheit. Ob es geklappt hat, kann ich Ihnen natürlich nicht sagen. Möglich, dass sie von ihm beeindruckt war, obwohl ich es eher nicht glaube. Das Mädchen hatte Charakter und einen starken Willen. Ich hoffe nicht, dass der angestaubte Charme eines arroganten Modearztes sie umwerfen konnte.» Den Rest des Whiskys leerte sie in einem Zug, begleitete dann Laura zur Tür.
    «Tut mir Leid, wenn ich Sie schockiert habe, Kommissarin. Aber ich nehme an, dass Sie einiges gewöhnt sind.»
    «Wie man’s nimmt», murmelte Laura, nickte ihr zu und fragte sich, ob in Verachtung und Hass die eigentliche Wurzel der drei Gewalttaten lag, die in den letzten Tagen über diese Familie hereingebrochen waren.

    «Wo ist der Nachbar?» Laura hielt eine Hand vor ihre Augen, weil das rotierende Blaulicht sie schwindlig machte. «Kann man das nicht ausschalten!»
    «Lass ihnen doch ihr Spielzeug», sagte Baumann. «Der Nachbar ist da drüben bei Havel. Der ist ganz aufgeregt von dem Aufruhr hier.»
    «Manche Menschen blühen auf, wenn endlich etwas Ungewöhnliches passiert. Aber die sind mit Vorsicht zu genießen, was die Aussagen angeht!»
    «Er sagt jedenfalls eine Menge, und das jedem, der es wissen will. Ich glaube, dass Havel schon taub ist.»
    «Welcher ist es denn?»
    Baumann wies auf einen kleinen Mann mit rundem Kopf und Glatze, der sehr nahe bei Havel stand und wild auf ihn einredete. Der kleine Mann bemerkte Laura erst, als sie neben ihn trat und sich räusperte.
    «Vorsicht!», sagte er. «Hier kann man … kann man … leicht wichtige Spu … Spuren zerstören.» Offensichtlich litt er vor Aufregung an einer Sprechhemmung.
    «Soso», erwiderte Laura und unterdrückte ein Lächeln. «Ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten. Ganz kurz nur. Mein Kollege sagte mir, dass Sie etwas gesehen haben, als Sie nach Hause fuhren.»
    «Sind Sie … sind Sie auch von der Polizei?» Er versuchte ihr Gesicht zu sehen, wurde aber von einem Scheinwerfer geblendet.
    «Ich leite die Ermittlungen in diesem Fall. Wollen Sie meinen Ausweis sehen?»
    «Nein, nein! Es ist nur … alles … alles so aufregend und nun auch noch eine Kommissarin, wie im Fernsehen!» Er gluckste förmlich vor Vergnügen.
    «Können Sie mir einfach sagen, was

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